Die Reaktorpleite - THTR 300 Die THTR-Rundbriefe
Studien zum THTR uvm. Die THTR-Pannenliste
Die HTR-Forschung Der THTR-Störfall im 'Spiegel'

Die THTR-Rundbriefe aus 2010

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THTR Rundbrief Nr. 131, Mai 2010


Inhalt:

PBMR: Das vorletzte Aufgebot - mit Obama-Dollars!

Exzellente NRW-Atomkraft?

Arabische Emirate: Atomkraft und "alternative" Pannen

3 Großdemos setzen Regierung unter Druck!


PBMR: Das vorletzte Aufgebot - mit Obama-Dollars!

Nachdem dem Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) in Südafrika wegen ausbleibender Erfolge von staatlicher Seite der Geldhahn zugedreht wurde, versucht der kümmerliche Rest der Pleiten, Pech und Pannen-Company in den USA weiterzumachen. Gerhard Seyfried: Herr, OBAMA dich unserGleichzeitig wird versucht, den Polen ein THTR aufzuschwatzen. In der BRD nimmt der unfreiwillige Abgesang auf die HTR-Reaktorlinie skurile Formen an.

Wenn die Zeitschrift "Atomwirtschaft", in Kurzform auch "atw" genannt, im Dezember 2009 ganze neun Seiten dem Hochtemperaturreaktor widmet, dann kann man nach den bisherigen Erfahrungen mit dem THTR ziemlich sicher sein, dass das dargestellte Objekt kurz davor ist, für immer im Technikmuseum zu verschwinden. - Aber nicht, ohne den Kritikern dieses Reaktors aus dem Milliardengrab heraus böse Worte hinterherzurufen: "Umso bedauerlicher ist es, wenn deutsche ,wissenschaftliche Forschungsinstitute' eine bewusste Fehlinformation zum tragischen Reaktorunfall in der Ukraine aus dortiger Quelle aufnehmen und behaupten, die Strahlenbelastung sei nicht durch Tschernobyl, sondern durch eine Störung im THTR-300 verursacht worden. Ein geradezu beschämendes Verhalten des Freiburger Öko-Instituts, das nur als Irreführung betrachtet werden kann, und beweist, was Bürger von ,Warnungen' solcher Institute halten können." (1)

Man kann sich geradezu bildlich vorstellen, wie der atw-Autor und fleissige FAZ-Leserbriefschreiber Dr. Ing. Urban Cleve in der Hohenfriedeberger Straße 4 in Dortmund in seinem Büro angewidert das Wort "Öko" in die Tastatur tippt. Und angebliche Lügen und Fehlinformationen, die für ihn auch heute noch vorwiegend aus der Ukraine und vom bösen Russ kommen, für die Störfälle und Probleme im THTR verantwortlich macht. Es war demnach der Dolchstoß fanatisierter Ökologen, der "geradezu visionäre Gedankengänge" mit ihren "unglaublich richtigen und weitsichtigen Überlegungen" (2) zunichte machte und die liebevoll aufgetürmten THTR-Bauklötzchen zum purzeln gebracht hat. Das Lieblingsspielzeug des kleinen Ingenieurs ging kaputt und wer im Zusammenhang mit dem THTR-Störfall von "unzulässiger Strahenbelastung" spricht, der ist nach Ansicht von Urban Cleve "boshaft unbelehrbar" (3)!

Böse reagierte oftmals auch der Reaktor. Er wollte nicht so funktionieren, wie es sich der Herr Ingenieur vorgestellt hatte: "Schwierigkeiten traten beim Brennelementeabzug durch eine im Verhältnis zum AVR wesentlich höhere Bruchrate der Brennelemente auf" (4). -- Die Genehmigungsbehörde ist für Cleve an allem Schuld. Diese hatte unverschämterweise diktatorisch vorgeschrieben, dass erst einmal getestet werden sollte, was passiert, wenn man mit den Abschaltstäben im Kugelhaufen herumstochert. Ist doch klar, dass dann die Kugeln kaputtgehen mussten: "Dies lag u. a. daran, dass die Genehmigungsbehörden einen wahrscheinlich viel zu lange dauernden Testbetrieb zu Einfahren und Bewegen der Abschaltstäbe im Core forderten" (4).

