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THTR Rundbrief Nr. 114, Juni 2007
PBMR kommt 10 Jahre später.
Vielleicht auch 15. Wenn überhaupt.
Der atomkritische Wissenschaftler Steve Thomas brachte in seiner neuesten Studie vom April 2007 einige erstaunliche Informationen zutage, die ein neues Licht auf das geplante Projekt Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) werfen. Besonders interessant sind die ernüchternden zeitlichen Dimensionen, innerhalb dessen sich die äußerst mühseligen Versuche der Atomindustrie bewegen, voran zu kommen.
Noch in der Novemberausgabe 2006 der Zeitschrift atw (Atomwirtschaft) wurde in einem vierseitigen Artikel vollmundig behauptet, das „basic design“ des PBMR sei bereits 2005 fertiggestellt worden und mit der Inbetriebnahme des Reaktors sei im Jahre 2010 zu rechnen. Doch der Reaktor bleibt störrisch wie sein Vorgänger, der Thorium Hochtemperaturreaktor (THTR) in Hamm-Uentrop.
Im März 2007 gab ein Sprecher der PBMR-Gesellschaft zu, dass mit dem Bau des HTR´s nicht vor Ende 2008 oder Anfang 2009 begonnen werden kann. Doch selbst diese Annahme ist eine optimistische Wunschvorstellung. Es gibt zur Zeit keinerlei Anzeichen dafür, dass zumindest die Konstruktionspläne vollständig fertiggestellt worden sind. Die Kooperationsabkommen aller beteiligten Firmen sind noch nicht alle abgeschlossen worden. Deswegen kann die endgültige Fassung der Pläne der südafrikanischen Atomenergiebehörde nicht vor Ende 2007 vorgelegt werden. Es ist davon auszugehen, dass diese Behörde mindestens zwei Jahre für die Prüfung der Unterlagen benötigt. Baubeginn könnte demnach frühestens 2010 sein.
Ein Sprecher der PBMR-Gesellschaft bestätigte, dass eine Beladung mit den radioaktiven Kugelbrennelementen erst vier Jahre nach dem Baubeginn der Reaktoranlage stattfinden kann. Dies wirft weiterhin die Frage auf, ob die Firmen Uhde aus Dortmund und SGL Carbon aus Wiesbaden mit der Herstellung der Brennelemente womöglich überfordert sind? – Anschließend werden für verschiedene Tests zusätzlich 6 Monate veranschlagt. Ob das reicht? Denn wie die Vergangenheit beim THTR zeigte, könnten etliche Kugeln kaputtgehen oder im Röhrensystem steckenbleiben. Beispielsweise. Inzwischen sind wir nach den aktuellen Betreiberangaben im Jahre 2014 angelangt, in dem der THTR in Betrieb gehen soll. Das wären 10 Jahre später, als noch 1998 von den Möchtegern-Betreibern verkündet wurde.
Diese enorme Verzögerung hat natürlich weitere Auswirkungen auf das ebenfalls anvisierte nukleare Exportprogramm Südafrikas. Denn bekanntlich setzt die Atomindustrie erhebliche Hoffnungen in den HTR-Export in Schwellenländer. Süffisant fragt der Nuklearexperte Steve Thomas, was denn wohl die mindestens zehnjährige Verzögerung bei der Realisierung eines Demonstrationskraftwerkes demonstriert? Und verweist auf den THTR in Hamm-Uentrop, der nach 423 Volllasttagen 1989 stillgelegt werden musste.
In dem südafrikanischen Umweltrahmenplan (RFESR) vom Januar 2007 wird davon ausgegangen, dass bei der geplanten PBMR-Demonstrationsanlage verschiedene Versuchsserien letztendlich noch einmal weitere 10 Jahre laufen müssen, damit im Jahre 2017 die ersten kommerziellen Bestellungen dieses störrischen Reaktors entgegengenommen – und im Jahre 2021 (!) realisiert werden könnten, könnten, könnten ....
Was sollen wir dazu noch sagen? Das alles kommt uns Anwohnern des stillgelegten THTR´s verdammt bekannt vor. Aber muss sich denn diese verdammte Geschichte immer wieder wiederholen?
