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Die Argumente | Die Fakten | Der Störfall | Das Ende!? |
Wie war das noch damals mit dem THTR?
von Werner Neubauer
Anfang der 1980er Jahre fragte mich ein Bekannter, der sich u.a. in der örtlichen 'Anti-Atomkraft-Bewegung' engagierte, ob ich nicht Lust und Zeit hätte auf eine Demonstration gegen den THTR mitzukommen. Meine 'Lust auf Politik' hielt sich in engen Grenzen und Zeit habe ich ohnehin nie genug, aber dieser Mensch hatte wirklich gute Argumente und ließ einfach nicht locker. Irgendwann, es muss einer meiner schwächeren Tage gewesen sein, hat er es tatsächlich geschafft und ich bin mit getrottet. Es war ein sonniger Sonntag im Frühling und warum also nicht Spazierengehen und ein Kernkraftwerk aus der Nähe betrachten; es gibt wahrlich Langweiligeres.
Dieser Spaziergang war dann auch recht interessant und angenehm, einige Leute sahen zwar etwas verwegen aus, es waren aber auch ganz 'normale Bürger' dabei. Wir betrachteten einander also mit großen Augen und bestimmt dachte sich so mancher dieser Exoten "Na, was für Chaoten ... hoffentlich sieht mich hier keiner" ;-)
Wie dem auch sei, ich fand diese Mischung aus Christen, Atheisten, Politischen, Unpolitischen, Überzeugten und Zweiflern nicht uninteressant, unterhielt mich gut und hatte daher auch nichts gegen eine Wiederholung des Spaziergangs an einem der nächsten Sonntage.
Besonders an Regentagen war der Widerstand oftmals eine recht einsame Veranstaltung. |
Bald fing ich an mich für den eigentlichen Grund dieser Sonntagsspaziergänge zu interessieren und mir Informationen über die technischen Details dieses, schon durch seine schiere Größe Ehrfurcht einflößendes - mit der 3 Meter hohen Betonmauer an eine Trutzburg erinnernde, Atomkraftwerks zu besorgen. Die Informationstexte der HKG (Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH) waren zwar eher dürftig, aber aus jedem Satz sprach die Gewissheit 'Wir haben alles im Griff, lasst uns mal ruhig machen'.
Dem Ingenör ist nix zu schwör ...
Sehr beunruhigend für mich, denn während meiner Ausbildung zum Werkstoffprüfer hatte ich es oft mit der gleichen Mentalität zu tun bekommen und wusste aus Erfahrung, je überheblicher die Herren, um so weniger Gewissen ist Ihnen zu Eigen.
Verantwortung an Andere delegieren lernen die scheinbar als Erstes.
Dieses eher diffuse, ungute Gefühl und etliche Gespräche mit sogenannten Verantwortlichen ließen mich immer misstrauischer werden und mir wurde Eines immer klarer - Ich muss mehr wissen - denn ich wollte mich nicht für dumm verkaufen oder vorführen lassen, weil ich über nur unzureichendes Fachwissen verfügte.
Also kniete ich mich so gut es ging in die Materie hinein und sah auch bald wo die Schwachstellen der Argumente für Atomenergie waren und auch heute noch sind.
Die Argumente | Die Fakten | Der Störfall | Das Ende!? |
Argumente gegen die Atomwirtschaft:
Murphy's Law (sinngemäß):
Wenn etwas schief gehen kann, dann wird es auch irgendwann schief gehen.
1.) Die völlig unklare Entsorgung des radioaktiven Mülls
Wer kann seine Hand ins Feuer legen für die Entwicklung der Verhältnisse in den nächsten 5, 50 oder gar 50.000 Jahren?
2.) Der Mensch
Dieser unberechenbare, aber alles entscheidende Faktor 'Mensch' ist scheinbar in keine ihrer Überlegungen mit eingeflossen. Theoretisch mag ja alles klar sein, aber in der Praxis haben Menschen ihre Finger im Spiel und wie man weiß, wenn ein Fehler, ein Missgeschick oder eine Eselei passiert sagt Mensch:
Oh sorry, tut mir echt leid, aber ich habe mein Möglichstes getan und kann daher auch nicht verantwortlich gemacht werden ...