Ekstatisch steigert sich der Herr Ingenieur von Seite zu Seite mit immer hingebungsvolleren Lobeshymnen auf den Wunderreaktor: "Keine einzige, heute auch nur in der Idee vorhandene Technologie, verspricht eine solch große, vor allem wirtschaftliche Erfolgschance" (5) -- Mit Verlaub, dieser geldgierige Ton hört sich sehr nach einem "alten Bekannten" an. Und richtig, unter der obligatorischen "Danksagung" ist er genannt: "Hermann Josef Werhahn, ehemals Mitglied des Beirats der AVR". Wo immer es etwas zu verdienen ist, ist er dabei (siehe THTR-Rundbrief Nr. 127: "Der Werhahn knurrt. Die heilige Familie und der THTR im Rheinischen Kapialismus").

PBMR: Polen Braucht Mehr Reaktoren!

Als am 9. März 2010 der Ex-Banker Edgar Most (Deutsche Bank) vorschlug, in Polen drei Kilometer von der bundesdeutschen Grenze einen Hochtemperaturreaktor zu bauen, zitierte er seinen alten Freund Werhahn: "Für ihn ist dieser Reaktortyp ,idiotensicher', ,schurkensicher' und ,raketenfest', wie er gegenüber der ,Welt' erklärt."(6).

Völlig selbstlos propagiert der Ex-Bankier den THTR in Gryfino (vor 1945 hieß der Ort Greifenhagen) natürlich nicht. Er ist Aufsichtsratschef der Leinfelder Firmengruppe, die ganz in der Nähe eine expandierende Papierfabrik betreibt und dringend billigen, hochsubventionierten Strom benötigt. Inzwischen regt sich allerdings Widerstand gegen diese Pläne. Die Märkische Oderzeitung berichtete über das marode THTR-Vorbild in Jülich: "Der Sicherheitsexperte Rainer Moormann stellte den Betreibern 2008 ein vernichtendes Zeugnis aus". Und fragt: "Ob die Idee vom ,grünen' Atommeiler bei den Uckermärkern zündet? Von den polnischen Plänen sind sie wenig begeistert. Mehr als 20.000 Bürger haben gegen ein AKW unterschrieben" (7). Die THTR-Lobby wird sich ihre Dummen woanders suchen müssen.

Südafrika: Obama dich unser!

In Südafrika hat die Pebble Bed Modular Reactor-Gesellschaft von ihren 800 Angestellten im März 2010 etwa 600 entlassen müssen, weil der Staat ab diesem Zeitpunkt keine Zuschüsse mehr für das ins Strudeln geratene Projekt gibt. Seit Monaten suchen die PBMR-Manager intensiv nach neuen Geldgebern.

Am 24. März 2010 berichtete die Zeitung "Sowetan", dass das US-Energieministerium der PBMR-Gesellschaft 10 Millionen Dollar zukommen lässt, damit sie die nächsten Monate überstehen und den Betrieb notdürftig aufrecht erhalten kann. Das "executiv-team" musste von 11 auf nur noch drei Mitglieder reduziert werden. Der bisherige Verwaltungschef Jaco Kriek trat im März 2010 zurück. "Sowetan" berichtete, das für das nächste Geschäftsjahr zusätzlich zu den Obama-Dollars noch 30 Millionen Euro für die Weiterexistenz von PBMR notwendig sein werden, die von dem beteiligten Atomkonzern Westinghouse und anderen Gesellschaftern aufgebracht werden müssen.

Trotz dieser (verhältnismäßig "kleinen") Finanzspritze könnte der PBMR unter diesen Umständen nur noch in den USA weiterentwickelt werden. Bereits im Januar 2009 sind die in Südafrika mit Hilfe deutscher Firmen hergestellten radioaktiven Kugelbrennelemente sang- und klanglos in die USA verschifft worden. Nach dem "Sowetan" wäre in den USA mit der Inbetriebnahme eines neuen PBMR 2024 zu rechnen. Ursprünglich sollte er in Südafrika 2003 in Betrieb gehen. Selbst nach den unglaubwürdigen und optimistischen Prognosen der Atomlobby läge man dann über 20 Jahre in dem Zeitplan zurück. So dreist wie PBMR-"chairperson" Alistair Ruiters muss man erstmal sein, dieses Desaster in einen bedeutenden Fortschritt in der Weiterentwicklung der Reaktorlinie umzulügen!

