Newsletter XXXIX 2025

21. bis 27. September

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Aktuelles+ Hintergrundwissen

Radioaktivität kumuliert; das bedeutet, radioaktive Partikel reichern sich im lebenden Organismus immer weiter an und mit der Zeit können ähnliche Schäden auftreten, wie bei einer kurzzeitig einwirkenden, massiven Strahlenbelastung ...

Die PDF-Datei "Nuclear Power Accidents" enthält eine Reihe weiterer Vorfälle aus verschiedenen Bereichen der Atomindustrie. Einige der Ereignisse wurden nie über offizielle Kanäle veröffentlicht, so dass diese Informationen der Öffentlichkeit nur auf Umwegen zugänglich gemacht werden konnten. Die Liste der Zwischenfälle in der PDF-Datei ist daher nicht zu 100% identisch mit "INES und die Störungen in kerntechnischen Anlagen", sondern stellt eine Ergänzung dar.

 

1. September 1982 (INES 5) Akw Tschernobyl, UdSSR

3. September 2017 (Nordkoreas 6. Atombombentest) Punggye-ri, PRK

5. September 2008 (INES 3) Akw Ascó, ESP

9. September 2016 (Nordkoreas 5. Atombombentest) Punggye-ri, PRK

11. September 1979 (INES 4 NAMS 3,4) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

11. September 1957 (INES 5 NAMS 2,3) Atomfabrik Rocky Flats, USA

13. September 1987 (INES 5) Kobaltkanone Goiânia, BRA

18. September 1980 (Broken Arrow) Raketenexplosion in Damascus, AR, USA

22. September 1980 (INES 3 NAMS 1,6) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

23. September 1983 (INES 4) Forschungsreaktor Constituyentes, ARG

24. September 1977 (INES 3) Akw Davis Besse, USA

26. September 2013 (INES 2) Forschungsreaktor HFR in Petten, NLD

26. September 1973 (INES 4 NAMS 2) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

29. September 1957 (INES 6 NAMS 7,3) Atomfabrik Majak, UdSSR

30. September 1999 (INES 4) Atomfabrik Tōkaimura, JPN

 

Wir sind immer auf der Suche nach aktuellen Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an:
nukleare-welt@reaktorpleite.de

 


27. September


 

Gaza | SolidaritätVölkermord | Zweistaatenlösung

Gazademo in Berlin:

Sie eint ein Vorwurf

So viele Menschen wie noch nie protestierten in Berlin für Solidarität mit Gaza. Aktivisten, Betroffene und fröhliche Familien: Doch manchmal verrutschen die Töne.

Linkenchefin Ines Schwerdtner wirkt verdutzt, als ihr vier durchaus rabiate Palästinaaktivistinnen den Zugang zur kleinen Bühne verweigern. Dabei gehört Schwerdtner zu den Mitorganisatorinnen der Kundgebung am Berliner Alexanderplatz. Von den Aktivistinnen ganz vorn an der Bühne wird sie, die Politikerin, jedoch wie eine unerwünschte Besucherin behandelt. Der Moderator greift ein, er bittet um Applaus auch für "Ines". Sie gehöre zu denjenigen, die sich erst jetzt trauten zu reden, sagt er ein wenig gönnerhaft.

Die Kundgebung "Zusammen für Gaza" soll im großen Protestzug an der Berliner Siegessäule münden. Insgesamt werden an diesem Tag in Berlin so viele Menschen gegen das Leid der Palästinenser demonstrieren wie noch nie: Über 100.000 Teilnehmer zählen die Veranstalter, die Polizei spricht von mindestens 60.000 – ein deutliches Zeichen, dass die Unzufriedenheit mit der Israelpolitik der Bundesregierung inzwischen weit über die palästinensische Community hinausreicht.

[...] Viele Redner berufen sich auf den jüngsten Bericht einer UN-Untersuchungskommission und auf die Bewertung führender Genozidforscher, die ebenfalls von "Völkermord" sprechen. Der Musiker Michael Barenboim, angekündigt als "jüdische Stimme", geht in seinem Beitrag noch weiter: Für ihn ist das Geschehen in Gaza nur der Gipfel jahrzehntelanger Verfolgung der Palästinenser. Er kritisiert Friedrich Merz, ⁣der das Brandenburger Tor in Israels Nationalfarben bestrahlen lasse. "Pfuiii", ruft das Publikum.

Dass Kanzler Merz wie die gesamte Bundesregierung mittlerweile deutliche Kritik an Netanjahus Kriegsführung übt und die Waffenlieferungen nach Israel einschränkte, ist ihm und vielen Demonstranten nicht genug. Für einen Redner macht die "deutsche Staatsräson" Merz zum "Komplizen" Israels. Er wird laut beklatscht. "Der Völkermord in Gaza wäre nicht möglich ohne die militärische, juristische und diplomatische Unterstützung von Staaten wie Deutschland", sagt Barenboim in seiner Rede.

[...] Weder die Grünen noch die SPD wollten sich trotz mehrfacher Nachfrage der ZEIT öffentlich dazu äußern, warum sie dem heutigen Gazaprotest fernblieben. Das Thema gilt intern als extrem heikel. In Berlin wird vermutet, dass viele linke Grünenwähler bei der Bundestagswahl zur Linken abwanderten, weil die den Gazaprotest lauter unterstützten als die Grünen, die sich um die wachsende Bedrohung jüdischer Menschen in Deutschland sorgen und den Pro-Palästina-Protest oft als zu undifferenziert empfinden.

[...] Auf der Demo war keine einzige Fahne der Grünen zu sehen. Auch viele Linkenvertreter fehlten. Fraktionschefin Heidi Reichinnek, sonst so wortmächtig, wurde im Linkenblock nicht gesehen. Auch sie hatte in der Vergangenheit abgelehnt, den Begriff "Genozid" zu verwenden. 

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Demokratie | Kommunalpolitiker | Morddrohungen

Freiberg: Morddrohungen gegen Anti-Rechts-Kandidaten – und alle schweigen?

Christian Pudack will am Sonntag Oberbürgermeister in Freiberg werden. Er ist der einzige, der sich deutlich von Rechtsextremisten abgrenzt und will den Einfluss der AfD begrenzen. Dafür bekommt er jetzt Morddrohungen. Die anderen Kandidaten schweigen, beklagt er.

Eskalation im Wahlkampf

In Freiberg (Mittelsachsen) wurden in der Nacht zum 22./23. September mehrere Wahlplakate des Oberbürgermeister-Kandidaten Christian Pudack mit rechtsextremen Symbolen und Morddrohungen verunstaltet. Unter anderem war auf einem großflächigen Transparent sein Konterfei als Zielscheibe markiert, daneben wurde das Wort „Kopfschuß“ [sic] gesprüht, an anderen Plakaten prangten Hakenkreuze und ein um den Hals gelegter Strick.

Nach Angaben der Polizei wurden insgesamt acht Plakate mit „beleidigendem und bedrohlichem Inhalt“ beschmiert. Der Vorfall wird als mögliche politisch motivierte Tat geprüft – die Staatsanwaltschaft erwägt eine Zuständigkeit des Staatsschutzes. Nur die Stadtratsfraktionen, die Pudack unterstützen (Grüne, Linke, SPD, „Freiberg für alle“), veröffentlichten daraufhin eine Solidaritätserklärung. Die anderen Mitbewerbenden äußerten sich nicht.

[...] Die Drohungen gegen Christian Pudack in Freiberg zeigen, wie scharf sich rechtsextreme Kräfte gegen Kandidaten stellen, die sich klar gegen die AfD positionieren. Es handelt sich um eine bedrohliche Zuspitzung, die nicht nur Einzelne trifft, sondern das gesamte Klima vergiftet. Nur ein geschlossenes Auftreten demokratischer Parteien, Bürgerinitiativen und Wählerinnen kann solchen Einschüchterungsversuchen etwas entgegensetzen. Die demokratischen Kräfte müssen weiterhin zusammenstehen und wählen gehen, um rechten Drohgebärden gemeinsam entgegenzutreten. Und nicht, wie der Mitbewerber der CDU, der AfD in allen Punkten Recht geben und sogar den Klimawandel leugnen.

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 Laufzeitverlängerung | Renaissance | WNISR Status Report 2025

Stand der Atomkraft weltweit

Atomkraft zwischen Rekord und Rückzug

Ein neuer Report erwartet den Abbau der globalen AKW-Kapazitäten in den nächsten Jahren. Neue Reaktoren werden fast nur noch von Kernwaffen-Staaten errichtet.

Weltweit wurde 2024 so viel Atomstrom produziert wie nie zuvor: 2,677 Milliarden Kilowattstunden, ein halbes Prozent mehr als der bisherige Höchststand von 2006. Die seit Langem von der Branche angekündigte Renaissance der Atomkraft lässt sich daraus aber nicht ableiten.

Der World Nuclear Industry Status Report 2025, den der unabhängige Branchenanalyst Mycle Schneider mit seinem Team jetzt in Rom vorstellte, beschreibt eine Industrie im Widerspruch: ein Rekordwert aufgrund vor allem von Chinas AKW-Boom, doch ein weiterer Rückgang des Atomkraft-Anteils an der globalen Stromerzeugung.

Weltweit waren Mitte des Jahres 408 Reaktoren am Netz, genau so viele wie Mitte 2024. Betrieben wurden sie in 31 von rund 200 Ländern weltweit. Das ist ein Land weniger als 2024, nachdem Taiwan sein letztes AKW abgeschaltet hat.

Im vorigen Jahr wurde mit dem Bau von neun Reaktoren begonnen, davon sechs in China und je einer in Ägypten, Pakistan und Russland. Insgesamt sind laut dem Report derzeit 63 Blöcke im Bau. Außer in Südkorea werden alle in Kernwaffen-Staaten errichtet oder von Staatskonzernen aus solchen Ländern, konkret China, Frankreich und Russland. Private Investoren spielen dagegen keine Rolle.

[...] Die durchschnittliche Bauzeit der in den letzten zehn Jahren fertiggestellten Reaktoren lag bei 9,4 Jahren. Das gravierendste Negativbeispiel ist der Europäische Druckwasserreaktor EPR im französischen Flamanville: Nach 17 Jahren Bauzeit ging er Ende 2024 ans Netz – zwölf Jahre später als geplant, bei Kosten von 23,7 Milliarden Euro, mehr als das Fünffache der ursprünglichen Schätzung.

[...] Um die globale Atomstromproduktion bis 2030 in aktueller Höhe aufrechtzuerhalten, wären nach Berechnungen der Report-Autor:innen bis dahin 44 zusätzliche Reaktorstarts nötig – neben den ohnehin geplanten Projekten. Angesichts der Kosten- und Bauzeitprobleme erscheine das illusorisch.

Wahrscheinlicher sei ein Rückgang der Atomstromproduktion, weil ältere Anlagen vom Netz gehen und nicht ausreichend neue hinzukommen – es sei denn, massive zusätzliche Laufzeitverlängerungen würden die Regel ...

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Don Trumpl | Die Instrumentalisierung der Justitia | Angriff der Horrorclowns

Stellvertretende Justizministerin unter Biden

US-Präsident fordert Entlassung von Microsoft-Topmanagerin Lisa Monaco

Don Trumpl sagt heute dies und morgen das Gegenteil, und er tut alles, um die Situation für alle anderen zu verschlimmern ...Donald Trump hat sich offenbar die nächste Person ausgesucht, auf die er Druck ausüben will. Jetzt trifft es Lisa Monaco, Managerin bei Microsoft. Sie sei eine »Bedrohung für die nationale Sicherheit«, behauptet der Präsident.

US-Präsident Donald Trump hat den Softwarekonzern Microsoft aufgefordert, seine Chefin für globale Angelegenheiten, Lisa Monaco, zu entlassen. »Sie ist eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA«, schrieb Trump am Freitag auf seiner Onlineplattform Truth Social. Ihr Zugang zu hochsensiblen Informationen bei Regierungsaufträgen sei inakzeptabel und könne nicht geduldet werden.

In seinem Post warf Trump Monaco vor, korrupt zu sein, ohne dies weiter zu begründen. Wegen ihrer angeblichen Verfehlungen habe die US-Regierung ihr zuletzt alle Sicherheitsfreigaben entzogen, ihr jeglichen Zugang zu nationalen Sicherheitsinformationen untersagt und ihr den Zutritt zu sämtlichen Bundesgebäuden verboten. Was genau sie falsch gemacht haben soll, sagte Trump nicht und lieferte auch keinerlei Hinweise.

Monaco war Sicherheitsberaterin in der Regierung des früheren demokratischen Präsidenten Barack Obama und stellvertretende Justizministerin unter dem ehemaligen demokratischen Präsidenten Joe Biden. Sie arbeitet seit Juli für Microsoft.

[...] Seit seiner Rückkehr ins Amt im Januar hat Trump seine Macht als Präsident genutzt, um Anwaltskanzleien zu behindern, die von ihm abgelehnte Anliegen vertreten. Zudem setzte er Bundesmittel als Druckmittel für Veränderungen an Universitäten ein und entließ Staatsanwälte, die an Ermittlungen gegen ihn beteiligt waren. Er drängte zudem auf Anklagen gegen den ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater John Bolton, die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James und den demokratischen Senator Adam Schiff.

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Jens ZündSpahn | Bürgergeld | Sozialpolitik

Jens Spahn:

"In diesem Herbst gehen wir die Abschaffung des Bürgergeldes an"

Unionsfraktionschef Jens Spahn will Menschen, die einen Job ablehnen, das Bürgergeld komplett streichen. Auch bei Miet- und Heizzuschüssen will er kürzen.

Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) pocht auf die komplette Bürgergeldstreichung für Jobverweigerer. "Wer arbeiten kann und einen Job nicht annimmt, sollte künftig kein Bürgergeld mehr bekommen – das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit", sagte Spahn der Neuen Osnabrücker Zeitung. "In diesem Herbst gehen wir die Abschaffung des Bürgergeldes an. Die Zahl der Bezieher muss in einer neuen Grundsicherung deutlich niedriger ausfallen."

Wenn jemand eine Stelle ausschlage, könne das nur heißen, dass er keine Unterstützung brauche, sagte Spahn. In der Industrie seien zwar viele Jobs weggefallen, aber in der Gastronomie oder im Paket- und Zustellgewerbe seien sehr viele Stellen offen.

Zudem forderte Spahn Kürzungen bei Miet- und Heizzuschüssen für Bürgergeldbezieher. "Der Regelsatz soll unberührt bleiben. Aber an Mieten und Heizzuschüsse müssen wir ran." Zurzeit würden die Mietkosten im ersten Jahr noch voll übernommen, egal, ob sie angemessen seien oder nicht. "Diese Regelung muss ersatzlos gestrichen werden", forderte Spahn.

