Newsletter IX 2024
18. Februar bis 2. März
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Aktuelles+ | Hintergrundwissen |
Die PDF-Datei "Nuclear Power Accidents" enthält eine Reihe weiterer Vorfälle aus verschiedenen Bereichen der Atomindustrie. Einige der Vorfälle wurden nie über offizielle Kanäle veröffentlicht, so dass diese Informationen der Öffentlichkeit nur auf Umwegen zugänglich gemacht werden konnten. Die Liste der Zwischenfälle in der PDF-Datei ist daher nicht zu 100% identisch mit "INES und die Störungen in kerntechnischen Anlagen", sondern stellt eine Ergänzung dar.
Februar 2008 (INES Klass.?) Akw Paluel, FRA
Februar 2008 (INES 0 Klass.?) Atomfabrik La Hague, FRA
1. Februar 2010 (INES Klass.?) Akw Vermont Yankee, USA
4. Februar 2008 (INES 0) Akw Krümmel, DEU
5. Februar 1958 (Broken Arrow) Tybee Island, Georgia, USA
6. Februar 1974 (INES 5) Akw Sosnowy Bor, Leningrad, UdSSR
8. Februar 2004 (INES 0) Akw Biblis, DEU
12. Februar 2013 (Nordkoreas 3. Atomwaffentest) P'unggye-ri, PRK
13. Februar 1960 (Frankreichs 1. Atombombentest) Reggane, DZA
13. Februar 1950 (Broken Arrow) Princess Royal Island, BC, CAN
16. Februar 2011 (INES 2) Atomfabrik Tricastin, FRA
22. Februar 1977 (INES 4) Akw Jaslovské Bohunice, SVK
28. Februar 1954 (6 Wasserstoffbombentests) Bikini Atoll, MHL
Wir sind immer auf der Suche nach aktuellen Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: nukleare-welt@reaktorpleite.de
2. März
Israel | Gaza | Völkermord
Krieg in Gaza:
Rückkehr, aber wohin?
In Gaza lassen Hunger und israelische Angriffe die Menschen verzweifeln. Zeitgleich kehren wenige Kilometer entfernt Israelis in ihre Häuser zurück.
[...] Am 7. Oktober drangen bewaffnete Hamas-Terroristen neben mehr als 20 anderen Gemeinden auch nach Sderot ein und töteten rund 50 Zivilisten und 20 Sicherheitskräfte. In der Bäckerei hält eine Mutter mit hellblauem Kopftuch der religiösen Jüdinnen nervös ihre Tochter an der Hand: „Wir sind heute nur zu Besuch und haben noch nicht entschieden, ob wir zurückkommen.“ Die junge Verkäuferin hingegen ist bereits seit einem Monat zurück und freut sich, dass seit dem Wochenende das Leben zurückkehrt.
[...] Daran wollen führende israelische Politiker wie Finanzminister Bezalel Smotrich oder der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, anknüpfen und es nicht bei einer Rückkehr ins Umland von Gaza belassen – entgegen allen Warnungen auch von Israels engstem Verbündeten, den USA. Ende Januar nahm rund ein Drittel des Kabinetts, einschließlich Mitgliedern von Netanjahus Partei Likud, an einer Konferenz zur Wiederbesiedlung des Gazastreifens teil. Die Organisatoren hatten sie „Siedlungen bringen Sicherheit“ genannt.
[...] Grund für das Ausbleiben der Hilfslieferungen sind laut der UNO aber vor allem fehlende Grenzübergänge, militärische Kampfhandlungen und der Zusammenbruch von Recht und Ordnung in Gaza. Menschenrechtsorganisationen werfen Israel vor, es habe die Anordnung des Internationalen Gerichtshofs IGH, zur Verhinderung eines möglichen Völkermordes mehr humanitäre Hilfe zuzulassen, bisher nicht erfüllt...
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Trauer in Russland
Menschen kommen weiter zu Nawalnys Grab
Ein Meer aus Blumen und Kränzen: Auch heute nehmen viele Menschen in Russland Abschied von Alexej Nawalny. Die Polizei lässt die Trauernden gewähren – bislang.
Nach der Beerdigung von Kremlgegner Alexej Nawalny haben sich auch am Samstag trotz Polizeiaufgebots weiter Menschen auf dem Friedhof Borissowskoje in Moskau von ihm verabschiedet. Die Polizei ließ die Trauernden ungehindert am Grab verweilen und Blumen niederlegen, wie unabhängige russische Medien meldeten.
