Die Reaktorpleite - THTR 300 Die THTR-Rundbriefe
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Die THTR-Rundbriefe aus 2005

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THTR Rundbrief Nr 103, Dez. 2005


Was passiert mit den HTR-Kugeln in den nächsten 1000 Jahren?

Der wissenschaftliche Ergebnisbericht 2004 des Forschungszentrums Jülich (FZJ) informiert nachträglich über die Aktivitäten im letzten Jahr. Das im FZJ integrierte "Institut für Sicherheitsforschung und Reaktortechnik (ISR) forscht seit Jahrzehnten zum Hochtemperaturreaktor. Was also hat das ISR im Zeitalter des Atomausstiegs im letzten Jahr so alles angestellt? Es untersucht die angebliche Sicherheitsqualität zukünftig zu bauender nuklearer Anlagen. Dies ist an anderer Stelle umfassend dokumentiert worden.

Außerdem überraschen uns die Herren vom ISR mit folgendem Sachverhalt: Während des Betriebs der Hochtemperaturreaktoren AVR und THTR fielen ca. eine Million bestrahlte Brennelemente an. Und wohin jetzt plötzlich damit, wo man doch erst seit 30 Jahren weiss, dass diese radioaktiven Kugelbrennelemente beim THTR-Betrieb entstehen und "entsorgt" werden müssen? – Schön und gut, das Institut hat eine neue, zusätzliche Aufgabe. Ein neuer Professor, er heißt Reinhard Odoj, wurde eingestellt und ein neues Angebot für eine Doktorarbeit wurde auch schon inseriert.

Doch oje, zu welch Ergebnis ist das Institut bezüglich der HTR-Graphitkugeln gekommen: Die Entsorgung von radioaktiv kontaminiertem Graphit aus dem Rückbau kerntechnischer Anlagen ist kostenintensiv. Wer hätte das gedacht? Einfach verbrennen ist wegen der Emissionen irgendwie problematisch. Das ISR versucht es jetzt mit thermischen Verfahren unter Luftabschluss und arbeitet an der Prozessoptimierung. Das Verfahren wurde zum Patent angemeldet.

Und die PAC-Kügelchen in den Brennelementen machen auch noch Probleme. Das sind Plutonium, Americium und Curium, wobei Plutonium mit mehr als 90 % den dominanten Massenanteil darstellt. Insbesondere die schweren Elemente verfügen über eine sehr hohe Radiotoxizität, die aufgrund der Langlebigkeit der Elemente auch nach einer Endlagerung noch über viele Hunderttausend Jahre vorliegt. – Das ist ja furchtbar und so völlig neu! Das ISR hat zumindest volumenmäßig einen schönen Vorschlag parat: Durch Verwendung in einem Leichtwasserreaktor (der deswegen bitteschön auch nicht stillgelegt werden darf) wird die ursprüngliche Plutoniummasse um 50 % reduziert und dadurch handlicher, wenn auch die Radioaktivität bleibt.

Große Probleme wie die Langzeitsicherheit der Endlagerung der radioaktiven HTR-Kugeln wollen die wackeren Forscher jetzt ebenfalls im großen Rahmen eines europäischen Projekts lösen. In Frage kommen ihrer Meinung nach die Endlagerformationen Ton, Granit oder Salz. Das größte Problem bei der Korrosion der Graphitkugeln ist – na? – das Wasser. Das ISR fand heraus: Erste Ergebnisse der Korrosionsuntersuchungen zeigen, dass die bisherige Annahme einer Auflösezeit von 150 Jahren deutlich zu konservativ ist und noch viele Reserven beinhaltet. Da sind wir ja alle beruhigt. Das ISR erforscht jetzt, wie sich die putzigen Kügelchen die nächsten 1.000 Jahre wahrscheinlich verhalten werden. Das wird womöglich richtig spannend!

Was aber passiert bei einem Wassereinbruch im Salzstollen? Es führt zur Mobilisierung von Radionukliden und deren Freisetzung aus dem Endlager! Schön, dass das ISR den protestierenden Bürgern in Gorleben mal Recht gibt. Doch halt, stopp! Probleme sind dazu da, um sie zu lösen. Das ISR hat herausgefunden, dass unter bestimmten Umständen die mobilisierten Radionuklide größtenteils wieder gebunden und damit im Endlager zurückgehalten werden können. Na also, wer sagt es denn, es geht doch! Und deswegen darf das ISR an diesem Problem noch ein bisschen weiterforschen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert solch hoffnungsfrohe Projekte nur zu gerne.