[...] Im August 2025 erhielten 5,3 Millionen Menschen Bürgergeld. Darunter sind auch 1,4 Millionen Nichterwerbsfähige, hauptsächlich Kinder unter 15 Jahren. Als erwerbsfähig gilt, wer mindestens drei Stunden pro Tag arbeiten kann. Nicht alle erwerbsfähigen Bürgergeldempfänger sind arbeitslos: Einige befinden sich im Studium oder in Arbeitsmaßnahmen, andere sind erwerbstätig und stocken ihren Lohn mit Bürgergeld auf. Weniger als ein Prozent der Bürgergeldbezieher sind sogenannte Totalverweigerer, sie nehmen also weder Arbeit noch Ausbildung auf.

 


26. September


 

Don Trumpl | Antifa | Denunziation

Antifa als Terrororganisation oder der neue McCarthyismus

Der Ankündigung von Donald Trump, die Antifa als „heimische Terrororganisation“ zu bekämpfen, folgte jetzt die Umsetzung in einem Dekret. Schon während seiner ersten Präsidentschaft hatte Trump gegen die Antifa mobilisiert, zu der er wie jetzt auch alle zählte, die gegen seine Politik sind oder sich der Bewegung Black Lives Matter anschlossen. Das Dekret jetzt zeigt, was der Jagd auf Migranten, allesamt Mörder, Kriminelle oder Verrückte, und der nach der Ermordung des „Helden“ und „Märtyrer“ Charlie Kirk angekündigte Bekämpfung der „Linken“, also mit allen, die nicht auf Maga-Linie sind, zugrundeliegt. Trumps Macht beruht darauf, vornehmlich innere Feinde als Vertreter des Bösen zu inszenieren, die angeblich die Nation der Guten bedrohen und die außer Landes geschafft, zum Schweigen gebracht oder ausgeschaltet werden müssen.

Das mündet bei der Antifa in einem gespenstischen Kampf gegen Windmühlen als den großen Feinden wie bei Don Quijote, ist allerdings deswegen hochgefährlich, weil Trump mit seiner Regierung die gesamten Machtstrukturen vom Militär über Geheimdienste, FBI und Polizei bis zu ICE ziemlich willkürlich einsetzen kann, da er es bislang geschafft hat, den Kongress und die Justiz zu überrollen. Es gibt zwar dem Linksextremismus zugeordnete Antifa-Gruppen, die oft wegen ihrer Militanz berüchtigt sind, aber weder in den USA noch sonstwo gibt es eine zentrale Organisation, sondern nur lose verbundene Gruppen.

Die Antifa als diffusen Feind zu nehmen, dient der Absicht, breit und wahllos gegen Oppositionelle vorgehen zu können, die man in den Dunstkreis der Antifa einordnet, selbst wenn sie nur einer diffamierten Organisation etwas spenden.

[...] Neben dem offiziellen Vorgehen der Regierung gegen die Opposition, Organisationen Medien, Aktivisten hat Vizepräsident JD Vance, der Linksextremisten für den Mord an Kirk verantwortlich macht, dazu aufgerufen, Menschen zu denunzieren: „Wenn Sie jemanden sehen, der Charlies Ermordung feiert, sprechen Sie ihn darauf an. Und verdammt noch mal, rufen Sie seinen Arbeitgeber an.“ Wie sich herausstellt, will man so jetzt auch Ausländer überprüfen, die in die USA einreisen. Wer über Kirk für die US-Regierung Unziemliches geschrieben hat, darf nicht mehr ins Land. Das dürfte schnell auf Kritik an Trump und Maga erweitert werden. Kritik an ihm sieht Trump sowieso schon als „illgeal“ an, ist er doch der Verkünder der allein seligmachenden Wahrheit. Zuvor wurden bereits Einreiseverbote wegen Antisemitismus und Kritik an Amerika vollzogen.

Der Wendepunkt, der „Turning Point“, wie die von Kirk gegründete Organisation heißt, zeigt sich auch darin, dass Gruppen von Maga-Anhängern die Denunziation von denjenigen, die sich kritisch über Kirk oder überhaupt Maga äußern, aktiv über die Sozialen Netzwerke betreiben. Die „Übeltäter“ werden mit persönlichen Daten (doxing) an den Online-Pranger gestellt, ihre Arbeitgeber werden unter Druck gesetzt, diese zu entlassen. Man will also ihre Existenz zerstören, was auch gelungen ist, und Menschen einschüchtern. Es ist eine organisierte Cancel Culture gerade von denen, die zuvor dasselbe bei den Woken beklagten und die Praxis nun ins Extrem treiben. Der neue Heilige der Rechten, Charlie Kirk, hatte dies mit Turning Point bereits betrieben. Beispielsweise mit der Professor Watchlist, um „College-Professoren zu entlarven und zu dokumentieren, die konservative Studenten diskriminieren und linke Propaganda im Klassenzimmer verbreiten“. Als linke Ideologie gelten Klimaerwärmung, Inklusion, Gleichberechtigung, Anti-Semitismus bzw. Israel-Kritk, Beschränkung von Schusswaffen, Feminismus, Abtreibung, LGBTQ etc. Ziel ist die Einschüchterung von Professoren und die Bekämpfung der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit ...

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UNO | BenJaNimm NetanjahuZweistaatenlösung

Netanjahu bei den Vereinten Nationen

Wutrede vor leeren Rängen

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu beschwört Israels militärische Macht – und beschimpft alle Staaten, die Palästina offiziell anerkannt haben.

Berlin taz | Es waren ziemlich leere Ränge, vor denen der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seine Rede bei der diesjährigen UN-Vollversammlung hielt. Zahlreiche Delegationen betraten erst den Saal, um ihn dann unmittelbar und demonstrativ wieder zu verlassen. Wer blieb, das waren unter anderem die US-Delegation, die Netanjahu in seinem Kampf gegen die Hamas unterstützt, und Großbritannien. Doch auch sie entsendeten nicht ihre ranghöchsten Vertreter oder ihre UN-Botschafter, sondern überwiegend rangniedrigere Diplomaten.

Israel steht weltweit immer isolierter da. Netanjahus Rede dürfte diese Bewegung kaum umkehren. Das kleine Land Israel gegen den Rest der Welt – das war die Botschaft, die er vermittelte. Teilen der UN-Generalversammlung warf er mangelnde Unterstützung vor.

[...] In der Mitte der Rede richtete Netanjahu dann das Wort an die Geiseln direkt. Auf Hebräisch sagte er: „Wir haben euch nicht vergessen“, sagt er, „nicht eine Sekunde.“

Netanjahu: Palästinensischer Staat wäre „purer Wahnsinn“

Ob er mit diesem Schritt tatsächlich Vertrauen zurückgewinnen wird, ist fraglich. Geiselangehörige werfen ihm Propaganda auf dem Rücken ihrer Liebsten vor. Seit fast zwei Jahren protestieren sie, wie Tausende Israelis, und fordern von Netanjahu den Krieg in Gaza zu beenden, um die Geiseln zu befreien. Stattdessen aber, so der Vorwurf, führe er den Krieg weiter, um sich an der Macht zu halten.

Die Mutter einer Geisel, Einav Zangauker, kritisierte den Premier scharf dafür, dass er ihren Sohn als politisches Mittel benutze. „Das ist das letzte Mal, dass Sie Matans Namen erwähnen“, warnte sie. „Er sagte Matan, dass er ihn nicht vergessen habe, aber er erwähnte nicht, dass er seinen Tod durch einen Luftangriff angeordnet hat.“ ...

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Don Trumpl | Die Instrumentalisierung der Justitia | Angriff der Horrorclowns

Trump erhöht Druck auf die Justiz

Anklage gegen Ex-FBI-Chef James Comey erhoben

Don Trumpl sagt heute dies und morgen das Gegenteil, und er tut alles, um die Situation für alle anderen zu verschlimmern ...Vor wenigen Tagen forderte Trump die Justiz öffentlich dazu auf, gegen seine politischen Gegner vorzugehen. Nun sieht sich der Ex-FBI-Chef James Comey mit einer Anklage wegen Falschaussage konfrontiert. Er kontert: "Ich habe keine Angst."

Der Druck auf die US-Justiz wächst. Der amtierende Präsident Donald Trump forderte die Justiz über seine Plattform Truth Social dazu auf, gegen seine politischen Gegner vorzugehen. Dabei ließ er explizit Comeys Namen fallen. Eine Geschworenenjury hat den ehemaligen FBI-Chef jetzt angeklagt. Die Vorwürfe: Falschaussage und Behinderung der Justiz in Zusammenhang mit den Ermittlungen zur russischen Einflussnahme auf die US-Wahl 2016. Im Falle der Verurteilung drohen dem Ex-FBI-Direktor bis zu fünf Jahren Haft.

2013 wurde Comey unter der Obama Regierung zum FBI-Chef ernannt. Während Trumps erster Amtszeit führte er Ermittlungen zu möglichen Verbindungen zwischen Moskau und Mitgliedern aus Trumps Wahlkampfteam. 2017 hat Trump Comey im Zusammenhang mit den damals noch laufenden Ermittlungen entlassen.

Nach Comeys Entlassung wurde Robert Mueller – selbst ehemaliger FBI-Chef – als Sonderermittler eingesetzt. Er fand keine Beweise für Geheimabsprachen zwischen Trumps Team und Russland, schloss jedoch gleichzeitig eine Justizbehinderung durch Trump nicht aus. Trump feierte die Ergebnisse dennoch als Entlastung und bezeichnete Comey's Ermittlungen als politisch motivierte "Hexenjagd". Die Anklage markiert den bisherigen Höhepunkt der spannungsgeladenen Beziehung von Comey und Trump.

[...] Comey: "Angst ist das Werkzeug eines Tyrannen"

In einer am Donnerstagabend veröffentlichen Videobotschaft zeigte sich Comey selbstbewusst. Trumps taktisches Kalkül, politische Gegner auszuschalten, sei ihm kein Novum. Angst sei das Werkzeug eines Tyrannen, er habe aber keine Angst vor Trump und Amerika sollte es auch nicht haben ...

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UNO | Klimaziele | 1,5 Grad | Klimafolgenforschung

Vereinte Nationen

Klimapläne als Lückentexte

Bei der UN-Generalversammlung zeigt sich, dass die Länder beim CO2-Sparen nachlegen müssen. Gerade große Emittenten wie die EU, China und Indien bleiben bei ihren Klimaplänen säumig.

Es hätte ein Signal der Geschlossenheit werden sollen. Zum "Climate Ambition Summit" während der UN-Generalversammlung in New York waren alle 197 Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens aufgerufen, ihre neuen Klimapläne, die sogenannten NDCs, vorzulegen. Diese geben Auskunft, wie stark die Staaten ihre Emissionen bis 2035 senken wollen.

Doch die Bilanz fällt ernüchternd aus. Nur ein Bruchteil der Staaten hat geliefert, die Ambition bleibt vielfach schwach – und das Zeitfenster für das 1,5-Grad-Ziel schließt sich.

Nach Angaben des UN-Klimasekretariats waren bis zur New Yorker Klimawoche lediglich 47 aktualisierte Pläne eingegangen. Im Februar, als die offizielle Deadline eigentlich ablief, hatten gerade einmal 13 Länder ihre Beiträge fristgerecht eingereicht – darunter Brasilien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Uruguay.

Die meisten großen Emittenten blieben säumig. Auch die zweite Deadline haben nun zentrale Akteure verfehlt: Weder China noch die EU oder Indien haben ihre neuen Ziele offiziell in das Register der UN-Klimakonvention eingestellt. Die USA steigen unter Präsident Trump wieder ganz aus dem Klimavertrag aus.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte in New York, die Staaten müssten "viel weiter" gehen und "viel schneller" sein. Die NDCs seien nur glaubwürdig, wenn die Regierungen fossile Energien konsequent zurückdrängten und den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigten.

Der Klimagipfel COP 30 im November in Brasilien müsse mit einem "glaubwürdigen globalen Reaktionsplan" enden, um die weltweiten Bemühungen wieder auf Kurs zu bringen. Im Vorfeld der Generalversammlung warnte der Guterres, das 1,5-Grad-Ziel sei "am Rande des Kollapses".

[...] Am Mittwoch trat in Gestalt von Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, schließlich noch die mahnende Stimme der Klimawissenschaft vor die Staatschefs und Ministerinnen. Eine Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze in den nächsten fünf bis zehn Jahren sei kaum mehr abzuwenden.

Die Weltgemeinschaft müsse sich ihr Scheitern eingestehen, sagte Rockström. Es sei nicht gelungen, "Völker und Nationen vor den unkontrollierbaren Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels zu schützen". Aber, hob der Wissenschaftler seine Stimme, das hieße nicht, dass wir in Zukunft scheitern müssten.

Bis zum Ende des Jahrhunderts zu einem Temperaturplus von unter 1,5 Grad zurückzukehren, müsse die Verpflichtung aller internationalen Bemühungen sein. Die Wissenschaft sei eindeutig und die Lösungen bekannt. "Scheitern ist nicht unvermeidlich. Es ist eine Entscheidung."

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INES Kategorie 2 "Störfall"26. September 2013 (INES 2) Forschungsreaktor HFR in Petten, NLD

Drei von sechs Steuerstäben wiesen Mängel auf, der Forschungsreaktor musste 5 Monate abgeschaltet bleiben.
(Kosten ?)

Nuclear Power Accidents
 

Wikipedia de

Institut für Energie

Im Rahmen des EURATOM-Vertrages schlossen die Niederlande und die damalige EURATOM-Kommission 1961 den Vertrag zur Gründung des europäischen Forschungszentrums, das 1962 in Petten eröffnet wurde. Es übernahm den im Jahr zuvor in Betrieb gegangenen Hochflussreaktor für Materialforschung, der heute vor allem zur Produktion medizinischer Isotope verwendet wird ...
 

AtomkraftwerkePlag

Niederlande

2020 ließ die Regierung Rutte eine atomkraftfreundliche Studie durch die Beratungsfirma Enco erstellen, die 1994 von ehemaligen Mitgliedern der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) gegründet worden war. Diese kam zum Ergebnis, dass Atomkraft eine kostengünstige Energiequelle für das Ziel einer CO2-Reduzierung darstelle, und empfahl die Laufzeitverlängerung des bestehenden sowie den Bau neuer AKW. Drei bis zehn neue Kraftwerke waren im Gespräch ...