Die unverbesserlichen NRW-Nuklearfetischisten Pinkwart und Thoben könnten durch die erneuten südafrikanischen THTR-Erfahrungen gewarnt sein und aufhören, in NRW viele Millionen Euro für einen Pleitereaktor auszugeben, um nicht vor der Geschichte später einmal als unbelehrbare Deppen dazustehen. Auf eine solche Einsichtsfähigkeit können wir leider nicht hoffen. Zu groß sind die wirtschaftlichen Interessen, die sie repräsentieren. Pinkwart & Thoben werden bei zunehmenden Schwierigkeiten in Südafrika vielleicht irgendwann frech behaupten, die Afrikaner seien unfähig und wir in Deutschland könnten alles besser. Doch wer doktert denn seit Jahren am störrischen PBMR in Südafrika herum?? – Es sind Uhde aus Dortmund, die Essener Hochdruckröhrenwerke (EHR), RWE-NUKEM aus Essen, SGL Carbon aus Wiesbaden. Dilettantismus made in Germany!
Das hauptsächlich Tragische an dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass die vielen Milliarden Euros fehlen werden, um die kommende Klimatastrophe durch konsequentes ökologisches Umsteuern ein bischen abzumildern.
Horst Blume
Infos aus: Nuclear Monitor, Nr. 655, 3. May 2007
Die atomare Globalisierung |
Was haben New Mexico (USA), Yibin (China), Rio de Janeiro (Brasilien), Irkutsk (Russland) und das westfälische Gronau gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten jedoch eine intensive atomare Beziehung: Der Urananreicherer Urenco ist in all diesen Orten rund um den Globus tätig, wobei Gronau einer der zentralen Knotenpunkte im strahlenden Spinnennetz ist.
Nach Tschernobyl wurde es zu einem Allgemeinplatz, dass die Folgen der Atomenergie global zu spüren sind. Die radioaktive Wolke zog 1986 rund um den Erdball. Doch diese Erkenntnis hat in der realen Arbeit der Anti-Atom-Bewegten nicht immer den erforderlichen Niederschlag gefunden. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit (ganz zu schweigen von einer globalen Vernetzung des Anti-Atom-Widerstands) ist nicht leicht aufzubauen und scheitert oft schon an Sprachschwierigkeiten und Entfernungsproblemen. Ein Blick auf die Aktivitäten der Atomindustrie macht jedoch die Notwendigkeit internationaler Anti-Atom-Kooperationen deutlich.
An vier Beispielen sollen die Globalisierungsbestreben der deutschen und westeuropäischen Atomindustrie skizziert werden: Urenco, E.ON, Siemens und die HTR-Technologie stehen exemplarisch für das Streben der Atomlobby nach weltweiten Aufträgen.
Beispiel 1 - Urenco
Die Urenco ist ein multinationales Unternehmen, das zu je einem Drittel dem britischen und niederländischen Staat sowie zu je einem Sechstel E.ON und RWE gehört. Was in Gronau manchmal wie ein typisch mittelständisches westfälisches Unternehmen wirkt, ist in Wirklichkeit ein aggressiv auftretender staatlich-privater Atomkonzern, der seinen Weltmarktanteil an der Urananreicherung drastisch ausbaut. Allein von 2005 auf 2006 stieg der Anteil nach eigenen Angaben von 19% auf 23%. Mit der Erweiterung der Urananreicherungsanlagen (UAA) in Gronau und Almelo (NL) sowie dem Neubau von UAAs in Pierrelatte/Frankreich und New Mexico könnte Urenco in wenigen Jahren gut 40% des Weltmarktes mit angereichertem Uran beliefern.
Durch die Kooperation mit dem französischen Staatsunternehmen AREVA und den Einstieg in den US-Markt hat die Urenco strategisch wichtige Partner im G-8-Bereich gewonnen.
Russland sorgt zudem für die Entsorgung des eigenen Uranmülls, während mit aufstrebenden Atommächten wie China, Südafrika, Südkorea und Brasilien beste Beziehungen gepflegt werden.
Um es klar zu sagen: Urananreicherung macht nur Sinn, wenn man a) an die Zukunft der Atomkraft glaubt und/oder b) militärische Ambitionen hegt. So wird die Urenco-Zentrifugentechnik für den Bau der pakistanischen Atombombe verantwortlich gemacht, die inzwischen auch in den Iran gelangt ist. Anders ausgedrückt: Wer den Atomausstieg will, muss als erstes die Urananreicherungsanlagen stilllegen.
Doch Rot-Grün hat beim "Ausstiegsgesetz" die Gronauer UAA nicht mal als Atomanlage definiert und ihr stattdessen einen unbegrenzten Blankoscheck für den Weiterbetrieb und massiven Ausbau ausgestellt. Ein Atomausstieg sieht anders aus.
