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Die THTR-Rundbriefe aus 2008
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THTR Rundbrief Nr. 124 Dez. 2008
Castorstop in Gorleben: Wer nicht da war, hat viel verpasst!
Von Hamm aus fuhren wir um 6 Uhr morgens mit dem Auto nach Münster, wo zwei Busse aus Ahaus Station machten und uns aufnahmen. Jetzt waren wir 120 Leute, die erwartungsfroh die Anfahrt im Doppeldeckerbus genossen.
Je näher wir ans Wendland kamen, desto einsamer wurde die Gegend. Alle fünf oder zehn Kilometer zwischen Feldern und Wäldern sahen wir ein kleines Dorf mit ein bis drei dutzend Häusern. Wer hier wohnt, hat sich offensichtlich sehr bewusst für diesen Ort entschieden und verteidigt seine Heimat entschlossen und mit langem Atem. An Häusern und in Gärten waren nicht nur die gelben X-Kreuze zu sehen, sondern ganze Gruppen von herausgeputzten Strohpuppen mit Plakaten und Transparenten kommentierten die herrschende Atompolitik und betonten den Widerstandswillen der Region..
Je näher wir nach Gorleben herankamen, umso mehr Polizeikontrollpunkte gab es an den Kreuzungen und der Verkehr wurde zähfliessend. Jetzt ahnten wir schon, dass wir bedeutend mehr werden würden als noch vor zwei Jahren. 16.000 Menschen. Der Asseskandal und die drohende Renaissance der Atomkraft machten es möglich. Im kleinen Dorf Gorleben ging es im Schrittempo zum Busparkplatz. Aussteigen, rein ins Getümmel und hin zur Auftaktkundgebung. Es war schon sehr erstaunlich, wie vielfältig sich die Proteste artikulierten. Überall waren verkleidete und geschminkte Menschen zu sehen; an jeder Ecke eine Trommelguppe und vor allen Dingen unglaublich viele junge Leute. Einen Tag zuvor fand im Wendland bereits die traditionelle Schülerdemonstration statt. Unsere alten Freunde von Ecodefence aus Russland, die gegen den NRW-Atommülltransport aus Gronau nach Sibirien kämpfen, waren natürlich auch da. Denn hier holt man sich Kraft, Mut und Anregungen für die kommenden Auseinandersetzungen in der ganzen Welt!
Fast jeder hielt hier ein orginelles selbstgemachtes Plakat oder Symbol in den Händen, immer aus einem speziellen Blickwinkel heraus. In den Bäumen hingen Transparente und verschiedene Klettermaxe probten schon mal den Ernstfall. 400 Trecker am Wegesrand waren die machtvollste Demonstration. Die "Bäuerliche Notgemeinschaft" gehört seit Jahrzehnten zum Rückgrat der Bewegung. Uralte Syfried-Polizeikarrikaturen fordern "Besatzer raus aus dem Wendland!".
Plakate rufen für spezielle Aktionen in den nächsten Stunden und Tagen auf: Die "Verschwörung der Zwerge" trifft sich in Hitzacker! Theatergruppen führten kleine Stücke auf und am Wegesrand stand gleich hundertfach die unvermeidliche Polizei. Eine junge Polizistin wurde von Reportern nach ihren Erwartungen gefragt und anwortete sinngemäss: "Ich bin ganz gespannt auf die Clown-Armee. Was die so machen..." Und lächelte dazu. -- Ja, was macht eine Clown-Armee? Nichts als Unsinn. Genauso wie die Polizei, die sie meistens karrikiert, sich neben ihr aufstellt und im übertriebenen Gestus ihre Bewegungen nachstellt. Und natürlich -- wichtig, wichtig - Atommüllfässer hin- und herkarrt.