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26. September 1973 (INES 4 NAMS 2)INES Kategorie 4 "Unfall" Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR


Es wurden 5,4 TBq Radioaktivität freigesetzt. In einem Behälter in der Aufbereitungsanlage kam es zu einer exothermen Reaktion zwischen angesammeltem Zirkonium und einem Lösungsmittel, bei der 35 Arbeiter erhöhter Strahlung ausgesetzt waren.
(Kosten ca. 990 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents
 

Die Nukleare Kette

Sellafield/Windscale, Großbritannien

Die größte zivile und militärische Atomanlage Europas steht in Sellafield. Während hier in der Vergangenheit Plutonium für das britische Atomwaffenprogramm produziert wurde, dient der Standort heute als Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll. Der Großbrand von 1957 sowie zahlreiche radioaktive Lecks kontaminierten die Umwelt und setzten die Bevölkerung erhöhten Strahlenwerten aus ...
 

Langsam aber sicher werden relevante Informationen zu Störungen in der Atomindustrie aus Wikipedia entfernt!

Wikipedia de

Sellafield (früher Windscale)

Der Komplex wurde durch einen katastrophalen Brand 1957 und durch häufige nukleare Störfälle bekannt und unter anderem deshalb auch in Sellafield umbenannt. Bis Mitte der 1980er Jahre wurde der im täglichen Betrieb anfallende Atommüll in großen Mengen in flüssiger Form über eine Pipeline in die Irische See abgeleitet.

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25. September


 

China | Klimawandel | Treibhausgasemissionen

Ankündigung von Xi Jinping

China will Treibhausgasemissionen bis 2035 um bis zu zehn Prozent senken

Der US-Präsident tut den Klimawandel als »größten Schwindel« ab, dagegen setzt Chinas Staatschef für sein Land auf weniger CO₂-Emissionen. Kritiker halten Pekings Pläne aber für zu unambitioniert.

Chinas Staatschef Xi Jinping hat das international mit Spannung erwartete Klimaziel seines Landes verkündet: Bis 2035 sollen die Netto-Treibhausgasemissionen in der gesamten chinesischen Wirtschaft »um sieben bis zehn Prozent gegenüber dem Höchststand reduziert werden«, sagte Xi am Mittwoch in einer per Video übertragenen Rede bei einem Klimagipfel am Rande der Uno-Generaldebatte in New York. Wann genau dieser Peak erreicht werde, sei noch unklar, dies könne aber in diesem Jahr der Fall sein.

China ist der weltweit größte Verursacher von Treibhausgasen, gefolgt von den USA. Bislang hatte Peking noch nie ein kurz- oder mittelfristiges Klimaziel ausgegeben, sondern lediglich angekündigt, bis 2060 klimaneutral werden zu wollen und vor 2030 den Höchststand bei den Treibhausgasemissionen hinter sich zu lassen. Dank des Aufschwungs der Solarenergie und der Elektromobilität scheint die Volksrepublik dieses Ziel im Jahr 2025 erreichen zu können.

Treibhausgase beschleunigen nach Angaben von Wissenschaftlern den Klimawandel und tragen zur Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen bei.

Sein Land werde »alle Anstrengungen unternehmen, um es besser zu machen«, sagte der chinesische Staatschef. »Der grüne und kohlenstoffarme Wandel« sei »der Trend unserer Zeit«, sagte Xi. »Auch wenn einige Länder dagegen vorgehen, muss die internationale Gemeinschaft den Kurs halten«, fügte er hinzu.

Die Äußerungen Xis stehen in deutlichem Kontrast zur Rede von US-Präsident Donald Trump bei der Uno-Generaldebatte am Vortag. Trump hatte die Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel als »Scherz« bezeichnet, den sich »böse Menschen« ausgedacht hätten ...

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Nordsee | Meeresschutz | CO2-Speicherung

CO2-Speicher unter dem Meer: Norddeutsche Länder sind skeptisch

Im Bundesrat geht es am Freitag erstmals um den umstrittenen Gesetzentwurf zu CO2-Speichern unter dem Meer. Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind nicht uneingeschränkt für das Gesetz.

Schleswig-Holstein und vor allem Niedersachsen wären von dem geplanten Gesetzentwurf zu CO2-Speichern besonders betroffen. Denn das Gesetz würde CO2-Speicher unter der Nordsee erlauben, zu einem Teil sogar im Bereich des Küstenmeeres. Die CO2-Speicherung wäre dann auch unter Meeresschutzgebieten wie unter dem Nationalpark Wattenmeer möglich - und zwar ohne dass das betreffende Bundesland dem zustimmen müsste. So steht es in dem Gesetzentwurf.

Schleswig-Holstein nur eingeschränkt dafür

Diesen Punkt sieht die schwarz-grüne Landesregierung in Schleswig-Holstein kritisch und wird sich am Freitag im Bundesrat einer entsprechenden Position anschließen.

[...] Niedersachsen setzt auf CO2-Vermeidung

Auch die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen findet, dass zuerst alle Möglichkeiten zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen ausgeschöpft werden sollten. Und nur, wo CO2-Emissionen technisch nicht oder nur mit sehr großem Aufwand vermieden werden können, sollte die CO2 Speicherung möglich sein, wie in der Zementindustrie oder in der chemischen Industrie, heißt es aus der Staatskanzlei. Am Mittwoch hatten Vertreter des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) von Umweltminister Christian Meyer (Grüne) gefordert, den Gesetzentwurf im Bundesrat abzulehnen.

Umweltminister lehnen CO2-Speicher-Gesetz ab

Die Länder werden im Bundesrat zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung nur Stellung nehmen. Durch die Beratungen in den Ausschüssen des Bundesrates wird bereits deutlich, dass die CO2-Speicherung auch unter den Landesregierungen umstritten ist. Gerade die Umweltminister der Länder wollen dem Gesetzentwurf so nicht zustimmen und fordern Änderungen, die vor allem darauf abzielen, die Umwelt vor dieser Technologie besser zu schützen. Noch ist der Gesetzentwurf im parlamentarischen Verfahren - beschlossen werden soll er Ende des Jahres.

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Neonazis, Soldaten und Polizisten

Das radikale Netzwerk des Johannes K.

Bei Hannover treibt ein Neonazi mutmaßlich eine Vernetzung einer paramilitärischen Gruppe voran. Die Behörden ließen den „Nordbund“ lange gewähren. Wie kann das sein?

Einen Tag nach der großen Razzia zeigt sich das Dorfleben in der 1.200-Seelen-Siedlung Altenhagen I, die zur Stadt Springe bei Hannover gehört, fast schon wieder unbeeindruckt. Ein Mann werkelt an seinem Wohnwagen, ein Pärchen spaziert über einen Feldweg an einer Anhöhe. Nur das Haus von Johannes K. trägt noch Spuren. Zwei Transporter einer regionalen Baufirma parken in der Einfahrt vor dem gelben, mit Mauern umzogenen Gebäudekomplex. Drei Handwerker sind dabei, die beschädigte Haustür zu reparieren.

[...] Am Tag zuvor, Dienstag den 16. September, reihten sich hier vor dem Grundstück an der Landstraße zwischen Hannover und Hameln noch Mannschaftswagen der Polizei. Bilder zeigen vermummte Spezialkräfte und Polizisten in zivil, eine Hundeführerin, einen Uniformierten, auf dessen Jacke „Entschärfer“ steht. Auch zweihundert Meter die Straße herunter waren die Beamten bei einem Baumaschinenverleih von Alexander S. im Einsatz.

Der großgewachsene Mann mit Glatze lebt inzwischen im nordrhein-westfälischen Hummersen bei Lügde. Auch dort erschienen Dienstagfrüh etwa 20 Beamte, um einen großen Hauskomplex zu durchsuchen, wie Anwohnende berichten. „Ganz freundlich“ sei der, erzählt einer, aber wegen seiner Statur und seinem kriminellen Ruf „auch furchteinflößend“.

[...] Nicht nur Johannes K., sondern auch weitere Männer aus dem Netzwerk haben Verbindungen zu der kriminellen Rockerbande Hells Angels und zur verbotenen Neonazi-Gruppe Blood & Honour. Und: Mehrere Namen von „Nordbund“-Mitgliedern und deren engem Umfeld tauchten bereits vor Jahren im Zusammenhang mit dem NSU-Terrornetzwerk als mögliche Unterstützer auf. Anklage wurde nicht erhoben.

Antifa-Recherche bringt die Ermittlungen ins Rollen

Allein die Aufzählung einer Verbindung aus Rockern, Neonazis, Militärs und Polizisten sollte aufhorchen lassen. Doch jahrelang blieb die Truppe weitgehend unbehelligt. Erst eine Antifabroschüre über das Netzwerk führte im März 2022 zur Befragung verdächtiger Soldaten in mehreren Kasernen durch den Militärgeheimdienst MAD und schob damit auch die aktuellen Ermittlungen an. Im Großraum Hannover scheint ein paramilitärisches Netzwerk krimineller Neonazis entstanden zu sein, das Verfassungsschutz und Polizei jahrelang ignorierten.

[...] Erst Monate später wurden die MAD-Ermittlungen überhaupt öffentlich bekannt: Denn einer der Feldjäger, der die Befragungen seiner Kameraden hatte absichern müssen, zeigte an, eventuell illegal im Inland eingesetzt worden zu sein. Alles war rechtmäßig, wie die Staatsanwaltschaft später klarstellte.

Politiker von CDU und AfD witterten jedoch einen Skandal. Wohlgemerkt: Wegen des Einsatzes des Feldjägers, und nicht etwa wegen möglicher neonazistischer Netzwerke in der Bundeswehr und der Polizei.

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Klimawandel | Treibhausgas | Erwärmung | CO2-Emissionen

"CO₂-Budget aufgebraucht"

Bis 2050 in die Drei-Grad-Welt

Ein Aufruf aus der Klimaforschung warnt vor einer weiteren Beschleunigung der globalen Erwärmung. Drei Grad mehr schon zur Mitte des Jahrhunderts seien nicht mehr auszuschließen, heißt es zum Abschluss des Extremwetterkongresses.

Bereits 1987 veröffentlichten die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) und die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) einen gemeinsamen Aufruf, in dem sie vor "drohenden weltweiten Klimaänderungen durch den Menschen" warnten und rasche Gegenmaßnahmen forderten.

Es handle sich um eine der größten Gefahren für die Menschheit, hieß es damals. Dieser Bedrohung müsse rechtzeitig begegnet werden, indem der Ausstoß von klimawirksamen Spurengasen ab sofort eingeschränkt werde, lautete die Forderung.

Nun, knapp 40 Jahre später, wenden sich die beiden Fachgesellschaften erneut mit einem gemeinsamen Klimaaufruf an die deutsche Politik. Zum Abschluss des Extremwetterkongresses in Hamburg am heutigen Donnerstag riefen die Forschenden dazu auf, "unverzüglich ein sehr viel wirksameres Programm zur Eindämmung von menschengemachten Klimaänderungen voranzutreiben und die hierfür notwendigen Maßnahmen nicht weiter in die Zukunft zu verschieben".

Das Papier, an dem die Fachleute ein Jahr lang gearbeitet haben, wurde zudem an alle Bundestagsabgeordneten sowie alle relevanten Ministerien in Bund und Ländern verschickt, so DPG-Präsident Klaus Richter.

Der neue Klimaaufruf enthält eine Warnung, die es in sich hat. Demnach zeigen die Beobachtungsdaten, dass sich die globale Erwärmung erheblich beschleunigt hat. "Die Daten folgen den pessimistischsten Vorhersagen", sagt Richter. "Das ist schon dramatisch."

Frank Böttcher, DMG-Vorsitzender und Veranstalter des Extremwetterkongresses, spricht von einem "extremen Sprung" und von "Veränderungen in einer Dimension, die wir in der Menschheitsgeschichte noch nicht erlebt haben". Es könne nicht mehr ausgeschlossen werden, dass bereits um das Jahr 2050 eine Erwärmung um drei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau erreicht werde. "Wir sind zu schnell unterwegs", sagt Böttcher. "Wir fliegen aus der Klimakurve."

Schneller als das Worst-Case-Szenario

Ihren Befund, dass die globale Erwärmung in eine Phase der Beschleunigung eingetreten ist, begründen DMG und DPG mit einer Reihe von Beobachtungen. Seit ihrem Klimaaufruf von 1987 und dem ersten Bericht des Weltklimarats IPCC im Jahr 1990 sind die jährlichen CO2-Emissionen um 60 Prozent gestiegen. Jedes weitere halbe Grad an zusätzlicher Erwärmung wurde in immer kürzeren Zeiträumen erreicht.

Die zehn wärmsten Jahre seit 1881 traten alle seit dem Jahr 2000 auf. In den Jahren 2023 und 2024 wurde erstmals die 1,5-Grad-Grenze überschritten. Nicht nur bei den Lufttemperaturen zeigen sich neue Höchstwerte, sondern auch bei den Meerestemperaturen ...

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UNO | Sicherheitsrat | UN-Reform

Vereinte Nationen:

Am Boden

Desorganisiert, unterfinanziert und politisch attackiert, sind die Vereinten Nationen kaum noch handlungsfähig. Dabei werden sie 80 Jahre nach ihrer Gründung dringender gebraucht denn je.

Die Vereinten Nationen müsse man sich wie einen alten Messie vorstellen, sagt ein hoher Beamter, der seit vielen Jahren für sie arbeitet. Der Messie ist gerade 80 geworden, und er findet sich in seinem Haus nicht mehr zurecht. Denn seit Jahrzehnten stopft er Dinge in Kisten und vergisst sie in irgendwelchen Rumpelkammern.

Inzwischen bröckeln die Wände, das Wasser fließt nicht mehr. Das Haus könnte einstürzen. Der alte Messie ist in Lebensgefahr.

So geht es den Vereinten Nationen an ihrem 80. Geburtstag. In dieser Woche blickt die ganze Welt auf sie: Mehr als 150 Staatschefs sprechen bei der jährlichen UN-Generalversammlung in New York. Auf einer historischen Konferenz am Montag haben mehr als 30 Länder auf Frieden in Nahost gedrängt; über 150 erkennen inzwischen Palästina als Staat an. US-Präsident Donald Trump fällte in seiner Rede am Dienstag, bei der der Teleprompter ausfiel, ein harsches Urteil: "Die UN lösen keine Probleme, sie schaffen Probleme."

[...] "Die gesamte Infrastruktur der humanitären Hilfe beginnt zusammenzubrechen", sagt Achim Steiner, bis vor Kurzem langjähriger Direktor des UN-Entwicklungsprogramms UNDP. Anstatt gegenzusteuern, fahren europäische Länder ihre Ausgaben für die UN ebenfalls zurück – Deutschland als zweitgrößter Geldgeber kürzt seine Gelder für humanitäre Hilfe bis 2026 um 53 Prozent oder 1,2 Milliarden Euro. "Darin spiegelt sich ein neuer politischer Darwinismus unserer Zeit", sagt Steiner.