Und zum Schluss steht im Ergebnisbericht noch ein ganz, ganz dickes Lob in eigener Sache: Der Energiebeirat des FZJ hat in seiner Stellungnahme vom Dezember 2004 die Qualität der interdisziplinären Forschung des ISR auf internationalem Boden als hervorragend bezeichnet. HTR-Sicherheitsforschung und Abfallcharakterisierung sind darüber hinaus Alleinstellungsmerkmale, die aufrechterhalten werden sollten. - Mit anderen Worten: Wenn auch in der BRD zur Zeit noch kein neuer HTR gebaut werden darf, so habt ihr doch mit eurer Arbeit alles dafür getan, damit er wenigstens in Zukunft in andern Ländern wieder in Betrieb gehen kann!

Horst Blume

 

Hochtemperaturreaktoren in den USA: Inbetriebnahme bis 2017

Die Regierung der Vereinigten Staaten bereitet seit einigen Jahren einen verstärkten Ausbau der Atomenergie vor. Nach vierjähriger Arbeit an einem neuen Energiegesetz steht diesem Vorhaben nichts mehr entgegen. Mit einer großen überparteilichen Mehrheit wurde das Gesetz im Repräsentantenhaus und im Senat verabschiedet.

Das heißt, auch die Mehrheit der oppositionellen Demokraten" hat dafür gestimmt. Am 8. August 2005 hat Bush das Energy Policy Act unterzeichnet. Es beseitigt in Zukunft durch Standardisierung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren bei Atomkraftwerken institutionelle Hindernisse schneller als zuvor. Eine finanzielle Entschädigung für die Atomindustrie bei Verzögerungen des Betriebsbeginns bei nuklearen Anlagen wurde ebenfalls festgelegt.

Das US-Energieministerium geht mit einem speziellen Nuclear Power 2010 - Programm in die Neubau-Offensive. Konsortien von Herstellerfirmen und Stromerzeugern bereiten neue Bau- und Betriebsgenehmigungen vor. GE Energy und Westinghouse haben schon eine Vorauswahl von sechs Standorten getroffen und wollen sich die Kosten für die Vorbereitungsarbeiten über eine halbe Milliarde Dollar mit dem Energieministerium teilen.

Die Zeitschrift atomwirtschaft (atw 8/9, 2005) meldete zur geplanten HTR-Förderung: Zu den Regelungen des Gesetzes, die energietechnische Innovationen anregen sollen, gehören mögliche Kreditbürgschaften von bis zu 80 % der Projektkosten für fortgeschrittene Reaktortypen. Das Gesetz erlaubt dem Energieministerium im Haushaltsjahr 2007 bis zu 1,2 Mrd. US-$ für nukleare Forschung und Entwicklung und Demonstrationsvorhaben aufzuwenden. Es unterstützt ausdrücklich die Programme Nuclear Power 2010 und Generation IV und fordert darüber hinaus von dem Ministerium eine Initiative für einen Hochtemperaturreaktor der nächsten Generation (NGNP), der sowohl Strom als auch Wasserstoff erzeugen könnte.

Der Zeitrahmen sieht folgendermaßen aus: Ein Prototyp des Hochtemperaturreaktors (Very High Temperature Reactor – VHTR) soll in Idaho bis etwa 2017 für Elektrizitäts- und Wasserstoffproduktion in Betrieb gehen. (atw 2, 2005) Nach Angaben von atw wurde im Idaho National Laboratory" ein zentrales Labor für die Forschung an fortgeschrittenen Reaktoren geschaffen, welches allein für das Jahr 2005 ca. 410 Millionen Euro an Finanzmittel erhalten hat. Geplant sind Hochtemperaturreaktoren mit einer thermischen Leistung von 400 bis 600 MW um Elektrizität und Prozesswärme zu erzeugen. Dieses von Framatome ANP (heute durch eine Fusion mit Siemens in AREVA umgewandelt) neu aufgelegte Konzept ist bereits in der BRD verfolgt worden und mit dem THTR Hamm und dem AVR in Jülich gescheitert.