Viele sind emsig damit beschäftigt, sich für die kommenden Auseinandersetzungen gegenseitig Mut zu machen und für eine entspannte Grundstimmung zu sorgen. Plötzlich ruft Bernd "Oh je, ein ganzer Pulk grüner Promis! Erst in der Regierung mittelfristig den Betrieb von Atomanlagen sichern, bis sich die Atomindustrie eine neue Strategie ausdenken kann und jetzt das! Wie können die es wagen, hier so aufzutreten?!" - In der Tat, fast die ganze Bundestagsfraktion und etwa ein- bis zweihundert Grünbeflaggter dominierten einen ganzen Demonstrationsabschnitt. "Und wir haben alle unsere schwarzen Fahnen zuhause gelassen, so was blödes...." ärgerte er sich. Die Wendländer nahmen den grünen Vorwahlkampfauftritt gelassener hin. Sie hatten Wichtigeres zu tun. Bereits vor Jahren hatten sich hier viele grüne Gruppen aufgelöst und in die unabhängige "Grüne Liste Wendland" umgewandelt, fertig.
Die zur Verfügung stehende freie Fläche vor dem Atommülllager war für die ankommenden Menschen fast zu klein, sodass bei der Abschlusskundgebung ein grosses Gedränge herrschte. Die Atommüllkrake kämpfte sich bis zur Tribüne durch. Eine Aktionstheaterguppe schleppte sich als beeindruckend herausgeputzte apokalyptische Reiter langsam vorwärts - und immer wieder machten Jugendliche mit ihrem bunten Protest auf sich aufmerksam. Nun war klar, dass ab heute ein neues Kapitel in der Anti-Atombewegung geschrieben werden konnte: Unsere eigene Renaissance als erstarkte Bewegung.
Auf dem Rückweg entlang der Treckerparade liefen fünfjährige Kinder mit bunten Widerstandslaternen langsam durch die Abenddämerung nach Hause. Vorbei an dem Haupteingang des Atomlagers, wo die traditionelle Sitzblockade für die nächsten zwei Tage schon begonnen hatte. Wir kauften uns noch X-Gebäck für den Rückweg und den obgligatorischen Wendenpass: "Dieser Paß ist gültig, solange sein Inhaber noch lachen kann." Die Türen vieler angrenzender Bauernhäuser standen offen, damit sich müde Demonstranten auch mal ausruhen konnten. Doch wirklich müde war an diesem Tag kaum jemand, denn es folgten noch drei weitere ereignisreiche Widerstandstage. Das nächste mal sind wir wieder dabei und nehmen uns noch mehr Zeit!
Neues vom Atomausstieg:"Extreme Reaktivitätsstörfälle" |
Der Atomausstieg ist in der Bundesrepublik Deutschland immer noch eine gültige Vereinbarung. Trotzdem wird weiter an der Atomenergie geforscht. Insbesondere an Hochtemperaturreaktoren. Bei dieser Reaktorlinie rechnen ihre Erfinder und Weiterentwickler - was die Sicherheit anbetrifft - mit dem Allerschlimmsten.
Die Rheinisch- Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen macht aus dieser Not heraus eine Tugend und schafft für sich selbst Arbeitsplätze, um dieses eklatante Manko irgendwie abzustellen. Deswegen dürfen sich zwei Promotoren in Zukunft an folgenden Themen die Zähne ausbeissen:
1. Untersuchungen zur Spaltproduktfreisetzung aus einem HTR bei einem Druckentlastungsstörfall
2. Erweiterung der Simulationsmöglichkeiten für Störfälle in HTR durch Kopplung der Rechenprogramme DIREKT und COCOSYS und Einbindung systemtechnischer Komponenten
Dabei haben wir immer wieder gesagt bekommen, wie sicher die Generation IV-Reaktoren seien. Die kritische Moormann-Studie, die in diesem Jahr innerhalb des Forschungszentrums Jülich veröffentlicht wurde, verweist dererlei Behauptungen jedoch in das Reich der Legenden, sodass unsere THTR-Freunde aus Jülich und Aachen gar nicht anders können, als Folgendes in ihrer Stellenbeschreibung zuzugeben:
"Allerdings gibt es auch beim HTR Störfallszenarien, die noch einer intensiven Untersuchung bedürfen. Hierzu gehört die Problematik der Druckentlastung des Primärkreises durch ein oder mehrere Leckagen. Damit direkt verbunden ist die Frage der Spaltproduktfreisetzung aus dem kugelförmigen Brennelement, dem Transport aus dem Reaktordruckbehälter bis hin zu ihrem Verhalten in einem Anlagengebäude. Besondere Bedeutung kommt dabei der Mobilisierung des im Reaktorbetrieb gebildeten Staubs sowie seiner Befrachtung mit radioaktiven Stoffen (Spalt- und Aktivierungsprodukte, Aktiniden) zu."