[...] Eine Reform des Sicherheitsrates, auf die unter anderem Indien, Brasilien, Deutschland, Japan und Südafrika drängen, ist derzeit so gut wie chancenlos. Und am Menschenrechtsrat zu schrauben, halten viele sogar für gefährlich: Die USA sind schon ausgetreten, Russland, China und auch Israels derzeitige Regierung hätten wohl nichts dagegen, ihn ganz abzuschaffen. "Der Patient ist krank. Aber die Intervention könnte den Patienten töten", sagt ein ägyptischer Beamter.

[...] Die symbolische Bedeutung der Vereinten Nationen würden letztlich sogar Zyniker wie Wladimir Putin, Xi Jinping und Donald Trump anerkennen, sagt Heusgen. "Auf Staats-und Regierungschefs machen das UN-Gebäude, der goldene Saal der Generalversammlung und der Sicherheitsrat großen Eindruck. Hier aufzutreten, ist etwas Attraktives."

Und trotz allem ist es ja eine unglaubliche Erfolgsgeschichte: Eine Institution, geboren aus dem Horror zweier Weltkriege, hat Bürgerkriege befriedet und Millionen Menschen vor dem Hungertod bewahrt. Sie hat Krankheiten ausgerottet und Wahlen abgesichert, Regeln für den Luftverkehr geschaffen und Kulturdenkmäler gerettet. Sie ist das einzige Forum in der Menschheitsgeschichte, in dem alle 193 Mitgliedsstaaten formal gleichberechtigt sind und die Gesandten Kiribatis oder Naurus dieselbe Redezeit bekommen wie diejenigen Chinas oder der USA ... 

 


24. September


 

Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH (HKG) | Pleite | THTR 300 in Hamm-Uentrop

Betreiber von Kernkraftwerk insolvent – Um die Abbruch-Kosten gibt es Streit

1989 wurde der THTR in Hamm-Uentrop stillgelegt. 2030 soll der Abbruch starten. Doch um die Kosten in Milliarden-Höhe gibt es Streit. Jetzt ist die Betreibergesellschaft insolvent.

Hamm - Die Betreibergesellschaft des seit 1989 stillgelegten Kernkraftwerks Hamm-Uentrop ist insolvent. Die Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH (HKG) hat beim zuständigen Insolvenzgericht Dortmund einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Dies machte das Amtsgericht am Dienstag öffentlich. Dem Steuerzahler droht nun womöglich ein Milliarden-Grab. Der ab 2030 über zehn Jahre geplante Abbruch des Kraftwerks kostet mehrere Hundert Millionen Euro.

Die Betreibergesellschaft, hinter der der Energiekonzern RWE und einige Stadtwerke stehen, hatte zuvor vom Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen die Übernahme der Kosten für den Abbau sowie für die Entsorgung und Endlagerung des strahlenden Materials gefordert. Doch eine entsprechende Klage scheiterte 2024 vor dem Landgericht Düsseldorf. Die Berufung wurde im Juni 2025 vom Oberlandesgericht Düsseldorf abgewiesen. „Damit steht die HKG unverändert vor der Situation einer ungeklärten Finanzierung der Restabwicklung des einst von Bund und Land NRW initiierten und vorangetriebenen Forschungsprojekts“, wird HKG-Geschäftsführer Volker Dannert in der „Wirtschaftswoche“ zitiert. Daher sah er sich gezwungen, Insolvenz anzumelden.

„Geeignete Lösungsoptionen“ sollen entwickelt werden

Es geht bei der Hammer Hinterlassenschaft um sehr viel Geld. 350 Millionen Euro waren ursprünglich einmal hierfür vorgesehen, 2021 war im NRW-Landtag offiziell von 753 Millionen Euro Gesamtkosten die Rede. Inzwischen wird ein Milliardenbetrag kolportiert ... 


Fünf Gesellschafter stecken hinter der HKG

Die HKG hat fünf Gesellschafter. Einer davon ist die Mark E Aktiengesellschaft. Sie hat 26 Prozent der Anteile. Die Mark E ist eine Tochter der Enervie, an der die Stadt Lüdenscheid als Aktionärin mit 24,12 Prozent beteiligt ist. 14,16 Prozent der Anteile verteilen sich auf Altena, Plettenberg, Halver, Schwerte, Kierspe, Herdecke, Schalksmühle und Herscheid. Weitere Gesellschafter der HKG sind RWE Nuclear GmbH, Gemeinschaftskraftwerk Weser GmbH & Co. OHG, Gemeinschaftswerk Hattingen GmbH (WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH, RWE Power Aktiengesellschaft) und Stadtwerke Aachen Aktiengesellschaft.


[...] Offen ist, wer am Ende die Kosten für den Abriss trägt. Die HKG-Gesellschafter sehen sich nicht in der Pflicht. HKG-Geschäftsführer Dannert verweist auf den Bund und das Land NRW: Man habe nichts unversucht gelassen, durch Verhandlungen mit den Rahmenvertragsparteien eine Insolvenzanmeldung zu vermeiden. „Da diese Gespräche jedoch bislang ohne Ergebnis geblieben sind, ist es nun Sache der für die Kernenergie zuständigen Behörden beim Bund und im Land NRW, die weitere Abwicklung zu organisieren“, so Dannert.

Das NRW-Wirtschaftsministerium stellte aus Sicht der Atomaufsicht klar: „Die nukleare Sicherheit des THTR ist von der Insolvenz nicht betroffen, sie ist weiter gewährleistet.“ Falls die HKG notwendige Maßnahmen nicht mehr selbst umsetzen könne, werde die Aufsicht über sogenannte Ersatzvornahmen eingreifen. Dafür habe das Land vorsorglich einen Rahmenvertrag mit einem qualifizierten Fachunternehmen abgeschlossen, das jederzeit Maßnahmen übernehmen kann ...

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Klimawandel | Klimafolgenforschung | Biosphäre

Sieben von neun Öko-Limits gesprengt

Die Menschheit reißt immer mehr planetare Grenzen, warnen Forscher*innen. Soziale Faktoren wie Ungleichheit verschärfen das Risiko.

Berlin taz | Die Menschheit hat eine weitere planetare Grenze gesprengt: Die Ozeanversauerung ist derartig vorangeschritten, dass die Meere zunehmend ihre stabilisierende Rolle im Erdsystem verlieren. Das zeigt der am Mittwoch veröffentlichte Bericht „Planetary Health Check 2025“ des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Die Ozeane sind Lebensraum für zahlreiche Arten. Außerdem nehmen sie viel Wärme auf, die sie durch die Strömungen des Wassers in andere Regionen leiten, und speichern Kohlenstoff – wirken sich also massiv auf das Klima weltweit aus. Hauptursache für die Versauerung der Meere ist laut den For­sche­r*in­nen die Nutzung fossiler Brennstoffe. Denn durch die Aufnahme von CO2 sinkt der ph-Wert des Wassers. Auch die Überdüngung der Landwirtschaft trägt dazu bei.

Damit sind nun sieben der neun planetaren Grenzen überschritten, eine mehr als im Vorjahr. Gemeint sind die wichtigsten Pfeiler des Erdsystems, die den relativ stabilen Lebensraum ermöglichen, den die Erde den auf ihr lebenden Wesen seit Jahrtausenden bietet. Doch die Menschheit überlastet die Erde so sehr, dass laut den For­sche­r*in­nen mittlerweile zahlreiche der Grenzen überschritten sind.

Das gilt für den Klimawandel, die Integrität der Biosphäre, die Veränderung der Landnutzung, die Veränderung des Süßwasserkreislaufs, die Veränderung der biogeochemischen Kreisläufe sowie den Eintrag menschengemachter Substanzen – und seit diesem Jahr auch für die Ozeanversauerung.

Welche Länder besonders von Extremwetter betroffen sind

„Mehr als drei Viertel der lebenswichtigen Erdsystem-Funktionen befinden sich nicht mehr im sicheren Bereich“, erklärte dazu PIK-Chef Johan Rockström. „Die Menschheit verlässt ihren sicheren Handlungsraum und erhöht so das Risiko, den Planeten zu destabilisieren.“

Längst gibt es etwa mehr extremes Wetter als noch vor wenigen Jahrzehnten. Am stärksten betroffen sind laut dem am Mittwoch erschienenen Weltrisikobericht aktuell die Philippinen, danach Indien, Indonesien, Kolumbien und Mexiko ...

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Dürre | Hitze | Schädlinge | Waldsterben

Baumbestand in Deutschland schrumpft

Dramatischer Waldverlust

Dürre, Hitze und Schädlinge setzen den deutschen Wäldern stark zu. Neue Satellitendaten zeigen: Seit 2017 ist fast ein Zehntel der gesamten Waldfläche verloren gegangen.

Köln dpa | Der Baumbestand in Deutschland schrumpft laut neuester Satellitendaten weiter dramatisch. Wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitteilte, gingen von Herbst 2017 bis Herbst 2024 mehr als 900.000 Hektar Wald verloren. Das entspreche rund 8,5 Prozent der gesamten deutschen Waldfläche. Die Verluste haben sich seit 2021 fast verdoppelt, wie das DLR nachwies. Ein möglicher Wiederbewuchs ist laut DLR bei den Daten aber nicht berücksichtigt, denn dazu seien die Jungpflanzen während des siebenjährigen Beobachtungszeitraums noch zu klein.

Besonders stark betroffen von Waldschäden sind den Satellitendaten zufolge der Harz, Südwestfalen, der Südosten von Thüringen und die Grenzregion von Sachsen zu Tschechien. Dort lag der Anteil des sogenannten „Kronendachverlusts“ am gesamten Wald in einigen Gemeinden teilweise deutlich über 50 Prozent. In einigen Gemeinden wie der Stadt Oberharz am Brocken sogar bei über 61 Prozent.

„Umwelteinflüsse und Schädlingsbefall haben in unseren Wäldern deutliche Spuren hinterlassen“, sagte die Vorstandsvorsitzende des DLR, Anke Kaysser-Pyzalla. Ungewöhnlich starke Dürreperioden, Hitzewellen und Stürme hätten Deutschlands Wäldern in den vergangenen Jahren zugesetzt. Die gestressten Bäume seien zudem anfällig für Schädlinge, so dass vielerorts Bäume absterben und teilweise großflächig notgefällt werden müssten. Um auf den Rückgang des Waldes besser reagieren zu können, hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine neue Online-Plattform freigeschaltet, mit der Holzwirtschaft, Kommunen und Politik Zugriff auf die Daten erhalten.

[...] Langjährige Satellitendaten-Zeitreihen ermöglichten es, die großen Waldgebiete kontinuierlich zu beobachten und Veränderungen zu erkennen. „Die bisherigen Daten machen deutlich, dass Reinkulturen von Fichten, Kiefern und Buchen besonders gefährdet sind“, teilte das DLR mit. Mischwälder hingegen seien resilienter und wiesen eine bessere Risiko-Verteilung auf. Biodiversität und eine gemischte Waldstruktur mit jungen wie auch alten Bäumen seien daher ein Schlüssel für gesunde Wälder.

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Iran | Rosatom | Absichtserklärung | Atomanlagen im Iran

Allianz zwischen Moskau und Teheran

Russland und Iran bereiten Bau von Kernkraftwerken vor

Die Rede ist von einem »strategischen Projekt«: Moskau und Teheran haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, die neue Kernkraftwerke in Iran vorsieht.

Während die Weltgemeinschaft dieser Tage in New York zusammenkommt, festigen in Moskau Russland und Iran ihre Partnerschaft: Die beiden Länder haben eine Absichtserklärung für den Bau von Kernkraftwerken in Iran unterzeichnet. Das teilte der russische Staatskonzern Rosatom mit.

Rosatom-Chef Alexej Lichatschjow und der Leiter der iranischen Atomenergieorganisation, Mohammad Eslami, unterschrieben das Papier. Es sieht konkrete Schritte zur Umsetzung eines »strategischen Projekts« vor, wie es in der Mitteilung heißt.

Eslami teilte iranischen Staatsmedien Anfang der Woche mit, dass acht Kernkraftwerke gebaut werden sollen. Demnach scheint es sich bei der Kooperation um die Umsetzung eines Plans zu handeln, der bereits seit 2014 besteht. Allgemein peilt Iran in etwa 15 Jahren eine Kernenergiekapazität von 20 Gigawatt an ...

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Steuergelder | Jens ZündSpahn | Bundesrechnungshof (BRH)

Bundesrechnungshof rügt Gesundheitsministerium wegen fehlender Nachweise

Unter Ex-Gesundheitsminister Spahn flossen Milliarden in digitale Projekte. Der Bundesrechnungshof erhebt Vorwürfe wegen fehlender Kontrolle und mangelnder Nachweise.

Als Jens Spahn (CDU/CSU) Gesundheitsminister war, stieg der Bund bei der Gematik GmbH ein – der Firma, die zentrale Digitalprojekte wie das E-Rezept oder die elektronische Patientenakte steuert. Kurz darauf übernahm Spahns Vertrauter Markus Leyck Dieken die Geschäftsführung.

Der Bundesrechnungshof (BRH) prüfte daraufhin die Rolle des Gesundheitsministeriums. Der Bericht, der CORRECTIV exklusiv vorliegt, enthält Vorwürfe – unter anderem, dass milliardenschwere Projekte ohne ausreichende Wirtschaftlichkeitsprüfungen gestartet wurden.

Das Finanzministerium kann nur kontrollieren, wenn das Gesundheitsministerium das vorgeschriebene Prüfverfahren nach Haushaltsrecht korrekt durchführt:

„Sie [Bundesgesundheitsministerium] haben gegen diese Vorgaben verstoßen. Dadurch konnte das BMF [Finanzministerium] die Einhaltung der Voraussetzungen der Beteiligung des Bundes an der Gematik sowie die konkrete Umsetzung durch Schaffung und Gestaltung der privatrechtlichen Grundlagen für die Bundesbeteiligung nicht überprüfen“, heißt es im Bericht.

[...] Keine Auskunft von Spahn

Ein Großteil der Kritik des Bundesrechnungshofs betrifft die Jahre 2019 bis 2021 – also genau die Zeit, in der Jens Spahn (CDU) Gesundheitsminister war und der Bund die Mehrheit an der Gematik übernahm.

Auf Anfrage von CORRECTIV teilt ein Sprecher des Ministeriums jedoch mit, dass Spahn den Bericht nicht kenne und er deshalb keinen Kommentar abgeben könne.

[...] Die Gematik finanziert sich fast ausschließlich aus den Beiträgen der gesetzlich Versicherten. Nur in Ausnahmefällen, wie beim Corona-Meldesystem DEMIS, flossen direkte Steuermittel.