Trotzdem wird bis heute in dem Forschungszentrum Jülich an verschiedenen Varianten der Koppelung von Elektrizität und Prozesswärme im Rahmen der HTR-Weiterentwicklung geforscht. Der Jülicher Wissenschaftler Verfondern hat in der Zeitschrift des Forschungszentrums Karlsruhe Nachrichten (3, 2005) einen Überblick über die bisherigen Entwicklungsbemühungen gegeben. Diese laufen schon seit einiger Zeit unter einem neuen, zugkräftigen Namen: Nukleare Wasserstofferzeugung. Zur Zeit beschäftigen sich die Nuklearforscher in diesem Zusammenhang mit folgenden delikaten Fragen: Ist das Reaktorgebäude sicher vor einer Explosion im chemischen Teil des Komplexes? Oder umgekehrt: Welchen Einfluss hat die störfallbedingte Freisetzung von Radioaktivität auf den Weiterbetrieb der Chemieanlage? (Nachrichten, 3/2005).

Verfondern, den Lesern des THTR-Rundbriefes bereits bekannt durch einige nukleare Forschungsarbeiten unter Rotgrün, geht in dem Artikel ebenfalls auf die aktuellen Entwicklungen in Japan ein. Dort experimentiert das JAERI (Japan Atomic Energy Research Institute) in dem HTTR daran, in einem Hochtemperaturreaktor größere Mengen von nuklearem Wasserstoff herzustellen. Im Jahre 2010 wird mit einer Realisierung dieser Vorhaben gerechnet. Auf internationaler Ebene arbeiten folgende Organisationen an der Forschung der Nuklearen Wasserstoffproduktion:

  • Generation IV International Forum (GIF)
  • Internationale Atomenergiebehörde (IAEA)
  • Europäische Union

Die EU hat im laufenden 6. Rahmenprogramm zahlreiche dieser Projekte gefördert. Im April 2005 startete das Projekt RAPHAEL (Reactor for Process Heat Hydrogen and Electricity Generation). Die bundesdeutschen HTR-Forscher von Lensa (FZ Jülich) und Scheuermann (Institut für Kernenergetik, Uni Stuttgart) sind selbstverständlich mit von der Partie!

Horst Blume

 

Gewerkschaftler für den HTR

Mein Artikel im letzten Rundbrief ver.di auf Pro-Atomkurs hat offensichtlich hohe Wellen geschlagen. Allerdings richtete sich meine Kritik an dem Zusammengehen von ver.di und IG BCE mit den führenden Atomkonzernen nicht gegen kritische und engagierte Einzelpersonen oder basisorientierte Gruppen, sondern gegen die Gewerkschaftsvorstände, die ein Papier unterzeichnet haben, das selbst im Detail noch die Sprachregelungen der Atomindustrie übernommen hat.

Den Nachweis erbringe ich mit zahlreichen Originalzitaten in der Dezemberausgabe der Monatszeitung Graswurzelrevolution (Nr. 304, nachzulesen unter: www.graswurzel.net).

Inzwischen verdichten sich die Hinweise darauf, dass bestimmte Gewerkschaftsfunktionäre eine gezielte Kampagne für die Fortsetzung der Förderung der HTR-Linie begonnen haben.

In der Novemberausgabe der Zeitschrift atomwirtschaft (atw) wird auf acht Seiten eine Rede von Prof. Dr. Franz-Josef Wodopia auf der Wintertagung des Deutschen Atomforums abgedruckt. Wodopia war seit 1989 in der IG BCE für Wirtschafts-, Europa- und Umweltpolitik zuständig. Erst im Juli 2005 wechselte er in die Hauptgeschäftsleitung des Gesamtverbandes des deutschen Steinkohlebergbaus nach Essen.

In seiner Rede beklagte er wortreich die in Deutschland weit verbreitete Risikoaversion und fuhr fort: In diesem Kontext zu nennen ist auch die Entwicklung des THTR. Er steht nicht in Hamm-Uentrop, sondern in China. Ein weiteres Beispiel für einen Know-how-Export. (...) Die IG BCE und ihre Vorläuferorganisationen haben wiederholt versucht, auf die Kernenergiediskussion Einfluss zu nehmen. Frühzeitig hatten sie angeregt, an der Entwicklung von neuen Reaktoren mit inhärenter Sicherheit zu arbeiten, die die Risiken eines größten anzunehmenden Unfalls auf das Innere der Anlage beschränken würden. (...) Eines ist aber klar – auch wenn dies Widerspruch auslösen wird – der THTR wäre eine Entwicklung gewesen, die die von der IG BCE angesprochenen Kriterien hätte erfüllen können. Dass es sehr konventionelle Probleme beim Übergang zur ersten Großanlage gab, hätte nicht ernsthaft gegen diese Technologie sprechen dürfen – und es ist auch nicht so, wie es China zeigt.