Die US-Regierung hat inzwischen zwei Gruppen mit insgesamt 40 Teilnehmern bewilligt, um sich mit dem Thema genauer zu befassen (8). Wir sehen also ganz deutlich: Mit Riesenschritten geht die Realisierung des Reaktorneubaus vorran..... Es wäre sicherlich angebracht, wenn die US-Entscheidungsträger in der Energiepolitik sich endlich einmal mit den desaströsen Erfahrungen der eigenen "archaischen" Vorgänger des PBMR, Peach Bottom-1 und Fort St. Vrain, auseinandersetzen würden (9).

Nach "Sowetan" ist die PBMR-Gesellschaft mit 8,7 Milliarden Rand, die seit 1999 für das Unternehmen ausgegeben wurden, das teuerste staatliche Projekt in der Geschichte Südafrikas. Und unfertig und nicht verkaufsfähig ist es dazu. Auch Obama wird sich am PBMR die Finger verbrennen.

Anmerkungen:

  1. Aus: atw 12, 2009, Seite 783
  2. Zitat von Cleve in atw 2009, Seite 776
  3. Siehe 1
  4. Siehe 1, Seite 782
  5. Siehe 1, Seite
  6. Aus: Märkische Oderzeitung vom 9. 3. 2010
  7. Siehe 6.
  8. Aus: BusinessDay vom 30. 3. 2010
  9. Siehe THTR-Rundbrief Nr. 130

Betreiber von HTR-Vorläufer Fort St. Vrain in den USA berichten über Probleme und Pannen

Das (Original-)Dokument des Scheiterns aus dem Jahre 1985 haben wir in englischer Sprache auf unserer Homepage (abrufbar auf der rechten Info-Spalte) wieder zugänglich gemacht. Wir zählen hier ohnehin jeden Monat mehrere tausend Besucher aus den USA. In Ausgabe 130 berichteten wir bereits ausführlich über Fort St. Vrain.

Exzellente NRW-Atomkraft?

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Helmut Plontke: RattenfängerRotgrün kämpft jetzt sogar gegen die von ihr selbst praktizierte 10jährige Regierungspolitik -- wenn sie von Schwarzgelb fortgesetzt wird!

Andreas Pinkwart, NRW-Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie, sattelt kurz vor der NRW-Landtagswahl noch einmal sein Steckenpferd Hochtemperaturreaktor, füttert es noch einmal großzügig mit teuerstem HEU und reitet mit Galopp auf die fünf Prozent-Hürde zu, setzt zu einem exzellenten Sprung an -- und die rotgrüne Opposition stellt sich ihm todesmutig in den Weg und ruft: Stop!!

Immerhin ganze 100 Millionen Euro stellt der Minister bis 2015 aus dem Staatssäckel für den Wettbewerb "Energieforschung NRW -- Innovative Energietechnologien für morgen" zur Verfügung. In der Hochglanzbroschüre (1) erwähnt Pinkwart das Objekt seiner Begierde nur als ein Projekt von Vielen:

"Daneben muss aber den Verfahren zur Erzeugung von Treibstoffen -- wie Wasserstoff oder flüssigen Kohlenwasserstoffen -- weiterhin hohe Beachtung geschenkt werden. Hochtemperaturprozesswärme besitzt für diese Verfahren eine herausragende Bedeutung. Sie kann in Verbindung mit modernster fossiler, nuklearer oder solarthermischer Kraftwerkstechnik bereitgestellt werden. Hier erwarten wir in diesem Wettbewerb neue Anstöße von Ihnen."

"Nukleare Kraftwerkstechnik"

In der Ausschreibung des Wettbewerbs heisst es zu den Themenschwerpunkten deutlich: "Nutzung von Hochtemperaturprozesswärme in Verbindung mit fossiler, nuklearer und solarer Kraftwerkstechnik." Konkret: "Hier sollen die Potentiale des effizienten Einsatzes von Hochtemperaturprozesswärme in Verbindung mit fossilen, nuklearen und solarthermischen Kraftwerkstechniken ausgelotet werden." Bereits am 18. März 2010 ist das Ende der Einreichfrist für die Wettbewerbsbeiträge. Die Auswahl der Projekte durch eine Jury findet noch im Mai 2010 statt. Ganz knapp noch in der alten Legislaturperiode, die bis zum 9. Juni 2010 dauert. Das reicht, um notfalls für den Fall einer Wahlniederlage am 9. Mai 2010 vollendete Tatsachen zu schaffen.