[...] Nawalnys Team hatte am Freitagabend nach der Beerdigung betont, dass der Kampf der ins Ausland geflüchteten Opposition gegen Korruption und Putins Machtapparat fortgesetzt werde. Nawalnys Vermächtnis bleibe am Leben, »solange es in Russland und in der Welt Millionen Menschen gibt, denen das nicht gleichgültig ist. Deshalb darf man nicht aufgeben.«
Am Tag der Beerdigung Nawalnys waren Russinnen und Russen landesweit zu Traueraktionen auf die Straßen gegangen. Der NGO Belyj Stschjottschik (»Weißer Zähler«) zufolge, sollen allein an der Trauerfeier für Nawalny in Moskau mindestens 16.500 Menschen teilgenommen haben. Das sind nach Berechnungen der NGO jene Menschen, die zwischen 15:05 und 16:30 Uhr die Bratejewskij-Brücke zum Friedhof überquerten.
Dabei nahm die Polizei landesweit nach Angaben der Nichtregierungsorganisation OWD-Info 128 Menschen in 19 Städten in Gewahrsam – allein 31 davon in Nowosibirsk...
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Desinformation | Hetze | Elon Musk
Twitter-Nachfolger:
Netzagentur rechnet mit langem Rechtsstreit mit X
Wegen Desinformationen auf X möchte die Bundesnetzagentur den zuständigen EU-Kommissar um Prüfung bitten. Sie schließt auch ein Verfahren vor dem EuGH nicht aus.
Die Bundesnetzagentur erwartet im Konflikt mit der Plattform X von Techunternehmer Elon Musk einen langen Rechtsstreit. Seit der Übernahme durch Musk kümmere sich X nicht genügend um Hassrede. "Wir rechnen damit, dass die Sache vor Gericht landen wird und es womöglich bis zum Europäischen Gerichtshof durchgefochten werden muss", sagte Behördenpräsident Klaus Müller dem Spiegel. "Wir glauben, dass X rechtswidrig agiert." Das werde man belegen und nachweisen – und der zuständige EU-Kommissar Thierry Breton werde hoffentlich ein Exempel statuieren.
In dem Streit geht es um Desinformation. Das Auswärtige Amt hatte im Januar eine prorussische Kampagne auf X aufgedeckt. 50.000 gefälschte Nutzerkonten versuchten dabei, in deutscher Sprache Unmut über die Bundesregierung zu schüren und die Unterstützung für die Ukraine zu untergraben, wie aus der Analyse von Experten des Ministeriums hervorging. Müller sagte, die Netzagentur bereite diese Informationen gerade gerichtsfest auf und schicke sie nach Brüssel, wo sich die EU-Kommission darum kümmern werde...
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Thailand | Kunststoff | Plastikmüll
Verschmutzung in Thailand
Plastikhölle im Paradies
Viele Thailänder lieben Plastik. Kunststoffmüll wird sogar aus dem Ausland importiert. Tüten und Verpackungen landen später im Meer, Tiere verenden elendig. Doch einige junge Menschen wollen das nicht mehr hinnehmen.
[...] »Wir Thais lieben Plastiksachen, wir sind verrückt danach. Ich glaube, für uns ist es ein Zeichen von Zivilisation, von Fortschritt und Hygiene«, sagt Chompupischaya Saiboonyadis, die alle Sa nennen. »Plastik ist so praktisch, so billig!« Sa ist 23 Jahre alt, studiert Wirtschaft und gehört zu den Vertreterinnen einer jungen Generation von Thais, die genau dieses alte Denken ändern wollen – und für eine saubere Heimat kämpfen.
Thailand galt lange als »die Müllkippe der Welt«. Zusätzlich zum eigenen Verbrauch importierte es Müll aus westlichen Industriestaaten, wurde zum Großabnehmer, nachdem China 2018 quasi über Nacht den Import von Plastik- und Elektroschrott gestoppt hatte. Plastik aus den USA, Japan oder Europa verschmutzte fortan die Küsten. Immerhin damit soll jetzt nach einer Übergangsfrist Schluss sein: Ab 2025 will Thailand keinen Plastikschrott aus anderen Ländern mehr annehmen.