Damit die Studenten für die kommenden Aufgaben, die mit einer zügigen Forcierung der Nuklearforschung verbunden sind, fitbleiben, findet in der RWTH ein sogenanntes "Kerntechnisches Kolloquium" statt. Bei dieser völlig "neutralen" Lehrveranstaltung haben innerhalb dieser staatlichen Institution folgende Atomkonzerne das Sagen: RWE, Westinghouse, Areva, Babcock-Noell, Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS). - Ach ja, das Bundesumweltministerium darf sogar auch einmal was sagen: "Gewährleistung nuklearer Sicherheit im politischen Spannungsfeld". Da sind wir aber gespannt. Und das Forschungszentrum Jülich ist am 3. 2. 2009 natürlich mit seinem Lieblingsthema präsent: "Stand der internationalen Entwicklung zu "Generation IV" Reaktorsystemen". Ein eigentümliches Thema in einem Ausstiegsland.
Darüberhinaus haben die Studenten der Studienrichtung Energietechnik und der Vertiefungsrichtung Reaktorsicherheit und - technik die Möglichkeit, zu interessanten und vielsagenden Themen Studien- oder Diplomarbeiten zu schreiben. Gerne auch in direkter Zusamenarbeit mit der Atomindustrie:
- Extreme Reaktivitätsstörfälle (Reaktivitätsverhalten von Wasserreaktoren und Hochtemperaturreaktoren bei extremen Störfällen, z. B. beim Einbruch von Fremdmedien, Versagen der Abschaltsysteme).
- Technik der Anwendung von Hochtemperaturreaktoren zur Strom- und Prozeßwärmeerzeugung (z.B. Kraft- Wärme- Kopplung zur Fernwärme- und Prozeßdampfversorgung, tertiäre Ölgewinnung durch Dampffluten).
In diesen Tagen fand ein weiteres Highlight für HTR-Freunde statt: Vom 18. bis 21. November 2008 wurde von Euratom das 3. Eurocourse Seminar in Aix en Provence/Cadarache organisiert. Hier können sich im Rahmen der EU sechzig Auserwählte auf den neuesten Forschungsstand der HTR-Entwicklung bringen lassen. Bei dieser Reaktorlinie aus dem Atomausstiegsland Deutschland passiert ja ständig etwas Neues...
Während an dieser Fachhochschule jede Diplomarbeit und jede neue Erkenntnis der nuklearen HTR-Forschung allerschnellstens genau dargestellt und abgefeiert wird, sind die Skripte zur konkurrierenden Alternativenergie ganze acht Jahre alt und operieren vielfach noch mit Datenmaterial aus den 70er und 80er Jahren. Bei der rasanten aktuellen Entwicklung auf diesem Gebiet also aus der Steinzeit. Vernachlässigung der Alternativenergie und Bevorzugung der Atomenergie sind nur zwei Seiten der gleichen Medaille im "Atomausstiegsland"!
THTR: 73 Jahre Bautätigkeit, Störfälle und Rückbau = 423 Tage Strom = 5.319.100.000 Euro Kosten |
Mit fast einem halben Jahr Verzögerung hat das NRW-Finanzministerium seinen Bericht "Sachstand Kostenentwicklung Rückbau THTR Hamm-Uentrop" abgegeben. Die "Siemelkamp NIS Ingenieurgesellschaft mbH" führte diese Studie im Auftrage der THTR-Betreibergesellschaft HKG durch.