Gegen Atomabenteuer

In einem gemeinsamen Antrag vom 26. 2. 2010 wenden sich die beiden NRW-Oppositionsparteien SPD und Grüne im Landtag gegen "Steuergelder für weitere Atomabenteuer" und sprechen sich gegen neue Atomkraftwerke in NRW aus:

"Inzwischen liegt der Kabinettentwurf des neuen Landesentwicklungsplans LEP vor (Drs. 14/3189). Er enthält zur Atomkraft folgende nur scheinbar eindeutige Formulierung: "Ziel D. II 2-5: Kernkraftwerke für die Energieversorgung sind in Nordrhein-Westfalen ausgeschlossen." Den Erläuterungen ist allerdings zu entnehmen: "Die Nutzung der Kernenergie zu Forschungszwecken ist davon unberührt." Auf wiederholte Nachfrage musste Herr Staatssekretär Baganz in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Mittelstand und Energie am 23. Februar 2010 einräumen, dass mit dieser Formulierung der Neubau von Forschungsreaktoren in NRW zukünftig rechtlich nicht verhindert sondern ermöglicht würde. (...)

Der Landtag beauftragt die Landesregierung, bei der weiteren Erarbeitung der Novelle des Landesentwicklungsprogramms LEPro alle landesrechtlichen Möglichkeiten zu nutzen, um landesweit die Errichtung von Kernkraftwerken, ganz gleich ob zu kommerziellen Zwecken oder als Forschungsreaktoren deklariert, planerisch vollständig auszuschließen."

Konsequent nur in der Opposition

Bemerkenswert akribisch widmen sich SPD und Grüne jetzt im Wahlkampf den Spitzfindigkeiten von CDU und FDP in ihrem Bestreben, der Atomindustrie ein paar Millionen Euro extra zuzuschanzen, bestehende AKW-Forschung fortzusetzen und zwei Dutzend (Atom-) Kraftwerksstandorte im Landesentwicklungsplan festzuschreiben. Der THTR-Standort Hamm ist erneut dabei. Diese Konsequenz und Gründlichkeit haben SPD und Grüne in keinster Weise an den Tag gelegt, als sie selbst in den Jahren 1995 bis 2005 die NRW-Landesregierung stellten. Da haben sie mit teilweise wortgleichen Floskeln finanzielle Zuschüsse für Atomkraftforschung als rotgrüne Landesregierung auf den Weg gebracht und kritische Fragen von uns Bürgerinitiativen in gestelstem Bürokratendeutsch abgebügelt. Dutzende von Ausgaben des THTR-Rundbriefes sind voll davon!!

Von 1995 bis 2005: 10 Jahre rotgrüne HTR-Forschungsförderung!

Die Alimentierung von Hochtemperaturreaktor-Forschung mit staatlichen Geldern ist in NRW kein Resultat schwarzgelber Lobbypolitik, sondern war die Folge der großtechnikgläubigen sozialdemokratischen Industriepolitik der 60er Jahre, die nach 1995 teilweise sogar mit Hilfe der Grünen noch fortgesetzt wurde.

Selbst 15 Jahre nach der Stilllegung des Thorium Hochtemperatur-Reaktors (THTR) in Hamm und nach 9 Jahren Rotgrün im Jahre 2004 sah sich das NRW-Forschungsministerium nicht in der Lage, diese Reaktorlinie eindeutig als gescheitert zu erklären. Zu den bisherigen Erfahrungen mit diesem Pleitereaktor äusserte sich das Ministerium damals ebenfalls nicht. Die rotgrüne Landesregierung bezeichnete in Ihrem Schreiben vom 12. Juli 2004 an die Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm die NRW-subventionierte Forschung an der HTR-Techno-logie als "wertvollen Beitrag zur internationalen Sicherheit von HTR-Reaktoren".

Weil die HTR-Forschung hier seit Jahrzehnten gezielt vorangetrieben und finanziert wurde, konnten Firmen und Institute die hier in NRW erarbeiteten Ergebnisse in der ganzen Welt nutzen und sind erst durch diese Forschung in die Lage versetzt worden, den Bau neuer Atomkraftwerke vorzubereiten!