»Das ist ein wichtiger Schritt«, sagt die Studentin Sa. »Aber wir müssen vor allem bei den Leuten ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Plastik ein Problem ist.« Das ist gar nicht so einfach. Selbst Sas Freunde schauen sie oft noch schräg an, wenn sie auf der Straße mal wieder Müll aufsammelt...
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Ukraine | Kontamination | Munition
Kriegsfolgen: Ein Drittel der ukrainischen Fläche ist bereits vergiftet
Kämpfe führen dazu, dass große Teile der Ukraine toxisch sind. Blei, Arsen und Quecksilber verseuchen Böden. Was bedeutete es für die globale Ernährung? Gastbeitrag.
Es steht außer Frage, dass ein Krieg bleibende Zerstörungen hinterlässt. Dazu gehören sowohl Schäden für Menschen als auch für die Umwelt.
Im beginnenden dritten Jahr des illegalen Einmarsches von Wladimir Putin in die Ukraine müssen wir über die Auswirkungen des Krieges auf die Ukraine, die Widerstandsfähigkeit ihrer Bevölkerung und die globalen Maßnahmen zur Lösung des Problems der Bombenkontamination nachdenken.
Ein Drittel kontaminiert
Ungefähr ein Drittel des ukrainischen Territoriums ist kontaminiert. Das entspricht der Größe eines durchschnittlichen Landes in Europa. Die Ukraine erlebt derzeit die, zeitlich betrachtet, schlimmste Umweltkatastrophe in Bezug auf die Bodenverschmutzung.
Giftige Elemente wie Blei, Kadmium, Arsen und Quecksilber sickern aus Munition und Waffen in den Boden. Wenn potenzielle Kontaminationsbereiche nicht rechtzeitig erkannt und erfasst werden, können die Schadstoffe in die Nahrungskette gelangen und krebserregend werden...
Wird in der Ukraine keine Uranmunition verwendet, oder wird einfach nicht mehr darüber gesprochen?
1. März
Rosatom | Framatome | Brennelementefabrik Lingen
Brennelementefabrik: Unterschriften gegen russische Kooperation
Kritiker haben am Freitag eine Sammeleinwendung eingereicht, die sich gegen eine Kooperation mit dem russischen Staatskonzern Rosatom bei der Erweiterung der Brennelementefabrik in Lingen (Landkreis Emsland) wendet.
Die Liste mit mehr als 10.000 Unterschriften haben sie in Hannover an Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) übergeben. Bund und Land müssten das Projekt stoppen, sagte Bettina Ackermann von der Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt": "Bis dahin werden die Proteste weitergehen."
Kritiker befürchten Sabotage und Spionage durch Russland
Auch fünf Mitglieder des Betriebsrats der Brennelementefabrik und zwei Vertreter der Lingener Ortsgruppe der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) waren am Freitag in Hannover. "Wir wollen zeigen, dass bei all dem Protest, der uns entgegenschlägt, es auch eine Belegschaft von 400 Leuten gibt, die voll hinter dem Vorhaben steht", sagte der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Wolter. Die Gegner des Vorhabens hingegen befürchten Sabotage und Spionage in allen Atomkraftwerken, die von Lingen beliefert werden.
[...] "Die enge Beteiligung russischer Atomkonzerne an der geplanten Erweiterung der Brennelementefabrik stößt politisch vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und die Rolle des Staatskonzern Rosatom zurecht auf erhebliche Bedenken", sagte Meyer laut Mitteilung. Noch bis Sonntag läuft eine Öffentlichkeitsbeteiligung, bei Einwendungen zu dem Antrag abgeben können.
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Russland | Sanktionen | Ölhandel
Russlands Ölhandel unter Druck – Wichtiger Handelspartner fürchtet Sanktionen
Wegen der westlichen Sanktionen hatte Russland Indien und China starke Rabatte beim Ölkauf gegeben. Nun dreht das Land diese zurück. Indien reagiert – mit einem Blick in den Nahen Osten.
Neu-Delhi – Nachdem westliche Industrienationen Russland mit vielerlei Sanktionen belegt und sich von russischem Öl abgewandt hatten, konnte sich Russland auf andere Länder verlassen, die in die Bresche sprangen. Eines davon war Indien. Wie der US-amerikanische Nachrichtensender CNN kürzlich berichtete, nahm Indien im vergangenen Jahr 13-mal so viel russisches Öl ab wie vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Nun aber zog der Westen die Sanktionen noch einmal an, und Indien nimmt Abstand von Russland.