3.) Der Versicherungsschutz für Atomanlagen ist nicht annähernd ausreichend
Erstaunlicher Weise oder auch nicht, gibt es keinen ausreichenden Versicherungsschutz für Akws. Den Betrieb eines Kernkraftwerkes in ausreichendem Maße zu versichern, würde derartig hohe Versicherungsprämien mit sich bringen, dass der Betrieb eines Kkw nicht mehr lohnen würde.
Die 'Versicherungforen Leipzig GmbH' hatte schon 2011, im Auftrage des 'BEE - Bundesverband Erneuerbare Energie', eine umfassende 'Studie zum Versicherungsbedarf für Atomkraftwerke' vorgelegt.
(Die Kkw-Studie als Pdf-Datei)
Die geschätzte Schadenssumme bei einem Super-Gau in Europa liegt, je nach Szenario, zwischen 100 und 430 Milliarden Euro.
(Studie zur Schadenshöhe als Pdf-Datei)
Die meisten Akws in Europa sind allerdings nur mit unter 1 Milliarde € versichert. In den Niederlanden und in Belgien liegt die versicherte Schadenssumme bei 1,2 Milliarden € und in Deutschland bei 2,5 Milliarden Euro pro Atomkraftwerk, in den USA sieht das, mit ca. 10 Milliarden Dollar pro Kkw, nur unwesentlich besser aus.
Kein Auto dürfte mit einer derart miesen Haftpflichtversicherung auch nur einen Meter auf der Strasse bewegt werden.
4.) Extrem hohes Gefährdungspotential, auch für die Demokratie
Der Informationskrieg, ein Krieg gegen den freien Informationsfluss, ist in vollem Gange. Alle neun Atomwaffenstaaten und viele andere repressive Staaten stehen fest zusammen und kämpfen Seite an Seite gegen die Pressefreiheit, um Informationen unter MIKs Kontrolle zu halten.
Jedes Atomkraftwerk und jeder einzelne Castortransport müssen, wegen des hohen Gefährdungspotentials, ständig von Sicherheitskräften bewacht bzw. eskortiert werden. Jede Atomanlage ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Polizeistaat.
Wenn erst zu jedem Atomkraftwerk auch ein Flugabwehrgeschütz gehört, wird es nicht mehr nötig sein darüber zu diskutieren ob der Einsatz des Militärs im eigenen Lande wünschenswert ist oder nicht.
Despoten bauen und lieben Atomkraftwerke, denn sie können die Uranwirtschaft als Mittel zum Machterhalt gut gebrauchen.
"Wir tun alles um Entwicklung und Fortschritt voran zu treiben ..."
Mit solch markigen Sprüchen wird jede Repression gegen Kritiker und Andersdenkende gerechtfertigt.
Die Opposition wird unterdrückt und jede Menge Steuergeld umgeleitet.
Für die Atomkraft bzw. die Uranwirtschaft wird erst der Rechtsstaat und am Ende die Demokratie geopfert!
Auffällig ist die 'Affinität zum Atomstrom' bei den rechten Parteien.
Wer finanziert eigentlich die "Neuen Rechten"? Putin? MiK? Ein paar harmlose reiche Gönner aus der Schweiz!?
Viele Fragen und nur wenige Antworten.
5.) Es gibt keine friedliche oder zivile Nutzung der Atomenergie!
Energie produzierende zivile Kernreaktoren liefern das Material, welches das Militär für den Bau von Atombomben braucht.
Jede zivile Forschung im Bereich der Atomenergie ist ebenso nutzbar für die Militärs (Dual use), im Grunde also eine verdeckte Aufstockung des Militärhaushaltes.
Das war von Anfang an der Sinn und Zweck der Veranstaltung:
Die immensen Kosten für Atomforschung, von der Uranproduktion und -anreicherung, bis hin zur Konditionierung und Lagerung des nuklearen Mülls - inklusive der Kosten, die aus der militärischen Nutzung erwachsen - von der Zivilbevölkerung tragen zu lassen.