Beispiel 2 - E.ON
E.ON ist der größte deutsche Atomkonzern, der an zahlreichen AKWs beteiligt ist (s. www.sofa-ms.de). Weniger bekannt ist E.ONs Atomengagement im Ausland. Über die schwedische Sydkraft ist das Unternehmen z. B. an allen schwedischen AKWs beteiligt, also auch am berüchtigten AKW Forsmark, in dem es 2006 einen Beinahe-Super-GAU gab. E.ON Energie ist allein in 18 europäischen Ländern aktiv.
Im E.ON-Vorstand sitzen bekannte Atomfanatiker. Walter Hohlefelder war unter der Regierung Kohl von 1986-94 als Abteilungsleiter für "Reaktorsicherheit und nukleare Entsorgung" zuständig. Damals verhinderte er maßgeblich, dass aus Tschernobyl in Deutschland ernsthafte Konsequenzen gezogen wurden.
Heute fördert er in seinem Zuständigkeitsbereich neue AKW-Projekte. So will E.ON in Rumänien (Cernavoda) und der Slowakei (Bohunice) neue AKWs bauen. Auch Großbritannien wird als lukrativer Atommarkt ins Visier genommen.
Hohlefelder ist zudem stellvertretender Aufsichtsratschef der Urenco (s.o.) und damit auch im Anreicherungsgeschäft vertreten. Zudem ist Urenco-Chef Engelbrecht ein alter E.ON-Mann und Vorstand Bergmann ist zugleich russischer Honorarkonsul in Düsseldorf. Das erleichtert das Aushandeln von Uranmüll-Deals mit der russischen Regierung natürlich enorm. So hat sich E.ON in den letzten Jahren zu einem der offensivsten europäischen Atomlobbyisten entwickelt.
Beispiel 3 - Siemens
Siemens war in den 1980er und 90er Jahren als einer der Hauptakteure der Atomlobby bekannt. Demonstrationen vor dem Sitz der Reaktorsparte KWU oder der Siemens-Boykott erzeugten viel Aufmerksamkeit. Siemens war schon immer weltweit tätig.
Die Beteiligung an den politisch sehr umstrittenen AKWs Atucha 1 (Argentinien), Angra 2 (Brasilien) sowie Mochovce (Slowakei) sind dafür Belege. In den letzten Jahren wurde es ruhiger um die Atomaktivitäten des Unternehmens. Das liegt jedoch nicht daran, dass Siemens nun auf "go green" umgeschwenkt wäre.
Man hat sich einfach nur anders aufgestellt. Angesichts schwacher Auftragslage in Europa verschmolz Siemens die Reaktorsparte mit der französischen Framatome. Die Gemeinschaftsfirma, an der Siemens 34% hält, wurde 2006 als AREVA-Tochter in AREVA NP umbenannt. Unter diesem Logo geht Siemens weiter weltweit auf Auftragssuche, stellt aber auch in Lingen weiter Brennelemente her. Neben dem direkten Zugriff auf den französischen Markt werden in Schweden Reaktoren "modernisiert", wird in China für Neubauprojekte mitgeboten, während man in der Türkei scheiterte. Ganz nebenbei: In Frankreich war das Atomprogramm schon immer sowohl zivil wie militärisch. Hier öffnete die Kooperation mit AREVA für Siemens neue Türen.
Gegenwärtig versucht AREVA NP den "neuartigen" Reaktortyp EPR auf dem europäischen Markt durchzusetzen. In Finnland begann der Neubau, verzögert sich aber wegen schwerer Konstruktionsmängel, in Flamanville in der Normandie soll es noch 2007 losgehen. Vom früheren Versprechen eines "inhärent sicheren" AKWs hat man sich aber schon lange verabschiedet.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit vollzogen sich die Vorarbeiten an den Reaktoren der so genannten 4. Generation, für den AREVA den ANTARES-Reaktor entwickelte.
Hier ist Siemens über AREVA auch am "Internationalen Generation IV-Forum" beteiligt, an dem auch Südafrika, Brasilien, Kanada, Südkorea, die USA, Frankreich, Japan, Großbritannien und die EU mitwirken. Letztlich bietet Siemens alten Wein in neuen Schläuchen - und setzt seine globale Atomstrategie ungebrochen fort.(Den THTR-Absatz lassen wir hier weg).
Was tun?