[...] Zuletzt hatte Russland mit erstaunlichen Zahlen zu seiner Wirtschaftskraft überrascht. Abgesehen davon, dass die tatsächliche Glaubhaftigkeit dieser Zahlen nur schwer zu prüfen ist, erklärten westliche Experten dies mit der Kriegswirtschaft des Landes. Je mehr Munition und Panzer Russland produziert, umso stärker wächst die Wirtschaft – problematisch ist das darum, weil diese Produktivität nicht in die Zukunft des Landes fließt, sondern buchstäblich in der Ukraine verpufft. Russland zeige erste Anzeichen des wirtschaftlichen Verfalls. Zuletzt hatten auch mehrere chinesische Großbanken von Russland abgewendet.
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Erdöl | Raffinerie | Enteignung
Weitere Kontrolle durch Bund?
Rosneft-Enteignung in Schwedt immer unwahrscheinlicher
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine werden die Rosneft-Anteile der deutschen Treuhand unterstellt, damit die ostdeutsche Raffinerie Schwedt nicht länger russisches Öl nutzt. Diese Verwaltung würde im März auslaufen. Nun zeichnet sich ab, wie es weitergeht.
Im Ringen um die Zukunft der ostdeutschen Raffinerie Schwedt zeichnet sich eine fortdauernde Kontrolle durch den Bund und keine Enteignung des russischen Mehrheitseigentümers ab. Rosneft-Russland habe dargelegt, dass sie ihre Anteile verkaufen und den Prozess während einer weiteren Treuhand-Verlängerung abschließen wollten, teilte das Wirtschaftsministerium mit. "Das werden wir prüfen, inklusive weiterer rechtlicher Absicherungen."
[...] Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine wurden die Rosneft-Anteile der deutschen Treuhand unterstellt, damit die ostdeutsche Raffinerie nicht länger russisches Öl nutzt. Diese Treuhandverwaltung wurde mehrmals verlängert und würde im März erneut auslaufen. Die Bundesregierung hat eine Enteignung vorbereitet und den Prozess bereits gestartet.
[...] Die PCK-Raffinerie Schwedt spielt mit ihren gut 3000 direkt und indirekt Beschäftigten für die Versorgung von Ostdeutschland mit Benzin und anderen Raffinerieprodukten eine zentrale Rolle. Aber auch Teile Westpolens werden ebenso wie der Flughafen Berlin-Brandenburg mitversorgt.
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Investition | Stromnetz | Netzausbau
Netzagentur plant fünf Megatrassen
4800 Kilometer neue Leitungen, geschätzt 76 Milliarden Euro zusätzliche Kosten: Die Bundesnetzagentur hat ihren neuen Plan zum Ausbau der Stromnetze vorgestellt. Das Papier dürfte wie immer für Debatten sorgen.
Die Bundesnetzagentur hat neue Pläne für den Ausbau des sogenannten Übertragungsnetzes präsentiert. Laut diesen sind fünf neue Gleichstromverbindungen mit einer Kapazität von je zwei Gigawatt geplant. Drei davon verlaufen in Nord-Süd-Richtung, zwei in Ost-West-Richtung. Geplant sind zudem neue Leitungen zur Anbindung von Windparks auf See.
[...] Die Kosten für den geplanten Netzausbau beziffert die Agentur auf rund 320 Milliarden Euro. Die Investitionskosten für die neu vorgesehenen Ausbaumaßnahmen an Land werden auf 76 Milliarden Euro geschätzt. Die geschätzten Investitionen für die geplanten Offshore-Wind-Leitungen belaufen sich bis 2045 auf weitere 160 Milliarden Euro. Alle Kosten werden über Jahrzehnte abgeschrieben und fließen über die Stromrechnung in die Netzentgelte ein.
Wenn der Netzausbau voranschreitet, sollen eines Tages auch die Milliardenkosten für den sogenannten Redispatch wegfallen. Damit ist das unter anderem das Abregeln von Windrädern gemeint...
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Propaganda vom ZDF für TAURUS
ZDF-Waffenkunde für den Nachwuchs: Taurus? Na "logo"!
KiKa gerät mit einem Clip ins Kreuzfeuer: Wenn Kindernachrichten zur Kriegspropaganda mutieren. Ein Kommentar.