Der Bevölkerung erzählte man derweil das Märchen von der unbegrenzten und billigen Energie. Und so gibt es, bis in die Gegenwart, für den Bau von Atommeilern nur einen wirklich entscheidenden Grund: Die Produktion von hoch angereichertem Material (HEU - highly enriched uranium) für die militärische Nutzung.
MIK - Der militärisch-industrielle Komplex
Vor dem schädlichen Einfluss der Militärindustrie auf die Zivilgesellschaft warnte schon der Ex-General und US-Präsident Eisenhower am 17.01.1961:
„Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluss – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. Wir dürfen es nie zulassen, dass die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen. Nur wachsame und informierte Bürger können das angemessene Vernetzen der gigantischen industriellen und militärischen Verteidigungsmaschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen erzwingen, so dass Sicherheit und Freiheit zusammen wachsen und gedeihen können."
Irgendwann waren dann vor den Infoständen schon mehr Menschen als dahinter.
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THTR Fakten
Die Idee, Graphitkugeln anstelle von Brennstäben zu verwenden, wurde - so die Legende - von Dr. Rudolf Schulten in den 1950er Jahren entwickelt. Tatsache ist jedoch, dass Leo Szilard bereits in den 1930er Jahren über Brennstoffkugeln sprach und Farrigton Daniels 1942 das Konzept des Kugelhaufenreaktors im Oak Ridge National Laboratory (ORNL) in Tennessee entwickelte!
Im Jahre 1967 wurde dann der erste Prototyp eines 'Kugelhaufenreaktor', der AVR Jülich mit einer Nennleistung von 15 Megawatt, in Betrieb genommen. Der AVR funktionierte angeblich auch einwandfrei, bis beim AVR-Störfall vom 13. bis 22. Mai 1978 ca. 25 Tonnen Wasser in den Reaktor einsickerten ...?!
Die Bauarbeiten am THTR-300 in Hamm/Uentrop begannen 1970 und sollten eigentlich 5 Jahre später beendet sein, es wurden aber 15 Jahre. Als die vorläufige Betriebsgenehmigung 1985 erteilt wurde, waren die Baukosten von den geplanten 690 Millionen DM auf rund 4 Milliarden DM gestiegen.
Ein Ende der Vernichtung von Steuergeldern ist bis heute nicht in Sicht:
Die Kosten für Erhaltungsbetrieb und sicheren Einschluß des THTR belaufen sich auf 5,1 Millionen Euro jährlich, die zu je 50% von Bund und Land getragen werden. Weitere 0,5 Millionen EUR Endlagervorausleistungen jährlich teilen sich zu je einem Drittel Bund, Land NRW und die HKG.
Die Finanzierung der Phase seit Stilllegungsbeschluss Sept. 1989 bis Ende 2004 umfasst in Summe 391,8 Mio EUR, die sich aufteilen wie folgt: Der Bund zahlt 112,1 Mio EUR, das Land NRW zahlt 131,0 Mio EUR und die Gesellschafter der HKG zahlt 148,7 Mio EUR.
Diese Zahlen sind aus einem Brief vom Finanzministerium NRW vom 02.04.2005.
Siehe im Rundbrief Nr.: 99 aus dem Jahre 2005, den Artikel:
THTR-Atommüll wird immer teurer!
Ob wir wohl irgendwann die Höhe der tatsächlichen Kosten erfahren dürfen?
Durch die X verschiedenen Haushaltsposten bei X verschiedenen Ministerien in Bund und Land ist die tatsächliche Höhe der Summe für mich nach wie vor nicht wirklich überschaubar!
Inzwischen wissen wir: Seit den 1950er Jahren flossen Subventionen von über 200 Milliarden EURO in die deutsche Atomwirtschaft. (Stand 2016)
Das "Hinter ihnen Saubermachen" wird den Steuerzahler mindestens nochmal weitere 100 Miliarden Euro kosten!
Meldepflichtige Vorfälle am THTR gab es 21
Alle Störungen, auch die bis dato ungezählten "Nicht meldepflichtigen Vorfälle" hat Horst Blume recherchiert und in der THTR-Pannenliste gesammelt.