Die deutschen Atomkonzerne basteln also weltweit weiter an ihren atomaren Albträumen - von Ausstiegswillen keine Spur. Hiergegen ist Widerstand nötig. Wenn sich in Heiligendamm AktivistInnen aus der ganzen Welt versammeln, um gegen die Politik der G-8-Staaten zu demonstrieren, sollte auch das Thema Atompolitik nicht unterschlagen werden. Nur durch eine internationale Vernetzung der Initiativen lässt sich wirkungsvoll gegen die globalisierte Atomindustrie vorgehen.
Das ist nicht einfach, aber möglich. Einige aktuelle Beispiele belegen dies: 2006/7 gelang es der Umweltorganisation urgewald zusammen mit .ausgestrahlt, deutsche Banken durch öffentlichen Druck von der Förderung des bulgarischen Atomprojektes Belene abzubringen. Die BI Umweltschutz Hamm konnte in jahrelanger Kleinarbeit die globalen HTR-Pläne aufdecken, ähnliches gelang dem WISE-Uranium-Project in Sachen Uran.
Seit 2006 besteht eine enge Kooperation zwischen münsterländischen, niederländischen und russischen Anti-Atom-Initiativen, um die Uranmülltransporte von Gronau/Almelo nach Russland zu stoppen. So entstand erstmals ein gemeinsamer Aktionsrahmen über viele Tausend Kilometer zwischen Gronau und Irkutsk, der über die Transportstrecke auch die Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland und Estland berührt.
Angelehnt an die erfolgreiche deutsch-französische Kooperation gegen die CASTOR-Transporte von deutschen AKWs nach La Hague sowie die CASTOR-Transporte von dort nach Gorleben, befindet sich eine grenzüberschreitende Kooperation gegen die Urantransporte aus dem südfranzösischen Pierrelatte nach Gronau im Aufbau, um die Belieferung der UAA Gronau mit Natururan zu unterbinden. Die große Anti-EPR-Demonstration in Cherbourg 2005 erfuhr europaweite Unterstützung.
Doch es muss noch mehr getan werden, um die Atomindustrie zu stoppen. Wie lassen sich Atomprojekte in China, Indien oder Südkorea wirkungsvoll verhindern? Wie kann die EU zu einer Kündigung des EURATOM-Vertrags gebracht werden, der die Förderung der Atomenergie festschreibt? Wie kann die UAA Gronau stillgelegt und die Laufzeitverlängerung der deutschen AKWs verhindert werden? Wie können die monopolistischen Atomkonzerne zerschlagen werden? Diese Fragen sollten auf dem Gegengipfel zum G8-Treffen mitdiskutiert werden.
Ein erster Zielpunkt könnte z. B. ein europäischer Anti-Atom-Kongress sein. Ein zweiter Zielpunkt könnte ein internationaler Urantransporte-Aktionstag von Pierrelatte über Gronau/Almelo nach St. Petersburg und nach Sibirien sein. Erste Überlegungen gibt es dazu bereits. Denn eins ist klar: Die Atomindustrie wird nicht freiwillig vom Erdboden verschwinden.
Dies kann nur durch massiven Druck von untenerreicht werden. Eingriffsmöglichkeiten gibt es mit etwas Kreativität viele, damit der Atomindustrie ihre radioaktive Suppe ordentlich versalzen wird.
Matthias Eickhoff
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Zeitschrift „Graswurzelrevolution“ im Mai 2007.