Wer sich bisher darüber gewundert hat, dass auch Vertreter der rotgrünen Bundesregierung der HTR-Förderung durch die Europäische Union zugestimmt haben, wird vielleicht jetzt endlich bemerken, dass die EU-Politik ganz besonders von Interessengruppen und Lobbyisten bestimmt wird. Der rührige Professor Wodopia ist nämlich Mitglied des Generalsekretariats der Europäischen Union, das den Beschlussfassungsprozess der EU-Institutionen begleitet! – Lacht da jemand?

Horst Blume

 

Neue Uranmine und erste Alternativen in Namibia

In den Ausgaben 100 und 101 des THTR-Rundbriefes berichteten wir, dass in der ehemaligen deutschen Kolonie Südwestafrika - dem heutigen Namibia - seit 1976 in der oberirdischen Uranmine Rössing Uran abgebaut wird. Unter anderem wurde auch der THTR Hamm beliefert. Darüber hinaus darf ab jetzt der australische Konzern Paladin Resources in dem Naturschutzgebiet Langer Heinrich ebenfalls Uran abbauen. Deswegen wird sich Namibia im nächsten Jahr nach Australien und Kanada zum drittgrößten Uranlieferanten weltweit vorarbeiten.

Öffentliche Diskussion und Widerstand

Die Genehmigung von Langer Heinrich hat zu Protesten von Menschenrechtsorganisationen und Earthlife Africa geführt. Mit finanzieller Hilfe der Grünen/Bündnis 90 wurde von dem Öko-Institut Darmstadt die von den Minenbetreibern vorgelegte Umweltverträglichkeitsstudie in einer eigenen 24seitigen Untersuchung (1) ausgewertet. Das Institut fand dabei heraus, dass die Werte der radioaktiven Gase Radium und Radon um den Faktor vier von den Betreibern unterschätzt wurden. Weiterhin bemängelte das bundesdeutsche Institut ernsthafte Mängel, Schwachstellen und ungelöste Probleme in Bezug auf den entstehenden Abraum und die Abgänge bei der Urangewinnung. Allein diese Uranmine wird der viertgrößte Wasserverbraucher Namibias sein – und die Rössing-Mine kommt noch hinzu!

Der Schutz der Küstenregion, zu der das Abbaugebiet gehört, wird nach einer Vereinbarung zwischen der Weltbank und der Nationalen Planungskommission (NPC) mit 4,9 Millionen US$ gefördert. Eine Vertreterin der Weltbank warnte bereits davor, dass durch falsche Entscheidungen ein langfristiger Verlust der Biodiversität befürchtet werden muss. Sogar der Premierminister Nahas Angula befürchtete eine Störung des empfindlichen Wüstengleichgewichts durch zusätzliche Verschmutzungen. Zwischen diesen Aussagen und dem Agieren des Bergbauministers zugunsten der Uranmine besteht offensichtlich ein Gegensatz, auf den die namibische Gesellschaft für Menschenrechte (NGfM) hinwies und fragte: Wer hat also das Sagen?

Dies zeigte sich bald. Während der parlamentarischen Fragestunde des namibischen Parlaments diffamierte Ende Oktober 2005 der Bergbauminister Erkki Nghimtina die Veröffentlichung der Studie des Öko-Instituts als extern finanzierte Einmischung, die die Atmosphäre vergiften würde! Die ehemalige Befreiungsbewegung Namibias, die seit 15 Jahren mit einer satten Mehrheit regiert, setzt voll auf den Devisen- und Arbeitsplatzbringer Uranabbau. Angeblich sollen durch Langer Heinrich 750 Arbeitsplätze entstehen und 63 Millionen Namibia-Dollar in die Staatskassen gespült werden. Deswegen sieht die Regierungspartei auch gerne darüber hinweg, dass durch das 4374 ha große Abbaugebiet das gesamte Ökosystem in dem National- und Wildpark nachhaltig gestört werden wird.

Die Betriebsgenehmigung für die Mine beträgt zunächst 11 Jahre und für die Verarbeitungsanlagen 15 Jahre. Der Bergbauminister betonte weiterhin, dass er an dem Ziel festhalte, wenigstens einige der acht bekannten Uran-Lagerstätten in Namibia auszubeuten.