Bereits 1994 kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass ein Rückbau 305 Millionen Euro Gesamtkosten verursachen würde. "Diese Plandaten wurden in in einer aktualisierten Studie erneut betrachtet." -- Betrachtet! Und dann "neu bewertet". Bei dem Preisniveau von 2007 kostet es jetzt 347,10 Millionen Euro. -- Doch bis zum angedachten endgültigen Rückbau des THTR?s im Jahre 2044 wird es mit Sicherheit noch viel teurer.
Die vorläufige, provisorische Gesamtrechnung für 423 Tage Strom aus dem THTR sieht - nach teilweise geschönten Angaben der AKW-Befürworter wohlgemerkt -- folgendermassen aus:
2,045 Milliarden Baukosten
2,390 Milliarden THTR-Forschung (1)
0,425 Milliarden Stillegung + Einschluss bis 2009
0,112 Milliarden Euro Einschluss bis 2030
0,3471Milliarden Euro Rückbau von 2030 - 2044
5,3191 Milliarden Euro Gesamtsumme
Hinzu kommen noch die THTR-Forschungskosten der Schweiz und vor Allem noch die Endlagerkosten ab dem Jahr 2044 bis in alle Ewigkeit. Die neue Studie erwartet insgesamt 5.997 m3 radioaktiven Abfall.
Doch wie stichhaltig sind diese Angaben und die prognostizierten 347,1 Millionen Euro für den Rückbau angesichts unserer bisherigen Erfahrungen mit der Atomindustrie?? Der immer noch nicht beendete Rückbau des zwanzig mal kleineren THTR in Jülich ist durch einen "desolaten Projektverlauf", so das Bundesforschungsministerium, gekennzeichnet. Dort werden sich die Kosten mindestens auf weit über 400 Millionen Euro verfünffachen. Eine Ursache hierfür sind bedeutend höhere Kontaminationen als vorausberechnet, weil sich viel radioaktiver Graphitstaub in der Anlage verteilt hatte. Dies stellte der Jülicher Wissenschaftler Moormann in seiner neuesten Studie fest.
Ähnlich wird es beim Hammer Pleite-THTR auch sein. Da nach der Stilllegung des THTRs von den Betreibern kein Nuklid-Atlas über die Anlage erstellt wurde, warten möglicherweise unliebsame Überraschungen auf das Abrisskommando. Das NRW-Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie bestätigte der BI Umweltschutz in einem Brief am 28. August 1992, dass zu diesem Zeitpunkt 17.000 Brennelemente im THTR beschädigt waren und dass mit weiteren 5.000 während der Reaktorentladung zu rechnen sei (2). Ein einziges Brennelement beinhaltet jeweils mehrere zehntausend hochradioaktive Kleinstkügelchen und Graphitstaub, der nach Aussagen des FZJ-Wissenschaftlers Moormann im Jülicher THTR jedenfalls sehr "mobil" war.
Die jetzt beauftragte Ingenieurgruppe hat lediglich die alten Kostenrechnungen "neu betrachtet" und bei ihren abstrakten Berechnungen ein paar Zahlenkolonnen hin- und hergeschoben. Zuverlässige Annahmen sind es nicht. Selbst das NRW-Ministerium will sich nicht mehr blamieren als unbedingt nötig und schreibt: "Grundsätzlich ist festzustellen, dass es sich bei dem vorliegenden Gutachten um ein solches handelt, das seitens des Betreibers in Auftrag gegeben und vorgelegt wurde. Die ermittelten Kosten über rd. 347,1 Mio EUR erscheinen eher optimistisch."