Plumpes Wahlkampftheater

Die Behauptung der damaligen rotgrünen Landesregierung, dass das Forschungszentrum Jülich (FZJ) nur Sicherheitsanalysen zu dieser Reaktortechnologie durchgeführt habe, gehört in das Reich der Legenden. Die Atomindustrie selbst brüstete sich damit, dass für den Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) in Südafrika "die grundlegende Entwicklungsarbeit im Forschungszentrum Jülich geleistet wurde" (in: atw, im Bericht über die Veranstaltung "Internationale Kooperation aus Sicht der IAEO" vom 24. 10. 2000 in Bonn).

Im Begleitschreiben zum aktuellen Landtagsantrag von SPD und Grünen vom 26. 2. 2010 heisst es: "Es geht auch um die unglaublichen klammheimlichen Vorbereitungen dieser Landesregierung für neue nukleare Abenteuer in NRW." Mit diesem Satz haben diese beiden Parteien ihr eigenes zehnjähriges Regierungshandeln von 1995 bis 2005 ebenfalls sehr treffend beschrieben. Das sie dies so unbekümmert und ohne jede Selbstkritik in Richtung Schwarzgelb hinausposaunen, ist eine Beleidigung der Intelligenz der kritischen Wähler in NRW.

Arabische Emirate:
Atomkraft und "alternative" Pannen

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In der Ausgabe Nr. 130 berichteten wir über den AKW-Großauftrag der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) an Südkorea und über den zeitgleich ausgesprochenen Zuschlag für das Emirat Dubai, dort den prestigeträchtigen Sitz der internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) einzurichten. Eine Voraussetzung für diese wundersame Entscheidung war die Ankündigung des Wüstenstaates, Investitionen von 22 Milliarden Dollar für die noch zu bauende angeblich emissionsfreie Stadt Masdar bereitzustellen. Wir stellten dar, dass selbst der Entwurf schwerwiegende Mängel und Ungereimtheiten aufwies.

Am 11. 3. 2010 berichtete die FAZ, dass die zwei maßgeblichen Direktoren dieses Projekt verlassen haben: "In den Spitzenpositionen ist mehr Bewegung als auf der Baustelle." Es hat bisher kaum Baufortschritte gegeben und die Fertigstellung dieser absurden "Alternativstadt" mit über 100 Kilometern Zufahrtsstraßen (!) für Pendler wurde von 2016 auf 2020 verschoben.

Auch in den Vereinigten Emiraten wird angesichts der Wirtschaftskrise das Geld knapp und der Bau der Stadt Masdar muss jetzt gewinnbringend sein. Angesichts der enormen finanziellen Vorleistungen ist das auf lange Sicht unmöglich. Außerdem sollen neuerdings beim Aufbau der Stadt die lokalen Unternehmen und die einheimische Bevölkerung bevorzugt werden. Die Verwicklungen der Auftrags- und Stellenvergabe sorgten ebenfalls für Verzögerungen. Die Zukunft wird zeigen, wie wenig von den großspurigen Versprechungen noch verwirklicht wird.

Festzuhalten ist, dass sich die Vereinigten Emirate trotz des geplanten Baus von sechs (!) umweltschädlichen Atomkraftwerken mit dem alternativen Projektversprechen Masdar City den Zuschlag für die renomierte IRENA erschlichen haben. Wo Atomkraft ist, sind Lug und Trug nicht weit!

3 Großdemos setzen Regierung unter Druck!

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Die Bürgerinitiativen gegen Atomkraft eröffneten am 24. April 2010 mit einem Paukenschlag die Auseinandersetzung um den von Schwarzgelb geplanten Weiterbetrieb von Nuklearanlagen. 120 000 Menschen schlossen an der Elbe die 120 km lange Menschenkette zwischen Brunsbüttel, Brokdorf und Krümmel, der Gorleben-Treck demonstrierte in Krümmel, 20 000 Menschen umzingelten das AKW Biblis und 7000 Menschen in Ahaus sorgten für die größte Demo in NRW seit den Castor-Protesten von 1998!

Die Anti-Atom-Bewegung hat damit bewiesen, dass der sofortige Atomausstieg eine zentrale gesellschaftliche Forderung ist. Und in Ahaus haben wir für die Landespolitik klare Forderungen gestellt: Der Atomausstieg muss auch in NRW kommen und das bedeutet alle Atomanlagen hier vor unserer Haustür sofort stilllegen - also auch die Urananreicherungsanlage Gronau und die Atommüllkonditionierungsanlage Duisburg.