Immerhin setzte die Studie des Öko-Instituts die Betreiber der Mine unter Zugzwang, zwei öffentliche Informationsveranstaltungen in den nahegelegenen Küstenstädten Swakopmund und Walvis Bay durchzuführen. Sie wurden sehr rege besucht und hier stellten viele Namibier kritische Fragen. Schon drei Wochen später hatten die Minenbetreiber bereits genug von der öffentlichen Debatte. Als Earthlife in Windhoek zu einer großen öffentlichen Versammlung mit dem bekannten südafrikanischen Nuklearexperten Dr. David Fig (2) auch den Umweltbeauftragten der Minengesellschaft einlud, durfte dieser nicht kommen. Die Medien berichteten von einer Scheu vor öffentlicher Aussprache.

Urandiebe

Zuviel öffentliche Aufmerksamkeit ist den Uranminenbetreibern auch in einem anderen Fall gar nicht recht. 2005 standen in Swakopmund drei Urandiebe vor Gericht, die vom Konzern Rössing 21,5 kg Uranoxid aus einem Testlabor gestohlen haben. Der Polizei ist die illegale Verkaufstransaktion im November 2004 aufgefallen. Die Betreiber behaupteten, dass die gestohlene Menge nur einen geringen Wert habe und für Dritte nicht von Nutzen sei!

Da das Uran weltweit immer knapper werden wird, muss zwangsläufig der Uranpreis drastisch steigen. Wie heute beim Öl, wird es in Zukunft heftige Auseinandersetzungen – vielleicht sogar Kriege - um die Kontrolle von Uranlagerstätten geben. Diese Minen sind der Anfang der atomaren Spirale: für zivile Nutzung und ebenso für die Militärische.

Das erste Windrad Namibias!

Es gibt aber auch hoffnungsvolle Zeichen in unmittelbarer Nähe zur neuen Uranmine. Elf Kilometer östlich von der Hafenstadt Walvis Bay ist am 10. November 2005 das erste Windrad Namibias in Betrieb genommen worden! Es soll eine Leistungsstärke von 220 Kilowatt erreichen und hauptsächlich ein Umspannwerk unterstützen und Stromschwankungen ausgleichen. Das 31 Meter hohe Windrad wurde in Zusammenarbeit mit dänischen, südafrikanischen und namibischen Firmen gebaut. Nach einer zweijährigen Test- und Lernphase wird überlegt, ob hier ein kompletter Windpark entstehen soll.

Die deutschsprachige Allgemeine Zeitung (3) spricht euphorisch von einer neuen Ära und von einem der hoffnungsvollsten Projekte Namibias. Die Zeitung schrieb in ihrem Kommentar: Und es ist ein bedeutender Schritt für Namibia, sich dem Weltbild anzupassen, natürliche Energien nachhaltig zu nutzen und die Umwelt zu schonen. – Man hat fast den Eindruck, als ob unter den Nachfahren der deutschen Kolonisten mit 25 Jahren Verspätung auch hier die ersten grünen Einsprengsel sichtbar werden. Und inzwischen wird schon ein wenig über Propeller-Durchmesser und Umdrehungszahlen der Windturbine gefachsimpelt.... Man kann allen Namibiern nur wünschen, dass diese neue Entwicklung sehr bald an Fahrt gewinnt!

Horst Blume

Anmerkungen:

  1. Öko-Institut: Evaluation of selected aspects of the environmental assessment report for the Langer Heinrich Uranium Mining Project in Namibia, 29. 9. 2005. Autoren: G. Schmidt; P. Diehl. Einsehbar unter: www.oeko-institut.de unter Dokumente
  2. David Fig ist der Herausgeber der 67seitigen Broschüre Uranium Road über die Nuklearanlagen in Südafrika und den geplanten PBMR (siehe THTR-RB 95).
  3. Die Allgemeine Zeitung, die von Montags bis Freitags täglich erscheint, ist auch im Internet zu lesen: www.az.com.na . Die Angaben in diesem Artikel wurden aus der Allgemeinen Zeitung entnommen. Und zwar aus folgenden Ausgaben: 24. Januar; 16. September; 21., 24. und 28. Oktober; 11., 17. und 22. November 2005.