Doch die Gesellschaft schreibt seit Jahren rote Zahlen: Insgesamt türmten sich die Verluste bis Ende 2023 auf rund 874 Millionen Euro.

Der Bundesrechnungshof warnt deshalb eindringlich: „Unsere Prüfungsfeststellungen zeigen, dass Sie Ihrer Verantwortung im Rahmen Ihrer Beteiligungsführung mehrfach nur unzureichend nachgekommen sind. Sie haben in Ihrer Stellungnahme zugesagt, unsere Empfehlungen weitgehend umzusetzen.“ ...

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24. September 1977 (INES 3) Akw INES Kategorie 3 "Ernster Störfall" Davis Besse, USA


Ein Druckentlastungsventil öffnete sich im Primärkreislauf und Dampf strömte aus.
(Kosten ca. 26,8 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents
 

Wikipedia de

Kernkraftwerk Davis Besse#Störfälle

Am 24. September 1977 öffnete sich ein Druckentlastungsventil im Primärkreislauf, weshalb Dampf ausströmte. Das Personal der Schaltwarte konnte längere Zeit die Situation nicht unter Kontrolle bringen. Es bestand die Gefahr, dass durch den starken Kühlmittelverlust der Kern des Reaktors hätte freigelegt und überhitzt werden können. Bevor es dazu kam, konnte das Ventil wieder geschlossen werden. Einige Jahre später wurde der Störfall der Kategorie 3 auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse zugewiesen ...
 

AtomkraftwerkePlag

Davis-Besse (USA)

Von ursprünglich drei geplanten Einheiten mit je 906 MW Nettoleistung, die die Toledo Edison Company 1968 und 1973 bei Babcock & Wilcox bestellt hatte, wurde nur Davis-Besse-1 realisiert, die beiden anderen Einheiten wurden 1980 verworfen ...

 


23. September


 

PFAS | Ewigkeitsgift von der Deponie

Umweltschützer fordern Currenta zu besserer Reinigung auf

Ewigkeitschemikalie gelangt in Leverkusen in den Rhein

Leverkusen · Auch Deponiesickerwasser im Entsorgungszentrum Bürrig ist mit einer giftigen sogenannten Ewigkeitschemikalie versetzt. Der BUND moniert die Einleitung des Stoffes in Konzentrationen weit über dem Orientierungswert. Currenta soll besser klären.

Was wird aus dem Chempark Leverkusen in welchen Mengen in den Rhein geleitet? Um die Frage geht es – grob gesprochen – seit einiger Zeit beim Umweltverband BUND. Der hatte im Sommer berichtet, dass Chemparkbetreiber Currenta über die Kläranlage in Bürrig den Rhein „mit der Ewigkeitschemikalie PFAS und zahlreichen anderen Schadstoffen“ belaste, unter anderem mit „Pestiziden, deren Anwendung EU-weit verboten ist“. Currenta hatte auf Anfrage unserer Redaktion speziell zum Pestizid Cyproconazol gesagt, das Unternehmen, leite „Abwässer gemäß der gesetzlichen und behördlichen Vorgaben nach entsprechender Reinigung und Aufbereitung sicher über die Kläranlage ein“. Dies sei genehmigt und werde behördlich überwacht. Cyproconazol sei in der EU seit 2021 nicht mehr zur Verwendung zugelassen. „Dies betrifft nicht die Produktion und den Export in Nicht-EU-Staaten“.

Ähnliches, nämlich das Verbot der gesamten PFAS-Gruppe, fordert nun der BUND bis 2030. Die Verursacher der Kontamination mit PFAS müssten finanziell in die Pflicht genommen werden. Dazu zählt der BUND Currenta. Denn: Zwar hatte Ende 2023 der Chemiekonzern Lanxess gemeldet, die PFAS-Produktion in Leverkusen einzustellen. Recherchen „belegen aber eine ganzjährig gleichbleibend hohe Abwasserbelastung in 2024“, berichtete der BUND. „Diese hält an. Der Orientierungswert für PFAS im Abwasser von 35 Gramm pro Tag wird um das Drei- bis Zehnfache überschritten. Im März 2025 überstieg ein Messwert den Level sogar um das Fünfzigfache – fast zwei Kilogramm PFAS pro Tag wurden in den Rhein geleitet.“

Der BUND stellte eine offizielle Anfrage bei der der Bezirksregierung Köln. Die hat reagiert. Demnach soll, so heißt es in einem Medienbericht, das Sickerwasser aus der Deponie in Bürrig einen großen Anteil PFAS enthalten. Der BUND fordert nun laut dem Medienbericht eine besser Vorabfilterung auf dem Weg in die Kläranlage und dort eine weitere Reinigungsstufe ...

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Exporte | Pestizide | Doppelmoral

Gesundheitsgefahren durch Ackergifte

EU exportiert mehr hierzulande verbotene Pestizide

Die Menge habe sich seit 2018 mehr als verdoppelt, sagen Umweltschützer. Ein UN-Beauftragter wirft den Europäern wegen der Ausfuhren Doppelmoral vor.

Die Europäische Union hat massiv die Exporte von Pestiziden gesteigert, die in EU-Ländern wegen inakzeptabler Gesundheits- oder Umweltrisiken verboten sind. Das Volumen habe sich 2024 im Vergleich zur letzten Datenanalyse 2018 ohne das 2020 aus der EU ausgetretene Großbritannien auf fast 122.000 Tonnen mehr als verdoppelt. Das berichteten die konzernkritische Organisation Public Eye und Unearthed, die Investigativabteilung von Greenpeace UK. Deutschland hatte demnach mit 40 Prozent der Ausfuhren den größten Anteil, das meiste von dem Ludwigshafener Konzern BASF. Die EU habe die Pestizide vor allem in Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen verkauft.

„Diese verwerfliche Doppelmoral ist eine Form der Ausbeutung auf den Feldern des Globalen Südens. Während Arbeiter und ihre Familien leiden, machen die Pestizidhersteller Profite“, kritisierte Marcos Orellana, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für giftige Chemikalien und Menschenrechte. „Für die Länder, die verbotene Pestizide herstellen und exportieren, haben Leben und Gesundheit der Menschen in Empfängerländern offenbar nicht dieselbe Bedeutung wie das Wohlbefinden der eigenen Bevölkerung.“

Die Praxis habe einen „rassistischen Unterton“. Auch die Verbraucher in Europa seien „aufgrund von Rückständen verbotener Pestizide in importierten Lebensmitteln gefährdet“, ergänzten die Umweltorganisationen. Solche Einfuhren sind den Verbänden zufolge zudem unfair gegenüber den Landwirten in der EU, die solche Pestizide nicht einsetzen dürfen.

[...] BASF unterstützt keine Exportverbote

Frankreich und Belgien haben bereits nationale Verbote. Das sei ein Grund für den Anstieg der Exporte Deutschlands auf das Sechsfache der Menge von 2018. Der Hersteller Syngenta habe „einen Teil seiner Aktivitäten nach Deutschland verlagert“. In der Ampelkoalition konnten die Grünen kein eigenes Verbot durchsetzen.

Eine BASF-Sprecherin teilte der taz mit, dass der Konzern „keine Exportverbote von Pflanzenschutzmitteln“ unterstütze. Bereits jetzt werde das Zielland über einen potenziellen Import informiert und dürfe diesem widersprechen. Der von BASF exportierte Wirkstoff Glufosinat-Ammonium sei laut den Behörden etwa in den USA, Kanada, Japan und Australien „für Landwirte, Verbraucher und die Umwelt sicher“, wenn er gemäß den Anwendungsbestimmungen eingesetzt wird.

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Don Trumpl | Justitia | Antifa | Angriff der Horrorclowns

Trumps Antifa-Verbot ist brandgefährlicher Blödsinn

Don Trumpl sagt heute dies und morgen das Gegenteil, und er tut alles, um die Situation für alle anderen zu verschlimmern ...US-Präsident Donald Trump verbietet "die Antifa" als "terroristische Organisation". Damit hat er nun freie Hand, Kritiker willkürlich als Terroristen abzustempeln.

Es war ein Schritt, der nicht überraschte: US-Präsident Donald Trump hat die linke Antifa-Bewegung offiziell als "terroristische Organisation" eingestuft. Er unterzeichnete nach Angaben des Weißen Hauses am Montag ein entsprechendes Dekret. Das Problem: Trumps Schritt ist nicht nur unsinnig, er ist auch eine Bedrohung für seine Kritiker.

Denn eine Sache scheinen Konservative diesseits und jenseits des Atlantiks einfach nicht zu begreifen: Die Antifa ist keine Organisation wie ein Kegelverein. Es gibt keine Vorsitzenden, keine Hierarchie, keine Mitgliedschaft. Der weit gefasste Begriff Antifa steht für "antifaschistisch". Laut einer Untersuchung des Forschungsdiensts des US-Kongresses aus dem Jahr 2020 hat die Antifa in den USA keine Führungspersonen und keine Organisationsstruktur auf nationaler Ebene. Vielmehr bestehe sie aus "unabhängigen, radikalen, gleich gesinnten Gruppen und Einzelpersonen".

Bereits in seiner ersten Amtszeit wollte US-Präsident Donald Trump die Antifa als Terrororganisation einstufen. Der damalige FBI-Chef Christopher Wray hatte dem entgegengehalten, die Antifa sei "eine Bewegung oder eine Ideologie" und keine Gruppe. Wie aber will man Ideen oder eine Gesinnung verbieten?

[...] Donald Trump und die Antifa

Die Justiz hat Trump schon mit der Besetzung des Supreme Court auf Linie gebracht. Die US-Demokraten tituliert er permanent als "radikale Linke". Missliebige Medien wie die "New York Times" sehen sich mit Klagen konfrontiert, kritischen TV-Sendern droht Trump mit Lizenzentzug. Maskierte der US-Einwanderungs- und Zollbehörde ICE nehmen willkürlich Menschen auf offener Straße fest. Künftig kann Trump jeden Kritiker als Mitglied der "terroristischen Organisation" Antifa brandmarken. Und wie soll jemand beweisen, nicht zu einer Organisation zu gehören, die es noch nicht einmal als solche gibt? Der Willkür sind Tür und Tor geöffnet. Es ist ein sehr dunkler Weg, auf den Trump die USA führt.

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Klimawandel | Temperaturen | Wasserversorgung

Folge des Klimawandels

Millionen Menschen könnten bald von extremer Wasserknappheit betroffen sein

Bis zum Jahr 2040 droht vielerorts extreme Wasserknappheit, besonders im Mittelmeerraum, in Afrika und Nordamerika. Forscher warnen: Die Zeit zwischen Dürren wird kürzer, Wasserspeicher geraten in Gefahr.

In den kommenden 15 Jahren könnte es wegen des Klimawandels vorwiegend in Städten bestimmter Weltregionen zu extremer Wasserknappheit kommen. Zu diesen Regionen zählen primär der Mittelmeerraum, der Süden Afrikas und Teile Nordamerikas. Bis zum Jahr 2100 könnten 750 Millionen Menschen, davon 470 Millionen in Städten, von extremer Wasserknappheit betroffen sein.

Über diese Prognose berichten Vecchia Ravinandrasana und Christian Franzke von der Pusan National University in Busan, Südkorea, im Fachmagazin »Nature Communications«.

Extremfall Stunde-null-Dürre

Die Analysen stützen sich auf 100 Simulationen mit aktuellen Klimamodellen. Die Forschenden wollten herausfinden, wann in einer Region mit sehr großer Wahrscheinlichkeit – also zu mehr als 99 Prozent – zum ersten Mal eine »Stunde-null-Dürre« auftritt.

Dieser Begriff wurde 2018 geprägt, als die Stadt Kapstadt in Südafrika einen Rationierungsplan für Wasser für den Fall vorlegte, dass die Reserven in den Reservoirs im Laufe des Jahres aufgebraucht sein würden. Weil 2018 doch wieder mehr Regen fiel, musste der Plan nicht umgesetzt werden. Doch Ravinandrasana und Franzke gehen davon aus, dass es in dürreanfälligen Regionen früher oder später zu einer solchen Stunde-null-Dürre kommen wird.

[...] Extreme Trockenheit und heftige Überschwemmungen traten im Jahr 2024 laut dem Bericht »State of Global Water Resources« der Weltorganisation für Meteorologie oft gleichzeitig in verschiedenen Regionen auf, etwa in Südamerika, Afrika, Nordamerika und Europa. Eine Ursache ist der Klimawandel, der zu höheren Temperaturen und damit zu verstärkter Verdunstung und intensiveren Regenfällen führt.

Gletscher weltweit verlieren seit Jahren an Volumen, was die Wasserverfügbarkeit langfristig gefährdet. Die Autorinnen und Autoren des Berichts warnen, dass das, was früher als Ausnahme galt, heute vielerorts zur Regel geworden ist, und fordern einen effizienteren Umgang mit Wasser.

Indem Menschen Regenwasser nutzen, Wasser wiederverwenden, Speichermöglichkeiten ausbauen und effizienter mit Wasser umgehen, lässt sich dazu beitragen, die Versorgung zu sichern.

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Argentinien | Korruption | Javier „no mercy“ Milei | Staatsschulden

Warum Trump jetzt seinem Kumpel Milei helfen muss

Das libertäre Wirtschaftsexperiment des argentinischen Präsidenten Javier Milei befindet sich in Nöten.

Vor rund 120 Jahren hat Joseph Conrad seinen Roman «Nostromo» veröffentlicht. Er spielt in einem fiktiven südamerikanischen Staat, der jedoch grosse Ähnlichkeiten zu Argentinien aufweist, und er hat eine deprimierende Botschaft: Das Land befindet sich in einer Endlosschleife von Krisen, Sozialrevolutionäre und Kapitalisten scheitern gleichermassen.

Leider sollte Conrad mit seinem fiktiven Argentinien bis heute Recht behalten. Obwohl das Land mit natürlichen Reichtümern gesegnet ist und einst zu den sechs reichsten Nationen der Welt gehörte, fällt es seit Jahrzehnten von einer Krise in die nächste. Entweder stürzen linke Peronisten das Land in eine Hyperinflation, oder libertäre Fanatiker treiben die eh schon hohe Armut mit einer absurden Sparpolitik in unerträgliche Höhen.

Anfänglich hatte Milei Erfolg

Derzeit ist Javier Milei Präsident Argentiniens. Er gehört ins Lager der Ultra-Libertären. Um die grassierende Inflation in den Griff zu bekommen, wollte er gar den Dollar als Landeswährung einsetzen. Davon hat er gelassen, nicht jedoch von einem harten Sparprogramm, der Streichung vieler Sozialprogramme und der Entlassung von Staatsangestellten in grossem Stil.