Vom Baubeginn im Jahre 1971 bis zur vermuteten Beendigung des Rückbaus 2044 hat der THTR lediglich 423 Tage Strom geliefert und mindestens 5,3191 Milliarden Euro Kosten verursacht. Ein Tag THTR-Strom kostete also ca. 12,5 Millionen Euro. Das ist noch die optimistische Version. In Wirklichkeit wird es noch viel schlimmer kommen. Die Baukosten für den THTR haben sich von ursprünglich angenommenen 350 Millionen Euro auf 2,045 Milliarden Euro fast versechsfacht. Dies sind beim THTR ganz offensichtlich die Relationen zwischen Vorhersageversprechen und Wirklichkeit.
Es wird in Zukunft ein heftiges Gefeilsche beginnen, wer die Kosten zu tragen hat. Im Übrigen läuft die Kostenvereinbarung für die jährlich anfallenden 5,6 Millionen Euro Stilllegungs-Betriebskosten Ende 2009 aus. Es geht also schon nächstes Jahr richtig los. Und die grundlegende Auseinandersetzung über den geplanten Rückbau des THTR Hamm ist eröffnet. Wir werden noch oft auf dieses Thema zurückkommen.
Anmerkungen:
1. atw 1/2004, Seite 10
2. Mitte 1987 waren 8.000 beschädigte Kugeln in den Medien im Gespräch. Eine Zahl, die auch wir damals übernommen haben. Es ist nach Angaben des NRW-Ministeriums aus dem Jahr 1992 also noch viel schlimmer gekommen.
THTR-Atommüll wird länger als geplant in Ahaus bleiben |
Vor dem Jahr 2035 wird in Deutschland kein Endlager für hochradioaktiven Müll zur Verfügung stehen. Das sagte Bundesumweltminister Gabriel auf dem von seinem Ministerium (BMU) vom 30. 10. -- 1.11. veranstalteten internationalen Endlagersymposium in Berlin.
Rund 350 Sachverständige aus Wissenschaft und Behörden, von Energieversorgern, Umweltverbänden und Bürgerinitiativen waren dazu eingeladen und diskutierten 3 Tage lang über Anforderungen an eine sichere Endlagerung. Auch die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" war auf dem Kongress durch Felix Ruwe und Hartmut Liebermann vertreten.
"Für Ahaus bedeutet die Feststellung des Ministers, dass die auf 40 Jahre erteilte Einlagerungsgenehmigung für das BZA auf keinen Fall eingehalten werden kann: Zumindest für die ab 1992 eingelagerten THTR-Brennelemente endet sie nämlich im Jahr 2032", kommentiert Hartmut Liebermann. Wie der Minister weiter ausführte, sei selbst das Zieljahr 2035 nur im optimistischsten Fall realisierbar, wenn nämlich Untersuchung und Genehmigung des Salzstockes in Gorleben ohne irgendwelche Probleme und Verzögerungen zu einem positiven Abschluss gebracht werden könnten.
Gerade dies wurde aber auf dem Symposium von der überwiegenden Mehrheit der Teilnehmer bezweifelt. Auch wurde deutlich, dass der von Deutschland bislang gegangene Weg der Endlagersuche international überholt ist: Hier hat man sich in den 70er Jahren ohne Prüfung von Alternativen allein auf das Wirtsgestein Salz und mit Gorleben nur auf einen einzigen Standort für ein Endlager festgelegt; die betroffene Öffentlichkeit wurde in dieses Auswahlverfahren nicht einbezogen. (Presseerklärung der BI "Kein Atommüll in Ahaus" vom 3. 11. 2008)
Kinderkrebs um Atomkraftwerke: Sachgerechte Information der betroffenen Menschen wird weiter verzögert. |
Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW protestiert dagegen, dass eine sachgerechte Information der betroffenen Menschen in der Umgebung bis zu 50 km um deutsche Atomkraftwerke weiter verzögert wird.
Die schon seit langer Zeit für Dezember 2008 angekündigte detaillierte Begründung der Strahlenschutzkommission zur Kinderkrebsstudie wurde vom Bundes-Umweltministerium abgesagt.