Zuviel Deutschland

Wie alle anderen Zeitungen auch, ist der THTR-Rundbrief angehalten, zwei Pflichtexemplare pro Ausgabe unentgeltlich an eine bestimmte staatliche Stelle abzugeben. Die denkwürdige Anschrift soll unseren LeserInnen nicht vorenthalten werden. Sie lautet korrekt folgendermaßen:

Die Deutsche Bibliothek

Deutsche Bücherei

Deutscher Platz 1

D-04103 Leipzig

 

Nicht zu vergessen:

Schönhuber

Am 27. November starb der Neonazi und ehemalige Republikaner-Vorsitzende Franz Schönhuber. Er hatte noch wenige Wochen vor seinem Tod bei der bekannten Dresdener Bundestags-Nachwahl 2,5 Prozent für die NPD geholt. – Was hat denn das mit Hamm zu tun? Ein bisschen schon. 1969 und 1970 war Schönhuber Chefredakteur des Münchner Boulevardblattes tz, das heute ebenso wie der Hammer Westfälische Anzeiger (WA) zum Ippen-Imperium (1) gehört. Ippen, das ist jener umtriebige konservative Verleger, der inzwischen im Monopolblatt WA unschuldige und wehrlose Hammer Bürger höchst selbst mit verqueren Traktaten belästigt. In den siebziger Jahren mussten die Hammer Bürger im WA Anzeigen der rechtsradikalen National-Zeitung mit folgendem Inhalt zur Kenntnis nehmen: Scheels Kniefall in Moskau. Ganz zufällig wurde zu dieser Zeit das Naziblatt im Hammer Druckhaus des Westfälischen Anzeigers hergestellt. Zufällig schrieb später auch Schönhuber von 1999 bis 2003 in der National-Zeitung. So viele Zufälle!

(zu 1) siehe THTR-Rundbrief Nr. 77 und 81

 

 Laurenz Meyer, Teil 19:
Da isser ja wieder!

Die Satirezeitschrift Titanic hätte die Titelseite des Westfälischen Anzeigers zum Regierungsantritt von Angela Merkel nicht besser gestalten können: Unter dem großen Bild der neuen Bundeskanzlerin befand sich die ins Auge springende Schlagzeile Noch mehr Ekelfleisch! Und kleiner daneben: Neue Chance für Laurenz Meyer?

Gerade mal ein Jahr ist es her, als der allseits beliebte Spesen- und Sozialraubritter (23.243,67 Euro Einkünfte monatlich im Jahre 2004) als Generalsekretär der CDU zurücktreten musste, nur weil er zusätzlich ein bisschen kostenlosen Strom von seinem ehemaligen Arbeitgeber RWE erhalten hatte. Nachdem es merklich still um ihn geworden ist, kandidierte Meyer in Hamm für den Bundestag und erreichte sensationelle 32,8 %. Mit soviel Zuspruch aus seiner Heimatstadt ausgestattet, machte sich der ehemalige General auf zu neuen Ufern. Am 22.11. meldete der WA, dass Meyer als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium im Gespräch sei. Daraus wurde aber nichts. Inzwischen ist er als wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion gewählt worden. Damit ist sichergestellt, dass eine schreckliche Wirtschaftspolitik durch eine ebensolche Person in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Und schon denkt Meyer laut WA vom 30.11. an das Eine: Ich weiß, dass ich in der Position als wirtschaftspolitischer Sprecher Einiges bewegen kann. Meinte er wieder Bewegungen auf seinem Konto? Und was ist, wenn ihm sein schmales Gehalt auch diesmal nicht ausreicht? – Dann könnte er doch noch einen Nebenjob als Pressesprecher der RWE annehmen und begründen, warum dieser Energiekonzern zwar viel Geld für seine Aktionäre, aber keines mehr für die Ausbesserung des maroden Stromnetzes hat.

Horst Blume

Weitere Episoden dieser beliebten Serie in älteren Ausgaben:
THTR-Rundbrief Nr. 96,
THTR-Rundbrief Nr. 95,
THTR-Rundbrief Nr. 87

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Zum Abschluss dieses auch zum Thema HTR ereignisreichen Jahres möchte ich auf den Namibia-Artikel und eine Kurzdarstellung unserer BI in den FugE-News Nr. 2 hinweisen. Die sehr lesenswerte Zweimonatszeitschrift 'afrika süd' hat in ihrer Ausgabe 5 unsere Pressemitteilung zur RWE NUKEM zitiert. – Wer von der großen Politik genug hat und vom Wandern im sonnigen Süden träumen möchte, der besuche die Homepage unseres Webmasters Werner Neubauer, wo ich Tipps zum Wandern auf Mallorca gebe: www.traveller-reiseberichte.de. – Und wer seit längerer Zeit nicht mehr für den THTR-Rundbrief gespendet hat, der darf das gerne wieder tun!

 


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