Schäden an den Grafitkugeln sollten sich eigentlich in engen Grenzen halten, man rechnete mit 1 bis 2 kaputten Kugeln pro Jahr.
Zwischen 1985 und 1987 sind dann aber 17.000 Kugeln zu Bruch gegangen.
Der dabei entstandene Kugelbruch - radioaktiver Grafitstaub - musste jedes Mal abgesaugt und gelagert werden, bzw. befindet sich, in unbekannter Menge, immer noch im Reaktor und macht den Rückbau des AKW noch schwieriger und unvorhersehbar teurer ...
Zwei Gutachten zur HTR Technik von
Lothar Hahn aus den Jahren: 1986 - Studie zum Thema HTR Sicherheit und 1988 - Studie zum Thema HTR und Proliferation
2008 - die Moormann-Studie Ein Wissenschaftler aus Jülich zieht Bilanz.
Spiegel 2009 - Rückbau des AVR in Jülich
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meldepflichtiger Vorfall - INES Stufe 0
Einfache Menschen wie ich würden es einen "Störfall" nennen.
Der Störfall, mit dem sich die Betreiber des THTR-300 um die Gunst der in NRW regierenden SPD brachten, geschah in der Nacht vom 4. zum 5. Mai 1986. Die radioaktive Wolke ausgehend von der strahlenden Reaktorruine in Tschernobyl (INES 7 Supergau am 26. April 1986) lag über Europa.
Diese Plakatwand wurde 1986 von dem Zeichner Fritz Brümmer gestaltet. |
Eigentlich sollte die Beschickung des THTR in Hamm-Uentrop automatisch von statten gehen - jeweils genau 60 neue Grafit-Brennstoffkugeln sollten von der Automatik oben hinzugefügt und 60 'alte' Kugeln unten entnommen werden.
Am Abend des 4. Mai 1986 hatte sich eine der Brennelement-Kugeln in dem Rohrsystem der Beschickungsanlage verklemmt und bewegte sich weder vor noch zurück. Der Techniker versuchte die geborstene Kugel per Gasdruck aus dem Rohr in den Reaktor hinein zu befördern. Das Spülgas, mit dem zuerst geblasen wurde, war also sauberes, nicht radioaktiv kontaminiertes Helium, das frisch aus dem Vorratsbehälter kam und in Richtung Reaktor geblasen wurde. Aber der Gasdruck des Spülgases allein war anscheinend nicht stark genug, und so schickte die Person an der Schalttafel alle anderen 40 Kugeln hinterher, eine nach der anderen. Das Ergebnis dieser Aktion waren 41 zerbrochene Kugeln und eine offene Gasschleuse.
Diese Gasschleuse sollte eigentlich verhindern, dass das Helium aus den Rohren des Ladesystems entweicht, und hatte sich, wahrscheinlich durch die Reste der zerbrochenen Kugeln, verklemmt.
Nun öffnete der Techniker - versehentlich - ein Ventil des primären Kühlkreislaufs. Mit dem Druck des radioaktiv belasteten Heliums aus dem Kühlkreislauf des Reaktors gelang es "Ingenieur Zufall", die Anlage freizubekommen und die Reste der Kugelbruchs - inklusive einer bisher unbekannten Menge strahlenden Grafitstaubs aus der Reaktor-Brennkammer - durch die offen stehende Gasschleuse, aus dem Reaktor heraus zu blasen.
Fakt ist: Eine unbekannte Menge des kontaminierten Grafitstaubs gelangte zusammen mit dem ebenfalls kontaminierten Helium aus dem Inneren des Reaktors in die Umgebungsluft.
Laut INES ist das eine glatte 3, Ernster Störfall!
Just zu der Zeit war - versehentlich - auch noch das einzig vorhandene Messinstrument abgeschaltet, so dass nachher niemand mehr sagen konnte wie viel strahlendes Material (radioaktiver Grafitstaub) wirklich heraus geblasen worden war.