Schon im Dezember 2007, nachdem die vielbeachtete Studie zu Kinderkrebs um Kernkraftwerke (KiKK-Studie) veröffentlicht worden war, hatte Bundesumweltminister Gabriel vermieden, Konsequenzen aus den brisanten Studienergebnissen zu ziehen. Er beauftragte stattdessen, die Ergebnisse noch einmal durch die Strahlenschutzkommission (SSK) überprüfen zu lassen, die dafür über 9 Monate Zeit bekam. Nach Verstreichen dieser Frist veröffentlichte die SSK im Oktober 2008 lediglich eine Kurzfassung einer Stellungnahme ohne eine ausreichende und detaillierte Begründung. Eine Veröffentlichung dieser Begründung war dann - erneut verzögert - für den 16.12.08 angekündigt worden und wird jetzt schon wieder in das nächste Jahr verschoben.
"Man muss dabei bedenken, dass allein die Durchführung der Kinderkrebsstudie schon mindestens um 2 Jahre verzögert wurde. Obwohl die Studie schon 2001 beschlossen worden war, erfolgte die Veröffentlichung durch diverse organisatorische Taktiken erst Ende 2007", so Reinhold Thiel, der 2001 mit Hilfe einer erfolgreichen Presse- und Öffentlichkeitskampagne maßgeblich daran beteiligt war, dass die KiKK-Studie vom Bundesamt für Strahlenschutz in Auftrag gegeben worden war.
Die IPPNW fordert vom Bundesumweltministerium eine umgehende sachgerechte Information der betroffenen Bevölkerung. "Es geht nicht an, dass die Aufklärung der betroffenen Menschen über Besorgnis erregende Befunde und erhöhte Kinderkrebsraten in der Umgebung der Atomkraftwerke, die schon 2001 erkennbar waren und die die Kinderkrebsstudie jetzt bewiesen hat, weiter verzögert wird", sagt die Vorsitzende der IPPNW, Dr. Angelika Claußen. "Wir dürfen diese Informationen nicht hinter den verschlossenen Türen der SSK oder anderer Behörden lassen. Auch das Verwirren durch nichtige Details und das Kleinreden der Ergebnisse muss ein Ende haben."Presseerklärung der IPPNW vom 7. 11. 2008
Termine: |
Sonntag 21.12.2008 beginnt um 14 Uhr vor dem Zwischenlager Ahaus der traditionelle Advents Sonntagsspaziergang. Geplant ist eine Umrundung der Anlage zum Bahnübergang am Privatgleis. Dort pumpt die Bezirksregierung Münster derzeit 116 000 Euro in die Erneuerung des BZA-Gleises - also öffentliche Strukturhilfe für das BZA und den nächsten Atommülltransport nach Ahaus!
Fr. 16.01.2008: "Klettern gefährdet den Atomstaat". Veranstaltung mit der atomkritischen Kletterkünstlerin "Eichhörnchen" Cécile Lecomte in Münster um 19 Uhr in der ESG (Beul) von der Zeitschrift "Graswurzelrevolution" und SOFA. Cécile hat sich mehrmals im Münster- und Wendland medienwirksam über den Bahngleisen abgeseilt, um Atomtransporte aufzuhalten.
Do. 05.02.2009: Demo gegen die Wintertagung des Atomforums, Berlin, Hotel Maritim proArte Eine der ersten Aktionen für 2009 wird die Wintertagung des Deutschen Atomforums, dem Lobbyverband der Atomwirtschaft, begleiten. Gemeinsam mit dem Online-Netzwerk "Campact" wollen wir rings um den Tagungsort in Berlin-Mitte die Argumente der Anti-Atom-Bewegung auf Großplakaten sichtbar machen. Es wurden schon fast 700 Slogans gegen die Atomlobby eingereicht. Ergänzt Eure eigenen Sprüche oder bewertet und verbessert die bisherigen Vorschläge:
www.ausgestrahlt.de
25.04.2009: Überregionale Demonstration und Kundgebung in Münster zum Tschernobyl-Jahrestag.
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