Nukleare Rattenlinie, Teil 3 |
Teil 1 dieser dreiteiligen Serie avancierte schon nach wenigen Tagen zum meistgelesenen Artikel auf unserer Homepage. Der Teil 2 wurde bereits in der Maiausgabe von „anti atom aktuell“ (aaa) nachgedruckt. Eine Zusammenfassung brachte die Zeitschrift „Graswurzelrevolution“ unter dem Titel „Auf den Spuren der Atomfaschisten“ in ihrer Ausgabe 319. Und damit noch in hundert Jahren, wenn es unsere Homepage womöglich nicht mehr gibt, in den Archiven die persönliche Verbandelung vieler Wissenschaftler mit dem faschistischen Regime konkret nachrecherchiert werden kann, hier Schwarz auf Weiss die Liste:
Faschisten in der Kernforschungsanlage Jülich (KfJ) nach 1945
August Wilhelm Quick: Mitglied des wissenschaftlichen Beirates (vor 1945: Leiter des Instituts für Aerodynamit der deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und Luftmechanik, Konstruktionsleiter im Junkers-Luftrüstungskonzern)
Günther Otto Schenk: Mitglied des wissenschaftlichen Beirates (vor 1945: seit 1. 5. 1937 NSDAP)
Wilhelm Groth: von 1961 – 69 Mitglied des wiss. Rates, seit 1971 Ehrenmitglied (vor 1945: mit „Sonderaufgaben“ bei der IG Farben beschäftigt, 1937 NSDAP, Mitglied der SA, Personal- und Pressereferent des NS-Sudetenbundes)
Konrad Beyerle: entwickelte bei der KfJ die Ultra-Zentrifugenanlage für Südafrika (vor 1945: beschäftigt mit der Entwicklung von Zentrifugenanlagen zur Atombombenherstellung)
Hans Grosse: Mitglied des wiss. Rates und dortiger Leiter des Instituts für Reaktorbauelemente (vor 1945: Freikorpsmitglied beim Kapp-Putsch, Mitglied der SA, leitender Ingenieur der Junkers-Werke)
Alfred Boettcher: Vorstand der KfJ (vor 1945: Direktor der DEGUSSA, mit der Entwicklung von Geheimwaffen beauftragt, SS-Hauptsturmführer in Leiden/Holland, dort wegen Kriegsverbrechen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt). – (Nähere Infos im Teil 1 + 2 und in den THTR-Rundbriefen Nr. 95 und 110; H. B.)
Franz Bollenrath: beteiligt am Aufbau der KfJ (vor 1945: Leiter des Instituts für Werkstofforschung der deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt)
Rolf Danneel: Mitglied des wiss. Rates (vor 1945: bis 1933 Mitglied des jungdeutschen Ordens, seit 1. 5. 1937 NSDAP, Scharführer in der SA-Marinestandarte 90 in Königsberg)
Robert Haul: Mitglied des Verwaltungsrates, stellvertr. Vorsitzender des wiss. Beirates, von 1949-56 beschäftigt im National Chemical Research Laboratory of Pretoria/Südafrika (vor 1945: seit 1. 3. 33 NSDAP, Abteilungsleiter am Kaiser-Wilhelm-Institut, seit 1943 Dozent in Prag)
Besonders hinsichtlich des südafrikanischen Atomprogrammes und des geplanten Pebble Bed Modular Reactors (PBMR) sind nicht nur die oben genannten Konrad Beyerle und Robert Haul zu nennen, sondern für die „Gesellschaft für Kernforschung“ auch:
Karl Kaißling: führte im Auftrag der deutschen Atomkommission Verhandlungen mit Südafrika (vor 1945: NSDAP und SA-Obersturmführer, S. 15)
Quelle: „Der Griff nach der Bombe. Das deutsch-argentinische Atomgeschäft“. Herausgeber: Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile – Lateinamerika (FDCL), 1981, Seite 14 und 15.
Lesen Sie auch Teil 1 und Teil 2
Urantransporte werden Dauerbrenner |
Wer hätte das gedacht! Den Uranhexafluorid-Transporten von Frankreich nach Gronau über Hamm wird eine bisher ungeahnte Aufmerksam zuteil. Nach dem ohnehin erstaunlichen Medienecho landeten wir unseren neuesten Coup: Mit etwa 12 Leuten führten wir am Nachmittag des 1. Juni eine Mahnwache vor den großen Bahnunterführungen an der Lohauserholzstaße durch.
Wegen mehreren Baustellenampeln bildeten sich lange Staus und die AutofahrerInnen hatten viel Zeit, unsere neuen Transparente anzusehen und ein spezielles Flugblatt für Anwohner in Empfang zu nehmen. Insgesamt wurden 900 Infoblätter verteilt und die Resonanz war sehr groß. Einige Anwohner erwarteten wegen eines vorangegangenen Artikels im „Wochenblatt“ (mit 2 Fotos und Infokästchen...) schon auf unser Material. Der WA berichtete zweimal, die Lippewelle mehrmals und brachte Interviews. Die 90minütige Mahnwache zeigt deutlich, dass wir schon mit wenigen Menschen beachtliche Erfolge erzielen können.
Die nächsten Station, sich öffentlichkeitswirksam zu melden, ist die Ratssitzung am 19. Juni. Hierzu erwarten wir die langersehnten Antworten auf unsere Fragen, die die grüne Ratsfraktion auf unsere Initiative hin eingereicht haben. Am 21. Juni findet ab dem Hauptbahnhof in Lünen um 18 Uhr eine Demonstration mit Streckenkontrolle entlang der Bahngleise statt. Schritt für Schritt werden wir die Urananreicherungsanlange in Gronau (und damit die 32 von ihr „gespeisten“ Atomkraftwerke) immer mehr zum Thema machen. Der Atomindustrie keine ruhige Minute mehr!