Das alles war ja schon schlimm genug, die vorläufige Krönung dieser Geschichte aber war der Versuch der HKG diesen Vorfall komplett zu verschweigen.
Dann, als diese Sauerei nicht mehr zu leugnen war, wurde sie erst - versehentlich - als routinemäßige Reinigungsarbeit und später dann als unvorhersehbares Missgeschick und Bedienfehler dargestellt.
Erst einige Wochen später kam die HKG langsam damit herüber, dass es sich wohl doch um einen meldepflichtigen Vorfall, inklusive der Freisetzung von nicht unerheblichen Strahlungsmengen, gehandelt habe, der - versehentlich - nicht gemeldet worden war.
Nachtrag 2016
30 Jahre später, die Strafverfolgung war inzwischen aufgrund von Verjährung unmöglich geworden, behauptete einer der Ex-Ingenieure in einem Wikipedia-Diskussionsbeitrag, das Ausblasen sei in voller Absicht und auf Anweisung des Chefs geschehen, um u.a. auch den störenden Graphitstaub aus dem Reaktor, in die Tschernobyl-Wolke, loszuwerden. Der Ex-Chef sieht das natürlich völlig anders ...
Siehe dazu:
Die Studie zum Thema: Grundsätzliche Sicherheitsprobleme beim Hochtemperaturreaktor und besondere Defizite beim THTR-300 von Lothar Hahn im Juni 1986.
Das meldepflichtige Ereigniss in INES und die Liste der Störfälle.
Sowie den Beitrag Funkelnde Augen im SPIEGEL vom 09. Juni 1986.
*
Wir kennen die Wahrheit nicht, würden aber gern mit Leuten reden, die sie kennen.
Wissen Sie was an dem Wochenende 04. / 05. Mai 1986 im THTR in Hamm Uentrop geschehen ist?
Bitte melden Sie sich: w.neubauer@reaktorpleite.de
Keiner glaubte den Herren in den grauen Anzügen, auch nur noch ein Wort.
Eltern aus Werries fordern: Nehmt unseren Kindern nicht die Zukunft
Im Sommer 1987 vor der Paulus-Kirche in Hamm
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Das Ende!?
Der oben beschriebene Störfall am 4.-5. Mai 1986 war wie gesagt der Anfang vom Ende des THTR in Hamm/Uentrop. Die nordrhein-westfälische Landesregierung bekam es mit der Angst zu tun, der Supergau in einem der vier Kernkraftwerksblöcke in Tschernobyl am 26. April 1986 hatte selbst die entschiedensten Befürworter der friedlichen Nutzung der Kernenergie bis ins Mark erschüttert.
Von diesen vier Schornsteinen war übrigens der kleinste, ganz links auf dem Reaktordach, der wirklich Gefährliche. |
Es war ca. 6 mal soviel Geld in den THTR geflossen und die Bauphase hatte 3 mal so lange gedauert wie bei der Planung vorgesehen, die Betreibergesellschaft hatte sich als nur bedingt ehrlich herausgestellt, die Bevölkerung rieb sich die Augen und drohte aufzuwachen.
Die VEW wurde umzingelt und mürbe gemacht. |
Wochenlang hatte die HKG den Störfall und die ausgetretene Strahlung geleugnet und vertuscht, erst eindeutige Messergebnisse von externen Instituten und verschiedene andere Faktoren (ein geheimes, internes Schreiben gelangte an die Öffentlichkeit) zwangen die Betreibergesellschaft zur Aufgabe ihrer 'hat es nie gegeben' Strategie. Dieses eher strategische Verhältnis zur Wahrheit in der Vorstandsetage der HKG hat dann wohl, bei den politisch Verantwortlichen, den Schwenk - in die richtige Richtung - befördert, den vier Milliarden DM die eh schon unwiederbringlich verloren waren, nicht noch weitere X Milliarden DM an Steuergeldern hinterher zu werfen.