NRW ist ein Zentrum der Atomenergie und von den Gefahren massiv betroffen:

  1. Ahaus: Für das Zwischenlager sind hunderte Atommülltransporte genehmigt, "im Durchschnitt zwei mal pro Woche"! Ab 2011 sollen 152 Castoren mit hochradioaktivem Atommüll aus dem Forschungszentrum Jülich anrollen -- doch Atommüllverschiebung ist keine Entsorgung!
  2. Gronau: Die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage wird trotz des Strahlenunfalls im Januar weiter ausgebaut, ab 2011 soll ein riesiges Zwischenlager für 60 000 Tonnen Uranoxid gebaut werden.
  3. In Duisburg-Wanheim wollen EON und die RWE-Tochter GNS weiter Atommüll aus deutschen AKWs konditionieren und über Ahaus nach Schacht Konrad verschieben. In Jülich, Hamm und Würgassen sorgen die atomaren Altlasten für riesige Probleme.
  4. Nur wenige Kilometer direkt hinter der NRW-Landesgrenze sollen die AKWs Lingen (RWE) und Grohnde (EON) fast unbegrenzt weiterlaufen. Die niederländische Urananreicherungsanlage Almelo wird drastisch ausgebaut.

Beeindruckend waren die Reden aus Russland und Frankreich, kämpferisch die Beiträge vom BUND und NABU, nachdenklich und entschlossen von den Katholischen Frauen Deutschlands und der Evangelischen Frauenhilfe. Das Klimabündnis Niederrhein und Urgewald schauten weit über den heimischen Tellerrand hinaus und rückten z. B. das RWE-AKW-Projekt Cernavoda in Rumänien ins Blickfeld - auch die Auflösung der Energiekonzerne RWE und EON war eine zentrale Forderung.

Die Anti-Atom-Bewegung hat sich heute in vielen Facetten präsentiert: Die Demo war bunt, lautstark und entschlossen - ein klares Signal, dass der Tag X, an dem der erste Castortransport von Jülich nach Ahaus stattfindet, spannend wird!

An den Großaktionen nahmen auffallend viele junge Menschen teil. Dies ist sicherlich auf die verstärkte Internet-Mobilisierung vieler Vorbereitungsgruppen zurück zu führen. Insgesamt waren viele gesellschaftliche Gruppen vertreten.

Ärgerlich waren allerdings die vielen Parteifahnen auf der Ahaus-Demo, obwohl die veranstaltenden Bürgerinitiativen in ihren Internetauftritten gebeten hatten, diese zu Hause zu lassen. Dass sich die meisten Parteigänger kurz vor der Lantagswahl nicht daran halten, zeigt deutlich ihr gespaltenes Verhältnis zu Bürgerinitiativen. Vor der Wahl ausnutzen, nach der Wahl ignorieren ist erfahrungsgemäß ihre Devise. Auch auf der Demo hat sich herausgestellt, dass viele grüne Parteijugendliche uns allen Ernstes die jahrzehntelange Festschreibung des Atomanlagenbetriebes unter Rotgrün als "Ausstieg" verkaufen wollten.

Dass noch Einiges an Bildungsarbeit zu leisten ist, zeigten die vier Plakate, die einige Demonstranten nebeneinander hochhielten: "Hamm stilllegen. Ahaus abschalten. Jülich stilllegen. Gronau stilllegen."

Siehe: http://www.anti-atom-aktuell.de/fotos/20100424_ahaus-demo/slides/p1460125.html

Lediglich die letzte Forderung ist sachlich in Ordnung. Wer unsere Homepage ließt, weiss natürlich genau, dass die Atomanlagen in Hamm und Jülich bereits Ende der 80er Jahre stillgelegt worden sind. Dort stehen bereits seit Jahrzehnten jeweils der große und der kleine Hochtemperaturreaktor im sogenannten Stilllegungsbetrieb. Ihr Rückbau wird eine gefährliche und teure Angelegenheit. Und in dem Brennelementezwischenlager Ahaus befinden sich jetzt die 305 Castorbehälter mit den THTR-Brennelementen aus Hamm. Einfach "Abschalten" kann man hier leider gar nichts mehr. Höchstens über den am wenigsten gefährlichen Ausweg aus dieser Situation diskutieren. Aufgrund dieser Erfahrungen ist es um so wichtiger, auf einen schnellstmöglichen Atomausstieg zu bestehen und entsprechend Druck zu machen.

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