Polizei Recklinghausen droht erneut EON-Gegnern |
Seit längerer Zeit arbeiten wir intensiv mit unseren Freunden aus der MEGA-Waltrop in Sachen Urantransporte zusammen. Wir haben viele gemeinsame Aktionen in Hamm und im Münsterland durchgeführt. Die jetzt erfolgten Repressionen der Polizei gegenüber der MEGA können eines Tages auch uns alle treffen. Wir dokumentieren unsere Presseerklärung:
Die Kreispolizei Recklinghausen hat ihre Kriminalisierungs- und Einschüchterungskampagne gegen Waltroper EON-Kritiker am gestrigen Dienstag massiv verstärkt. In einem Telefonat drohte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Recklinghausen einem Waltroper Umweltschützer mit möglichen Repressionsmaßnahmen beim G8-Gipfel. Der Polizist bezog sich auf einen Internet-Artikel der Waltroper Gruppe MEGA (Menschen gegen Atomanlagen), die für den G8-Gipfel zu einem „Globalen Wandertag“ an der Ostseeküste aufgerufen hat und dabei in klar erkennbar satirischer Absicht für „den Weg zum Gipfel“ auch das Mitnehmen von „Kletterausrüstung, Spitzhacke und Fallschirmen“ empfahl. Konkret sprach der Polizist mögliche „Probleme“ bei Polizeikontrollen sowie Aufenthaltsverbote an. Außerdem erkundigte er sich intensiv nach Details der Fahrt der Waltroper G8-Gegner Richtung Heiligendamm.
„Wenn dieser Anruf kein übler Scherz war, haben sich unsere Befürchtungen leider bestätigt, dass die derzeitigen Kriminalisierungsversuche gegen Waltroper EON-Gegner auch in Zusammenhang mit den G8-Protesten stehen. Der Anruf diente allein der Einschüchterung. Wir weisen dieses massive Auftreten der Polizei entschieden zurück und fordern von der Polizei eine Entschuldigung,“ so Marco Pankalla, Sprecher der MEGA Waltrop.
Zum Hintergrund: Bereits vor einer Woche hatte die Kreispolizei Recklinghausen zwei Waltroper Umweltschützer wegen einer spontanen Kundgebung gegen das geplante EON-Kohlekraftwerk in Datteln zur erkennungsdienstlichen Behandlung vorgeladen. Dabei hatte die Polizei noch jeden Zusammenhang mit den G8-Protesten der Presse gegenüber abgestritten. Der jetzt angerufene Umweltschützer hat für den 16. Juni in Waltrop eine Solidaritätskundgebung für die beiden Betroffenen angemeldet.
Nach den bisherigen öffentlichen Äußerungen der Polizei Recklinghausen ist nicht zu erkennen, warum überhaupt gegen die zwei Waltroper Umweltschützer ein Ermittlungsverfahren wegen Nötigung eingeleitet wurde. „Die Vorgänge im Kreis Recklinghausen sind besorgniserregend. Schon die Ermittlungen wegen der EON-Demonstration sind völlig haltlos, doch die Versuche, G8-Gegner bereits im Vorfeld derart einzuschüchtern, sind unseres Wissens nach NRW-weit einmalig. Hier ist dringende Aufklärung angesagt,“ so Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. „Im Polizeipräsidium Recklinghausen mag man es wohl nicht, dass in Waltrop seit Jahren engagiert und ausdauernd gegen die EON-Kraftwerkspläne, gegen Atomtransporte und auch gegen den G8-Gipfel demonstriert wird. Jetzt geraten sogar schon Demonstrationsanmelder ins Visier der Polizei,“ ergänzt Pankalla.
Zahlreiche Umwelt- und Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland und Ruhrgebiet sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) solidarisieren sich mit den betroffenen Umweltschützern aus Waltrop und rufen für den 16. Juni zur Teilnahme an der Solidaritätskundgebung in Waltrop auf. „Wir fordern die Polizei Recklinghausen auf, die Ermittlungsverfahren einzustellen und die Einschüchterungsversuche zu unterlassen. Die Polizei will nur von den massiven Umweltsünden von EON ablenken,“ so Horst Blume von der BI Umweltschutz Hamm.
Infos: www.mega-waltrop.de
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