Ab Sommer 1986, nach Tschernobyl, kamen immer mehr Menschen ... |
Der "SPD Reaktor" THTR musste also weg. Allein das vermeintliche "per peto mobile" Kalkar, mit 7 Milliarden DM Baukosten das teuerste Technikmuseum hierzulande, war schon mehr Problem als genug für die Genossen in Nordrhein-Westfalen und dann auch noch dieser unsägliche Skandal im beschaulichen Hamm.
... 1989 wurde der THTR dann stillgelegt. Der Rückbau wird noch Jahrzehnte dauern und etliche Millionen Euro kosten. |
1991 wurde der modernste Kühlturm Europas, direkt an der Autobahn A2 Dortmund - Hannover gelegen, gesprengt. 1. War er schlicht überflüssig geworden 2. War er wohl ein zu offensichtlicher und weithin sichtbarer Hinweis auf die Hybris der Mächtigen und die Verschwendung von Steuergeldern |
Sein Anblick, monumentales Beispiel für eine gescheiterte Großtechnik, hätte wohl möglich einige Autofahrer beim 'fahr'n, fahr'n, fahr'n auf der Autobahn' auf unerwünscht kritische Gedanken gebracht! Nun ist dieser hübsche Kühlturm also aus den Augen aus dem Sinn. Schade eigentlich, der Kühlturm war doch das einzig Sichere an dem ganzen Atomkraftwerk, denn der Kühlturm strahlte wirklich nur wenn ihm die Sonne auf den Aluminiumpelz schien!
Das Spiel mit den strahlenden Kugeln ist aber trotz alledem noch nicht vorbei, für den gescheiterten Bau eines THTR-Nachfolgers (PBMR) in Südafrika, wurden bis 2009 über 980 Millionen US-Dollar südafrikanischer Steuergelder in den Sand gesetzt ...
Update Südafrika
Im Jahr 2024 haben die Verantwortlichen in Südafrika das Gefühl, dass die Öffentlichkeit alles vergessen hat, und so wird die Debatte neu entfacht:
25. März 2024 - Südafrika will weltweiter Lieferant von HTR-Kraftstoff werden
Neben der Vorbereitung einer Ausschreibung für 2500 MW neuer Kernkraftwerke "in diesem Kalenderjahr" wurde dem Kernenergiegipfel mitgeteilt, dass Südafrika seine Pebble Bed Modular Reactor-Technologie entwickelt und "die Möglichkeit verdient, den gesamten Kernbrennstoffkreislauf für friedliche Zwecke zu nutzen"...
Übersetzung mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
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Damals wie heute gilt das Motto:
Nur nicht unterkriegen lassen!
In Uentrop und Schmehausen da wollen sie wieder bau´n
und um den Platz vom Kernkraftwerk steht schon ein hoher Zaun.
Doch wenn die VEW glaubt, daß wir das mit anseh´n
ganz ohne uns zu wehren, nein, so wird das nicht geh´n.
Bei dem Erörterungstermin da war´n sie freundlich nett,
aber mit der Wahrheit, da spielten sie Versteck.
Sie wollten uns wohl fangen für ihr Atomkraftwerk,
doch wir, wir sagen´s allen, wir haben es gemerkt.
Stellt euch auf uns´re Seite hier wird ein Platz besetzt.
Hier schützen wir uns vor dem Dreck nicht morgen, sondern jetzt!
Und kommt der Staatsanwalt und kommt die Polizei
und kommen sie im Morgengraun – uns ist das einerlei.
Wir sind uns nämlich einig und werden immer mehr
und wenn wir uns mal einig sind, dann stört uns das nicht mehr!
Drum hört den Apotheker, der laut und deutlich spricht:
Es gibt für vieles Medizin, für Strahlenschäden nicht.
Stellt euch auf uns´re Seite hier wird ein Platz besetzt.
Hier schützen wir uns vor dem Dreck nicht morgen, sondern jetzt!
Fiedel Michel: "Die Wacht an der Lippe"
Für die Arbeit an 'THTR Rundbrief', 'reaktorpleite.de' und 'Karte der nuklearen Welt' braucht es aktuelle Informationen, tatkräftige, frische Mitstreiter unter 100 (;-) und Spenden. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: info@reaktorpleite.de
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Verwendungszweck: THTR Rundbrief
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