Anfänglich konnte Milei damit durchaus Erfolge verbuchen. Die Inflation nahm rapide ab, erstmals konnte im Staatshaushalt gar ein kleiner Primärüberschuss (Differenz von Einnahmen und Ausgaben ohne Berücksichtigung der Zinszahlungen) vermeldet werden. Argentinien wurde so über Nacht vom Sorgenkind zum Vorbild, zumal Milei wie Elon Musk in den USA mit der Kettensäge gegen die Bürokratie vorging.

[...] Angesichts dieser Entwicklung tut Donald Trump etwas, was er eigentlich nicht tut: Er hilft einem anderen Land. Heute trifft er Milei, um mit ihm die Details der Unterstützung zu besprechen. Finanzminister Scott Bessent hat im Vorfeld bereits durchblicken lassen, wie sie aussehen könnte. Er lasse abklären, ob Hilfe via «Swap-Linien (fragt nicht), direkte Devisenaufkäufe oder Käufe von in Dollar notierten Staatsschulden» erfolgen solle.

[...] Es gab eine Zeit, in der der ehemalige deutsche Finanzminister Christian Lindner und andere Liberale davon sprachen, auch wir müssten «mehr Musk und Milei» wagen. Dieses Zitat ist schlecht gealtert. Elon Musk und sein grossmaulig angekündigtes Sparprogramm haben sich als Luftnummer erwiesen. Javier Milei muss derweil bangen, wie lange ihm Trump noch unter die Arme greifen wird. Und selbst das könnte nicht reichen. «Mr. Trumps Dollars werden ihn nicht retten», stellt der «Economist» lakonisch fest.

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Don Trumpl | Windpark | Orsted kann weiterbauen

Strom für 350.000 Haushalte

Dänischer Windpark-Betreiber siegt vor Gericht gegen Trump

Kurz vor der Fertigstellung eines Windparks vor Rhode Island stoppt die US-Regierung den Bau. Eine klare Begründung gibt es nicht. Nun hebt ein Gericht die Entscheidung auf und unterstellt der US-Administration Willkür. Der US-Präsident geht konsequent gegen den Ausbau erneuerbarer Energie vor.

Der dänische Energiekonzern Orsted hat im Streit um ein fast fertiggestelltes Windkraftprojekt in den USA einen juristischen Sieg gegen die Regierung von Präsident Donald Trump errungen. Ein Bundesrichter in Washington hob einen von der Regierung im August verhängten Baustopp für das Projekt "Revolution Wind" auf. Richter Royce Lamberth bezeichnete die von der Regierung Wochen nach dem Stopp nachträglich vorgebrachten Erklärungen als "Höhepunkt willkürlichen und launenhaften" Regierungshandelns.

Lamberth begründete seine einstweilige Verfügung damit, dass dem Projekt ein "irreparabler Schaden" drohe und eine Investition von fünf Milliarden Dollar gefährdet sei. "Wenn 'Revolution Wind' die Fristen nicht einhalten kann, könnte das gesamte Projekt scheitern", sagte er. Ein Sprecher von Orsted teilte mit, das Unternehmen werde die betroffenen Bauarbeiten so schnell wie möglich wieder aufnehmen. Man werde sich weiterhin um eine Zusammenarbeit mit der US-Regierung bemühen. Das Projekt befindet sich rund 24 Kilometer vor der Küste des Bundesstaates Rhode Island und soll nach seiner Fertigstellung Strom für 350.000 Haushalte liefern.

[...] Am 22. August hatte das Innenministerium den Baustopp für das nun von dem Gericht wieder freigegebene Orsted-Projekt angeordnet. Begründet wurde dies zunächst mit nicht näher bezeichneten Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit. Später hieß es, Orsted habe gewisse Vorgaben nicht erfüllt ...

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23. September 1983INES Kategorie 4 "Unfall"  (INES 4) Nuklearzentrum Constituyentes, Buenos Aires, ARG

Am 23. September 1983 kam es im Nuklearzentrum Constituyentes aufgrund eines Bedienungsfehlers bei der Rekonfiguration des Forschungsreaktors RA-2 zu einer Kernschmelze, bei der insgesamt 18 Personen verstrahlt wurden; einer der Reaktortechniker starb zwei Tage später an den erlittenen Strahlenschäden.
(Kosten ca. 76 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents
 

Wikipedia es

Übersetzung https://www.DeepL.com/Translator

Accidente nuclear del reactor RA-2

Der nukleare Unfall des Reaktors RA-2, der sich am Freitag, dem 23. September 1983, in Argentinien ereignete, geht auf ein schweres menschliches Versagen bei der Bedienung zurück, das eine Leistungsexkursion im Forschungsreaktor RA-2 auslöste. Der Reaktor befand sich im Centro Atómico Constituyentes, einer Abteilung der Comisión Nacional de Energía Atómica (CNEA). Es handelt sich um den bisher schwersten Unfall in der Geschichte der argentinischen Nuklearentwicklung mit tödlichen Folgen für den mit den Tests beauftragten Techniker. Darüber hinaus wurden 17 weitere Personen je nach Entfernung vom Unfallort unterschiedlich stark verstrahlt ...

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22. September


 

Energiewende | Arbeitsplätze | Ausbauziele

Abwürgen der Energiewende

Reiche bremst Wachstumsbranche

Durch den Kurswechsel der Wirtschaftsministerin in der Energiepolitik bleiben 65 Milliarden Euro an Investitionen aus. Das zeigt eine Studie.

Berlin taz | Bis zum Jahr 2030 dürfte der Ausbau der erneuerbaren Energien um bis zu 25 Prozent niedriger ausfallen als bislang geplant, wenn Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) ihren geplanten Kurswechsel in der Stromversorgung tatsächlich umsetzen kann. Davon geht der Energieversorger Green Planet Energy aus. Das Unternehmen rechnet damit, dass private Investitionen in Höhe von 65 Milliarden Euro nicht erfolgen werden. Green Planet Energy wurde von Greenpeace gegründet und hat die Rechtsform einer Genossenschaft.

In der vergangenen Woche hat Reiche den lang erwarteten Monitoringbericht zur Energiewende und einen 10-Punkte-Plan für ihr weiteres Vorgehen vorgestellt. Dem Gutachten zufolge wird der Strombedarf im Jahr 2030 nicht wie bislang prognostiziert bei 750 Terawattstunden, sondern zwischen 600 und 700 liegen.

Reiche hat erklärt, von einem Bedarf am unteren Rand dieser Prognose auszugehen. Am Ziel, dass im Jahr 2030 der Strom zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen soll, hält sie fest – in absoluten Zahlen bedeutet das aber weniger Kapazitäten. Die Ministerin begründet ihr Vorgehen damit, dass bei der Energiewende mehr Kosteneffizienz erforderlich sei.

Laut einer Untersuchung des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auftrag von Green Planet Energy bremst die Senkung der absoluten Ausbauziele das Wachstum in der Energiebranche ab. Die bisherigen Ausbauziele würden private Investitionen in Höhe von 260 Milliarden Euro in Wind- und Solarkraft sowie Biomasse bewirken. Bei einem um ein Viertel reduziertem Ausbau würden 65 Milliarden Euro weniger an Investitionen getätigt und deshalb 65.000 neue Arbeitsplätze weniger entstehen als mit den bisherigen Zielen ...

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Laufzeitverlängerung | Atomstromanteil | WNISR Status Report 2025

Atomstromanteil weltweit neuerlich gesunken

Faktenbasierter Report entlarvt die Märchen der Atomlobby

Während in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, die Atomindustrie sei auf dem Vormarsch, sinkt der Atomstrom-Anteil von Jahr zu Jahr. Der heute in Rom präsentierte WNISR bietet allen die Möglichkeit, anhand der Fakten ein realistisches Bild zu zeichnen.

Immer häufiger sind Schlagzeilen zu lesen wie "Rückkehr der Atomenergie: Warum Kernkraft plötzlich wieder ein Thema ist", "Das Tabu bricht - wo die Atomkraft ihr Comeback erlebt", "Mini-Atommeiler - bricht die Industrie in eine neue Epoche auf?" oder "Europas neue Atomwelle rollt". Diese Beispiele aus österreichischen und deutschen Medien der vergangenen Wochen zeichnen das Bild einer wachsenden, gar einer vor Durchbrüchen stehenden Industrie.

Die Realität sieht ganz anders aus und ist anhand von harten, überprüfbaren Zahlen und Daten dem jährlich erscheinenden World Nuclear Industry Status Report (WNISR) zu entnehmen:

"Auch 2024 ist der Anteil von Atomstrom an der weltweiten Stromerzeugung wieder gesunken - um 0,13 Prozentpunkte - und liegt bei ziemlich genau 9 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit vier Jahrzehnten und liegt mehr als 45 Prozent unter dem Höchststand von 17,5 Prozent im Jahr 1996 ...

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Fossile | Erderwärmung | Weltklimakonferenz | Fördermengen

Steigende Fördermengen

Pläne für Kohle, Gas und Öl sprengen laut Forschern das Zwei-Grad-Ziel

Die größten Förderländer steigern die Produktion fossiler Brennstoffe immer noch. Internationale Forschungsinstitute warnen: So wird das nichts mit der Begrenzung der Erderwärmung.

Zehn Jahre nach dem Pariser Weltklimaabkommen übersteigen die weltweit geplanten Fördermengen an Kohle, Öl und Gas noch immer deutlich das zur Eindämmung des Klimawandels vertretbare Maß. Wie aus einem Bericht führender Forschungsinstitute um das Stockholm Environment Institute (SEI) hervorgeht, ist die Kluft zwischen der beabsichtigten und der nach dem Abkommen zulässigen Produktion fossiler Brennstoffe zuletzt sogar noch gewachsen.

Demnach planen 20 große Länder, ihre Fördermengen bis zum Jahr 2030 zu steigern. Damit würden insbesondere mehr Kohle und Gas aus der Erde geholt, als die Staaten sich noch 2023 vorgenommen hatten.

Der daraus folgende Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen wie CO₂ läge laut dem »Production Gap Report« um 120 Prozent höher, als mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit vereinbar wäre. Selbst eine Erwärmung um zwei Grad werde mit dem Öl-, Gas- und Kohlerausch deutlich verfehlt: Dafür sei die geplante Produktion um 77 Prozent zu hoch.

Dies gefährde die globalen Klimaziele, warnen die beteiligten Forscher. Für Öl und Gas ist im Unterschied zu Kohle auch langfristig keine Umkehr erkennbar.

[...] Die nächste Weltklimakonferenz findet Mitte November in Belém in Brasilien statt. Das Gastgeberland zählt neben Saudi-Arabien, den USA, Nigeria und Kanada zu den analysierten Ländern, die ihre Ölförderung aktuell besonders stark ausweiten. Bei Erdgas zeigen sich Russland, Katar und die USA besonders expansiv. Vor allem Indien setzt wieder stärker auf Kohle, während die USA, China und Indonesien ihre Produktion deutlich herunterfahren – in kleinerem Maßstab auch Deutschland, dessen Kohleausstieg und Weg zu überwiegend erneuerbaren Energien in dem Bericht als Positivbeispiele genannt werden.

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Israel | BenJaNimm NetanjahuPalästina | Zweistaatenlösung

Die Anerkennung Palästinas ist eine kaum überbietbare Heuchelei

Starmer & Co. anerkennen einen palästinensischen Staat. Das ist für die Galerie. Denn sie liessen und lassen Netanyahu freien Lauf.

Grossbritannien, Frankreich, Belgien, Portugal, Kanada und Australien haben Palästina soeben als Staat anerkannt oder angekündigt, dies im Rahmen der bevorstehenden UN-Generalversammlung zu tun.

Die gleichen Staaten haben jahrelang zugeschaut, wie Israel mit einer Besiedlungspolitik das Westjordanland zerstückelte und eine Zweistaatenlösung damit sabotierte: Reagiert hatten sie mit mahnenden Worten, aber mit keiner einzige Tat. Keine Sanktionen, keine Zölle. Im Gegenteil: Sie verkauften Israel weiterhin Güter, die Israel auch für die Rüstung verwenden konnte.

Seit Monaten schauen diese westlichen Regierungen ebenfalls mit verschränkten Armen zu, wie Israel in Gaza ein Kriegsverbrechen nach dem anderen begeht: ethnische Vertreibung im grossen Stil, systematische Missachtung des humanitären Völkerrechts.

Netanyahus Rachefeldzug hat bereits über 60’000 Tote gefordert, doppelt so viele Schwerverletzte – darunter unzählige Kinder, Frauen und Alte. Über 80 Prozent aller Häuser in Schutt und Asche. Hunger, Seuchen, traumatisierte Generationen.

[...] Erst seit 2011 können alle Israelis ohne Visum in den Schengenraum einreisen, obwohl Israel nicht Mitglied des Schengenraums ist. Allein schon eine Wiedereinführung der Visumspflicht würde in Israel massiven innenpolitischen Druck erzeugen.

Der stärkste Hebel liegt freilich in Washington. Ein Stopp der US-Waffenlieferungen brächte Netanyahus Regierung rasch zum Einlenken.

Fazit: Wer heute grossspurig von Anerkennung eines palästinensischen Staates oder einer Zweistaatenlösung schwadroniert, ohne gleichzeitig zu Sanktionen, Zöllen oder Visumspflicht zu greifen, ist nicht Friedensstifter, sondern Komplize.

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PFAS | Plastik | Bisphenol | Phthalate

Forschungsteam warnt vor Gefahr für Kinder durch Plastik in der Umwelt

Eine Studie deutet darauf hin, dass Plastikprodukte IQ-Verlust, Hormonstörungen und Herzprobleme verursachen. Forscher fordern strengere Regulierungen von der Politik.

Der frühe Kontakt mit Chemikalien aus Kunststoffen kann erhebliche Gesundheitsrisiken bis ins Erwachsenenalter hinein nach sich ziehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung von Hunderten aktuellen Studien, die in der Fachzeitschrift The Lancet Child & Adolescent Health erschienen ist. Kinder seien akuter Gefahr durch Plastik in der Umwelt ausgesetzt.

Die Übersichtsarbeit betrachtet unter anderem drei Stoffklassen im Plastik: Phthalate, die Kunststoffe flexibel machen, Bisphenole, die für Festigkeit sorgen, und per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die Materialien hitzebeständig und wasserabweisend machen.

Diese Chemikalien stecken etwa in Alltagsprodukten wie Lebensmittelverpackungen, Kosmetika oder Papierbelegen, wie Studienleiter Leonardo Trasande, Professor für Pädiatrie an der NYU Grossman School of Medicine in New York mitteilte. Beispielsweise beim Erhitzen von Plastik in der Mikrowelle könnten Mikroplastik und Nanopartikel freigesetzt und verschluckt werden.

IQ-Verlust, Hormonstörung, Herzprobleme

Es gebe robuste Hinweise darauf, dass Substanzen aus Plastikprodukten Erkrankungen in mehreren Organen begünstigen und die Funktion von Hormonen stören, schreibt das Team mit Verweis auf Studien im Labor und mit Menschen. Zudem werde die Belastung durch Giftstoffe aus dem Plastik mit Störungen im Nervensystem, reduzierter Fruchtbarkeit und IQ-Verlust in Verbindung gebracht. Es gebe auch mögliche Zusammenhänge der Chemikalien mit langfristigen Erkrankungen wie Herzproblemen, ADHS, Fettleibigkeit oder niedrigem Geburtsgewicht.

[...] Politisch fordern die Experten strengere Regulierungen. Erst im August hatte die Staatengemeinschaft in Genf erneut über einen globalen Plastikvertrag verhandelt. Mehr als 100 Staaten setzten sich für verbindliche Produktionsobergrenzen ein. Ein Abkommen kam jedoch nicht zustande. Die Sitzung wurde vertagt. 

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22. September 1980INES Kategorie 3 "Ernster Störfall"  (INES 3 NAMS 1,6) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

Korrosion im Magnox-Lagersilo des Gebäudes B38 führte zur Freisetzung von 2 TBq Plutonium.
(Kosten ca. 55 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents
 

Die Nukleare Kette

Sellafield/Windscale, Großbritannien

Die größte zivile und militärische Atomanlage Europas steht in Sellafield. Während hier in der Vergangenheit Plutonium für das britische Atomwaffenprogramm produziert wurde, dient der Standort heute als Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll. Der Großbrand von 1957 sowie zahlreiche radioaktive Lecks kontaminierten die Umwelt und setzten die Bevölkerung erhöhten Strahlenwerten aus ...
 

AtomkraftwerkePlag

Sellafield (ehemals Windscale), Großbritannien

Im November 2001 wurde vom Europäischen Parlament eine Studie zu den möglichen toxischen Auswirkungen der Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague (Frankreich) und Sellafield veröffentlicht, die von WISE/Paris unter der Leitung von Mycle Schneider verfasst wurde. Deren Resümee war, dass bis zu diesem Zeitpunkt auf beide Standorte die höchste vom Menschen je verursachte Freisetzung von Radioaktivität zurückzuführen war, vergleichbar einem großen Atomunfall in jedem Jahr. Die Freisetzung radioaktiver Substanzen war möglicherweise doppelt so hoch wie die nach der Katastrophe von Tschernobyl. In der Umgebung beider Standorte wurde ein deutlicher Anstieg der Leukämie-Fälle festgestellt; es wird als möglich angesehen, dass die radioaktiven Emissionen aus beiden Anlagen dazu beigetragen haben. In Sellafield sind signifikante Konzentrationen von Radionukliden in Nahrungsmitteln, Sedimenten in Flora und Fauna entdeckt worden. Festgestellt wurden Carbon-14, Cäsium-137, Cobalt-60, Jod-129, Plutonium, Strontium-90, Technetium-99, letzteres mit 214.000 Jahren Halbwertzeit ...

Laut einem Bericht vom Oktober 2018 soll die Stilllegung von Sellafield 2120 abgeschlossen werden. Die Kosten werden auf 121 Mrd. £ geschätzt ...

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21. September


 

Demokratie | Don Trumpl | Meinungsfreiheit | Justitia | Angriff der Horrorclowns

Justiz soll "Feinde verfolgen"

Top-Demokrat sieht USA auf dem "Weg zur Diktatur"

Don Trumpl sagt heute dies und morgen das Gegenteil, und er tut alles, um die Situation für alle anderen zu verschlimmern ...Der einflussreiche Demokrat Chuck Schumer warnt vor einer Diktatur in den USA. Der Minderheitsführer im Senat wirft Präsident Trump vor, das Justizministerium für politische Verfolgung zu missbrauchen. Anlass ist ein brisanter Social-Media-Post des Präsidenten.

Der Minderheitsführer der US-Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sieht die USA auf dem "Weg zur Diktatur". Schumer sagte dem Sender CNN, Präsident Donald Trump verwandele das US-Justizministerium in ein "Instrument, das seine Feinde verfolgt, egal ob sie schuldig sind oder nicht". Er fügte hinzu: "Das tun Diktaturen."

Trump hatte Justizministerin "Pam" in seinem Onlinedienst Truth Social aufgerufen, gegen bestimmte politische Gegner vorzugehen. Politiker der Demokratischen Partei hätten ihn zweimal einem Amtsenthebungsverfahren ausgesetzt und ihn fünfmal vor Gericht gestellt. Dies sei "ohne Grund" geschehen, schrieb der Präsident. "Gerechtigkeit muss jetzt hergestellt werden!!!", forderte er.

Ex-FBI-Chef im Visier von Trump

In dem Social-Media-Beitrag nennt der Präsident unter anderem den früheren FBI-Direktor James Comey. Dieser hatte in Trumps erster Amtszeit zu russischer Einflussnahme auf die US-Wahlen 2016 ermittelt und mögliche Verbindungen zwischen Moskau und Mitgliedern aus Trumps Wahlkampfteam untersucht.

Zudem werden Adam Schiff und Letitia James genannt: Der damalige Abgeordnete Schiff spielte eine prominente Rolle bei den Anstrengungen der Demokraten, Trump des Amtes zu entheben. Er war außerdem Mitglied im Untersuchungsausschuss zur Kapitol-Erstürmung durch Trump-Anhänger und ist inzwischen US-Senator. Letitia James ist die Generalstaatsanwältin von New York, die einen aufsehenerregenden Betrugsprozess gegen Trump anstrengte. Der Republikaner sah darin eine politische Kampagne ...

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Verbrenner | AutobahnÖPNV | Deutschlandticket

Ticket ohne Transparenz, Busse und Bahnen ohne Form und Autobahnen ohne Geld

Mit dem Gerede von Technologieoffenheit beim Verbrenner soll nur der Status quo in die Zukunft verlängert werden, kritisiert Andreas Knie, Mobilitätsforscher und Mitglied im Herausgeberrat von Klimareporter°. Die jüngste Preiserhöhung macht das Deutschlandticket für ihn endgültig kaputt.

Klimareporter°: Herr Knie, die Verkehrsminister von Bund und Ländern haben sich geeinigt, den Preis fürs Deutschlandticket ab 2026 auf 63 Euro monatlich zu erhöhen und damit um fast neun Prozent. Welche Zukunft hat das Ticket dann?

Andreas Knie: Die neuerliche Erhöhung macht den Reiz des Deutschlandtickets endgültig kaputt. Klar, mit Bussen und Bahnen quer durch Deutschland zu fahren, bleibt auch für 63 Euro attraktiv – aber nur für diejenigen, die bereits Kunden des öffentlichen Verkehrs sind.

Und diese Menschen fahren auch mehr als früher. Neukunden kommen aber gar nicht mehr, Gelegenheitsfahrer auch immer weniger. Die Idee des Deutschlandtickets, durch radikale Einfachheit und einen radikal günstigen Preis völlig neue Kundengruppen zu erschließen, hat sich jetzt erledigt.

Und dabei ist gar nicht klar, ob die Mindereinnahmen nicht durch die Mehrverkäufe überkompensiert wurden. Mit günstigeren Preisen würde viel mehr Geld in die Kassen kommen. Aber das wollte keiner hören.

Eine transparente Abrechnung über die bisherigen Gewinne und Verluste des Deutschlandtickets hat den Verkehrsministern bei ihrer Entscheidung jedenfalls nicht vorgelegen. Insofern ist die Zukunft des Deutschlandtickets mehr als düster.

Mittlerweile setzen sich nicht nur Bundeskanzler Merz und Bayerns Ministerpräsident Söder für ein Aufweichen des sogenannten Verbrennerverbots der EU ab 2035 ein, sondern auch SPD‑Politiker und die Gewerkschaft IG Metall. Wäre denn die geforderte "Technologieoffenheit" eine Hilfe für die deutsche Autoindustrie?

Die berühmte Technologieoffenheit gibt es längst. Wenn ein Verbrennungsmotor CO2-frei zu betreiben ist, darf er auch nach 2035 weiter eingebaut werden.

Das Gerede von der Technologieoffenheit will genau das Gegenteil. Mit den politischen Statements von Merz und Söder soll lediglich der Status quo des jetzigen Technikstandards eingefroren und möglichst weit in die Zukunft verlängert werden – und das aus einem einzigen Grund: um die Profite der Autokonzerne abzusichern ...

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Vereinigte Staaten | Transplantation | Organspende 

Organspende-Skandal in den USA

Die Untersuchung in nur einer einzigen Region zeigte: Mindestens 28 Personen waren bei der Organentnahme nicht tot.

Im Juli veröffentlichte die «New York Times» eine Recherche, die das Drehbuch für einen Horrorfilm sein könnte. Medien im deutschsprachigen Raum berichteten bisher kaum darüber.

  • Im Frühling 2024 öffneten Chirurgen in Alabama den Brustkorb einer 42-Jährigen, die für tot erklärt worden war. Die Ärzte wollten der Verstorbenen Organe für die Organspende entnehmen. Doch als sie das Brustbein zersägt hatten, sahen sie: Ihr Herz schlug und pumpte Blut durch den Körper. Nun fiel ihnen auch auf, dass sie zu atmen schien. Die Chirurgen stoppten und verliessen den Raum. Ein anderer Arzt nähte den Brustkorb zu. Möglicherweise erhielt die Patientin noch Narkosemittel. Zwölf Minuten später wurde sie zum zweiten Mal für tot erklärt. Der Mutter wurde lediglich mitgeteilt, dass die Organe ihrer Tochter nicht verwendet worden seien. Welcher Horror sich im Operationssaal zugetragen hatte, erfuhr die Mutter erst über ein Jahr später im Zuge der Recherche der «New York Times» (NYT).
  • In Miami begann ein Mann zu weinen und auf den Beatmungsschlauch zu beissen, als er für die Organentnahme vorbereitet wurde. Ärzte gaben ihm starke Schlafmittel, stellten die lebenserhaltenden Maschinen ab, warteten, bis er tot war und entnahmen seine Organe für die Transplantation,
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[...] US-Regierung trug zum Skandal bei

55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen aus 19 US-Bundesstaaten sagten dem Rechercheteam der «New York Times» (NYT), sie hätten mindestens einen «verstörenden» Fall bei einer Organspende nach Herzstillstand erlebt. Dutzende von Mitarbeitern bei Organbeschaffungs-Organisationen sagten, dies liege am finanziellen Druck, den die US-Regierung ausübte ...

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Erneuerbare | Energiewende | Bayern | Windenergie

Militär und Netzengpässe bremsen Bayerns Windkraft aus

Jahrelang herrschte bei den Anträgen für Windräder in Bayern flaute. Seitdem das CSU-Gesetz weg ist, erlebt der Markt eine neue Dynamik. Doch die Zeit der Probleme ist damit noch nicht vorbei.

München (dpa/lby) - Trotz einer Zunahme an Genehmigungsanträgen für Windkraftanlagen kommt der Ausbau in Bayern weiterhin nur schleppend voran. Zwar wurden im vergangenen Jahr 280 Anträge und in den ersten vier Monaten dieses Jahres 107 Anträge genehmigt. Dem gegenüber stehen bis Ende August lediglich zehn neue Windkraftanlagen, die 2025 neu ans Netz gingen. Dies geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen im Landtag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Von 2010 bis einschließlich April 2025 wurden 1.783 Windräder mit einer Leistung von rund 6,5 Gigawatt beantragt. Im Zeitraum von 2010 bis Juni 2025 gingen aber nur 850 Anlagen mit rund 2,3 Gigawatt in Betrieb.

Netzengpässe bremsen Windräder

Die Datensammlung des Ministeriums erlaubt einen genauen Einblick in die praktischen Umsetzungsprobleme, mit denen Antragsteller für neue Windenergieanlagen (WEA) in Bayern konfrontiert sind: Allein in Mittelfranken warten 438 WEA auf eine Möglichkeit, den gewonnenen Strom überhaupt in das Stromnetz einspeisen zu können. Auch in Oberbayern (27 WEA) und Unterfranken (30 bis 50) gibt es derartige Probleme mit Netzengpässen.

Flaschenhals Militär

Ein weiterer Flaschenhals zeigt sich den Angaben zufolge bei Projekten, die im Umfeld von militärisch genutzten Gebieten entstehen sollen. Für 418 Windkraftanlagen gibt es noch keine Lösung - bei einigen Projekten sei das Verfahren aber noch "in Bearbeitung". Für 289 Anlagen konnte eine Lösung oder zumindest eine Teillösung gefunden werden. Unter anderem sorgen hohe Rotorhöhen oft für Probleme, weil dadurch Tiefflugstrecken gestört werden können.

"In Bayern stockt es mit dem Ausbau der Windkraft an allen Ecken und Enden", sagte der energiepolitische Sprecher der Landtagsgrünen, Martin Stümpfig. Zwar würden endlich die Antragszahlen steigen, "den neu beantragten Windrädern stehen aber eine Vielzahl von Hürden gegenüber, welche die bayerische Staatsregierung in keiner Weise abbaut" ...

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Frankreich | Atommüll | Endlager | ANDRA - Cigéo - Bure

Proteste gegen geplantes Endlager für Atommüll in Ostfrankreich

In Ostfrankreich haben am Samstag hunderte Menschen gegen den Bau eines Endlagers für Atommüll nahe der deutschen Grenze protestiert. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich etwa 2000 Menschen an der Demonstration im Dorf Bure in der Region Lothringen. Die Behörden sprachen von rund 700 Demonstranten.

Die Behörde Andra, die in Frankreich für die Entsorgung radioaktiver Abfälle zuständig ist, will in Bure ein Endlager für hochradioaktiven Müll aus den französischen Atomkraftwerken bauen. "Raus, Andra", riefen die Demonstranten in Bure, die hinter einem Banner mit der Aufschrift "Demo für die Zukunft" durch den Ort marschierten.

Nach Angaben der Lokalbehörden beteiligten sich etwa 200 weitere Menschen an einem nicht genehmigten Protestzug in der Nähe. Viele von ihnen waren vermummt und attackierten Polizeibeamte mit Wurfgeschossen. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein. Die französische Gendarmerie teilte mit, bei Kontrollen seien "Waffen und gefährliche Materialien" gefunden worden.

Der seit 1991 geplante Bau des Endlagers, das etwa 150 Kilometer von Saarbrücken entfernt in einer schwach besiedelten Region entstehen soll, ist seit Jahrzehnten heftige umstritten. Mit dem Baubeginn wird nach derzeitigem Stand Ende 2027 oder Anfang 2028 gerechnet. Die ersten Behälter mit Atommüll könnten dann ab 2050 unter die Erde gebracht werden ...

 


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Aktuelles+

21. September 2025

Vereinte Nationen | Abkommen zum Schutz der Weltmeere

Internationale Gewässer

Uno-Schutzabkommen der Hochsee kann in Kraft treten

15 Jahre Verhandlungen, weitere 2,5 Jahre für nötige Beitritte: Ein historisches Abkommen, das die Weltmeere schützen soll, hat eine weitere Hürde genommen.

Das internationale Abkommen zum Schutz der Hochsee kann in Kraft treten, nachdem ihm mindestens 60 Staaten beigetreten sind. Zuletzt waren Marokko und Sierra Leone hinzugekommen. Es schafft unter anderem die Grundlagen für die Ausweisung großer Schutzgebiete auf hoher See und für Umweltverträglichkeitsprüfungen vor bestimmten Eingriffen in die Meeresumwelt.

Im März 2023 hatten sich mehr als 160 Staaten in New York nach langem Ringen auf das Abkommen geeinigt, die Verhandlungen hatten 2008 begonnen. Mit der ausreichenden Zahl an Ratifikationen kann der Vertrag nach Angaben der Vereinten Nationen nun in 120 Tagen, am 17. Januar 2026, in Kraft treten. Deutschland hat den Vertrag ebenso wie die USA zwar unterschrieben, ihn aber bisher nicht ratifiziert. Dazu ist in Deutschland ein neues Gesetz nötig.

Entscheidende Rolle für die Gesundheit des Planeten

»Die hohe See ist der mit Abstand größte Lebensraum der Erde. Sie umfasst 64 Prozent der Oberfläche der Weltmeere und 95 Prozent ihres Volumens«, erklärte der Meeresexperte Stefan Hain nach Abschluss des Abkommens 2023 im SPIEGEL.

Umweltorganisationen äußerten sich positiv. «Der Vertrag ist das erste rechtlich bindende internationale Abkommen zum Schutz des marinen Lebens in der hohen See«, schreibt die High Seas Alliance, ein Netzwerk von Umweltorganisationen. Die Hochsee spiele eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des Planeten. Die Bestimmungen seien entscheidend für die Erreichung globaler Biodiversitätsziele, wie etwa 30 Prozent der Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen.

»Das ist ein Meilenstein, und doch erst der Anfang«, sagte Johannes Müller, von OceanCare. »Der Ozean kennt keine Grenzen, und das sollte auch für unsere Bemühungen gelten, das Abkommen wirksam umzusetzen, damit es konkrete Vorteile für die Meeresökosysteme und die in und von ihnen lebenden Gemeinschaften bringt.« Die Regierungen müssten nun weiterhin zusammenarbeiten. »Sie müssen die für die Umsetzung dieses historischen Abkommens erforderlichen Institutionen und Verfahren schaffen, die einen dauerhaften Schutz der marinen Biodiversität gewährleisten.« Russ Feingold von der Campaign for Nature sagte, in dieser schwierigen Zeit der internationalen Beziehungen sei dies ein wichtiger Erfolg, der zeige, dass die internationale Gemeinschaft weiterhin in der Lage sei, Großes zu erreichen.

 


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Hintergrundwissen

Die Karte der nuklearen Welt

 
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Die "Interne Suche"

Vereinte Nationen | Abkommen zum Schutz der Weltmeere

17. September 2025 - Studie zur Fischerei in EU-Gewässern - Bestände am Ende

2. Juli 2025 - Erdgasfeld vor Borkum: Bundeskabinett stimmt für umstrittenes Abkommen zur Erdgasförderung

8. Juni 2025 - Steigender Meeresspiegel - 200 Küstenorte schließen Klima-Bündnis

19. März 2025 - Weltwetterorganisation: Folgen des Klimawandels laut UN-Report teils längerfristig unumkehrbar

8. Januar 2025 - UN-Reform 2025: Neue Charta für eine neue Weltordnung

31. Januar 2025 - Grön­land, Geo­po­litik und freie Fahrt durch die Arktis

3. April 2023 - Hurra, wir lassen die Ozeanzirkulation kollabieren!

9. Mai 2022 - Klimawandel - Ozeane verlieren ihr Gedächtnis
 

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Die Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume!

https://www.ecosia.org/search?q=Meeresschutz+Abkommen

https://www.ecosia.org/search?q=Vereinte%20Nationen+Reform
 

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Deutsche Stiftung Meeresschutz

Biodiversity Beyond National Jurisdiction (BBNJ)

BBNJ-Abkommen zum Schutz der Hohen See wird in Kraft treten!

Dank der 60. Ratifizierung kann das BBNJ-Abkommen (High Seas Treaty/UN-Hochseeschutzabkommen) Mitte Januar 2026 in Kraft treten (120 Tage nach Hinterlegung der 60. Ratifizierungsurkunde). Nachdem kurz vor Ende der Ratifizierungsfrist (20.09.2025) vier weitere Staaten – Sri Lanka, St. Vincent und die Grenadinen, Sierra Leone und Marokko – ihre Ratifizierungsurkunden bei den Vereinten Nationen hinterlegten, hat das BBNJ-Abkommen den Meilenstein von 60 Ratifizierungen erreicht, die für sein Inkrafttreten erforderlich sind. Die EU hat es ebenfalls ratifiziert.

Deutschland dagegen will sich noch Zeit lassen und diese erst 2026 auf den Weg bringen.145 Länder haben das BBNJ bislang unterzeichnet ...
 

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Greenpeace

Das UN-Hochseeschutzabkommen – eine Chance für die Meere

Nach fast 20 Jahren Einsatz für den Meeresschutz haben sich die UN 2023 auf ein internationales Hochseeschutzabkommen geeinigt. Nun läuft die Ratifizierung.

Der 4. März 2023 geht im Einsatz für den Meeresschutz in die Geschichte ein: Die UN einigten sich auf ein globales Hochseeschutzabkommen. Im September 2023 haben die ehemaligen Ministerinnen Annalena Baerbock und Steffi Lemke (beide Grüne) im Auftrag der deutschen Bundesregierung das UN-Hochseeschutzabkommen unterzeichnet, das der Generalversammlung der Vereinten Nationen vorgelegt wurde. Doch die entscheidende Ratifizierung steht noch immer aus. Derzeit stehen lediglich 2,7 % der weltweiten Meere vollständig oder weitgehend unter Schutz vor menschlichen Eingriffen – in den internationalen Gewässern sind es sogar nur 0,9 % ...
 

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Wikipedia de

2023: UN-Vertrag zum Meeresschutz

Auf der Schlusssitzung einer mehrjährigen UN-Konferenz in New York wurde Anfang März 2023 nach fast 40-stündigen Verhandlungen und fünfzehn Jahren Vorlauf der Text für das Hochseeabkommen verabschiedet. Sobald 60 Staaten das Abkommen ratifiziert wird es 120 Tage später in Kraft treten. Dies wird 2026 geschehen. Es ist der erste international völkerrechtlich bindenden Vertrag zur Anwendung der UN-Seerechtskonvention (UNCLOS) auf die „Biodiversität jenseits nationaler Gesetzgebung“ (Biodiversity beyond national legislation, BBNJ). Der Vertragstext wurde zunächst nicht veröffentlicht; er soll juristisch geprüft und in die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen übersetzt werden. Die Hochsee galt bis dahin als weitgehend rechtsfreier Raum.

Sollte die UN-Konvention in Kraft treten, ermöglicht sie die Ausweisung von Meeresschutzgebieten in internationalen Gewässern und verbindlichen Schutz der biologischen Vielfalt auf Hoher See. Zudem sollen die Staaten dazu verpflichtet werden, ihre wirtschaftlichen Projekte, Expeditionen und andere Aktivitäten in den Weltmeeren auf ihre Umweltverträglichkeit zu prüfen. Die Umweltorganisation Greenpeace ordnete dies als einen „historischen Tag für den Naturschutz“ ein.

Das Abkommen leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der bei der 15. Konferenz des Montréal-Artenschutzabkommens im Dezember 2022 getroffenen Vereinbarung, bis 2030 30 % der Erdoberfläche als Schutzgebiete auszuweisen; es tritt in Kraft, sobald es 60 Länder ratifiziert haben. Größter Streitpunkt war bis zuletzt die Aufteilung der Gewinne aus der Nutzung genetischer Ressourcen im Meer: 2023 waren rund 230.000 Tier- und Pflanzenarten im Meer bekannt; vermutlich existieren mehrere Millionen Arten und das Erbgut noch unbekannter Arten könnte z. B. Schlüsselelemente für die Entwicklung neuer Medikamente enthalten und damit sehr wertvoll sein.

Im September 2025 hatten die USA, Deutschland und weitere Staaten den Vertrag zwar unterschrieben, jedoch nicht ratifiziert ...
 

Meeresschutz

Der Begriff Meeresschutz umfasst Maßnahmen, die dem Schutz und der Wiederherstellung mariner Lebensräume in Bezug auf ihre Funktionen im Naturhaushalt dienen. Somit ist der Meeresschutz ein Teilgebiet des Naturschutzes.

Der anthropogene Einfluss auf die Meere bzw. Ozeane ist vielfältig und reicht von der direkten Verschmutzung mit Schadstoffen und Müll bis zur komplexen Erwärmung der Meere als Effekt der globalen Erwärmung. Dabei wirken sich alle Einflüsse in vielfältigen Wechselwirkungen der Weltmeere auf ihre gesamten Ökosysteme aus. Zu diesen gehören neben Pflanzen und Tieren auch ozeanographische Faktoren wie Meeresströmung, Wassertemperatur, Dichte sowie klimatische.

Über 40 Prozent der Weltbevölkerung lebt aktuell nicht weiter als 100 Kilometer von einer Küste entfernt – für sie wird z. B. Küstenerosion zu einem immer bedrohlicheren Thema. Für viele Menschen ist das Meer als Fischgrund oder sonstige Nahrungsquelle der wichtigste Protein-Lieferant. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch von „unendlichen Ressourcen“ des Meeres gesprochen wurde, ist heute klar, dass menschliches Handeln die Funktion der Meere nachhaltig verändert. Seit Anfang der 1970er Jahre setzen sich verschiedene Nichtregierungsorganisationen für den Meeresschutz ein, mittlerweile wurden verschiedene entsprechende internationale Abkommen geschlossen ...
 

Sieben Meere

Als Sieben Meere oder Sieben Weltmeere wurden und werden verschiedene Gewässer bezeichnet.

Der noch heute gebräuchliche Ausdruck der Sieben Weltmeere umfasst die historisch für den Seehandel bedeutendsten Gewässer. Neben den drei Ozeanen (exklusive antarktischer Ozean) zählen die vier großen „Mittelmeere“ dazu: zu einem großen Teil von Land umschlossene Nebenmeere der Ozeane, die für den Seehandel so bedeutend sind/waren, dass sie in der Seefahrt als selbständige Meere betrachtet wurden. Die Sieben Weltmeere sind daher:

  1. der Atlantische Ozean (Atlantik)
  2. der Indische Ozean (Indik)
  3. der Pazifische Ozean (Pazifik, Stiller Ozean oder Großer Ozean)
  4. das Arktische Mittelmeer (Nordpolarmeer)
  5. das Amerikanische Mittelmeer (Karibisches Meer und Golf von Mexiko)
  6. das Australasiatische Mittelmeer (begrenzt von den Sunda-Inseln, Australien, Neuguinea, den Philippinen und dem asiatischen Festland)
  7. das Europäische Mittelmeer

Jedoch finden sich je nach Zeit, Volk (Sichtweise) und Bedeutung jeweils andere Zusammenstellungen der „Sieben Meere“. Erstmals erwähnt wird der Begriff im alten Mesopotamien um 2.300 v. Chr. in einem Loblied der sumerischen Entu-Priesterin En-hedu-anna zu Ehren der Göttin Inanna ...
 

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Bundeszentrale für politische Bildung

Krise als Arbeitsmodus: Reformen und Wandlungen der Vereinten Nationen

Neue Mitglieder, neue Aufgaben und neue Konflikte führen mehrfach zu existenzbedrohender Kritik und Krise, aber auch zu unterschiedlichen Arten von Anpassung und Reform der Weltorganisation.

Grundlagen für Veränderungen

Die VN: Ein nie gewagtes Experiment

Als die Vereinten Nationen 1945 gegründet wurden, war den Staaten, die diese Weltorganisation neuen Types schufen, durchaus bewusst, dass dies ein bislang nicht gewagtes Experiment darstellte: Noch nie in der Geschichte der internationalen Politik war eine solch umfassende Organisation der Staaten und Völker geschaffen worden. Zwar konnte das in San Francisco beschlossene Programm an verschiedene historische Vorläufer wie etwa den Völkerbund anknüpfen. In wichtigen Fragen geht das Projekt der VN jedoch deutlich über bisherige Versuche zur institutionalisierten Wahrung von Weltfrieden und internationaler Sicherheit hinaus. Als Lehre und Konsequenz der Erfahrungen zweier Weltkriege zeigt sich dies vor allen Dingen in der geradezu revolutionären Beschränkung nationalstaatlicher Souveränität.

Unter den Regeln der Charta sollte es unter anderem nicht mehr dem einzelnen Willen und Gutdünken von Staaten überlassen sein, wann und wie man Gewalt oder gar Krieg in den internationalen Beziehungen einsetzen könnte. Die Verpflichtungen und Regeln, die die Staaten bei der Gründungskonferenz formulierten, waren sehr ehrgeizig. Der Beweis ihrer Umsetzbarkeit stand noch aus und zudem war den Beteiligten klar, dass viele der Ziele und Begriffe aus dem Charta-Text durchaus unterschiedliche Interpretationen zuließen und es konkrete Konfliktsituationen geben könnte, in denen diese unterschiedlichen Lesarten offen zu Tage treten würden.

Die Vereinten Nationen würden sich also sozusagen hauptberuflich um Krisen und Konflikte kümmern, um diese zu verhindern, abzuwenden oder beizulegen. Die Charta von 1945 versprach eine bessere Organisation der Welt und baute auf eine Reihe von Prinzipien auf, die sich aus den Erfahrungen von Leid und Katastrophe des Zweiten Weltkriegs speisten: Kollektive Sicherheit, Völkerrecht, internationale Kooperation, Menschenrechte sowie die gemeinsame Problembearbeitung globaler Bedrohungen ...
 

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