[...] Worum geht es in dem Clip, der, um Missverständnissen vorzubeugen, nicht in den logo-Nachrichten im linearen Programm ausgestrahlt, sondern über soziale Netzwerke ausgespielt wurde?
Der Titel "Kein TAURUS für die Ukraine" ist zielgenau irreführend. Denn die gesamte Botschaft des 52-Sekünders lautet: "Taurus? Na logo!"
Wenn Marschflugkörper sprechen
Es beschweren sich menschlich anmutende Marschflugkörper aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie ein Leopard-2-Panzer unter polnischer Flagge darüber, dass die deutsche Wunderwaffe "Taurus" (noch) nicht nach Osten darf. Zitat:
"Dem Olaf Scholz müssten wir Marschflugkörper mal ordentlich den Marsch blasen."
Denn der weigere sich weiterhin, "Taurus" in die Ukraine zu liefern...
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Finnland | Olkiluoto | Wartungsarbeiten
Finnlands Atomkraftwerk Olkiluoto 3 produziert über einen Monat keinen Strom wegen Wartung
Helsinki - Das finnische Atomkraftwerk Olkiluoto 3 (OL3) wird für mehr als einen Monat abgeschaltet und produziert in dieser Zeit keinen Strom. Wie das Unternehmen Teollisuuden Voima Oyj (TVO) mitteilt, soll der Reaktor am Samstag, 2. März 2024, von der Stromproduktion getrennt werden.
Die Dauer der jährlichen Wartungsarbeiten wird zunächst auf 37 Tage geschätzt, es kann aber auch länger andauern. Die Stromproduktion des AKW OL3 begann im März 2023, also vor gut einem Jahr.
Die lange Abschaltdauer erklärt sich laut dem Betreiber unter anderem aus den technischen Eigenschaften des Anlagentyps und der Anzahl der im Rahmen der jährlichen Wartung durchgeführten periodischen Prüfungen und Wartungen...
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Batterie | Lithium | Elektrolyt
Batterien: Flinker Ladungstransport dank „Molekülschläuchen“
Neuartiger Elektrolyt beschleunigt Ladevorgang von Lithium-Ionen-Akkus
Läuft wie geschmiert: Bisher reagieren Lithium-Ionen-Batterien bei Kälte sehr träge. Doch jetzt haben Forschende einen neuartigen Elektrolyten entdeckt, der schnelle Ladevorgänge und hohe Leistung auch bei niedrigen Temperaturen ermöglicht. Der Grund: Die Lösung besteht aus winzigen Molekülen. Diese bilden „Schläuche“, in denen sich Lithium-Ionen schneller fortbewegen, wie das Team in „Nature“ berichtet.
Ob im Handy, Laptop oder im Elektroauto: Lithium-Ionen-Akkus sind aus der Welt nicht mehr wegzudenken. Sie bilden die Grundlage für zahlreiche batteriebetriebene Anwendungen, die den Alltag nicht nur effizienter, sondern auch erfreulicher gestalten. Doch die weitverbreiteten Energiespeicher sind nicht perfekt. Beispielsweise erschwert die niedrige Energiedichte der Batterien ihren Einsatz in Elektroautos. Die teils langen Ladezeiten machen das „Auftanken“ der Akkus zur Geduldprobe.
Ein weiteres Problem ist der Leistungsverlust der Lithium-Ionen-Akkus bei Kälte und Frost: Bei Temperaturen unter minus 20 Grad beginnt der Elektrolyt zu erstarren und die Leitfähigkeit sinkt. Die Kälte stört zudem die elektrochemischen Reaktionen Elektroden. Für den Einsatz im hohen Norden oder im Weltraum sind solche Akkus daher ohne Heizung kaum einsetzbar.
An der Weiterentwicklung der Batterien wird deshalb viel geforscht – als eine der effektivsten Strategien gilt die Verbesserung des Elektrolyten. Doch welche Elektrolyte sind besonders leistungsfähig?
[...] Eine Lösung des Lithiumsalzes Lithiumbis(fluorosulfonyl)imid (LiFSI) im Lösungsmittel Fluoracetonitril, kurz FAN. Bei Raumtemperatur lag dessen Leitfähigkeit mit 40,3 Millisiemens pro Zentimeter viermal höher als bei herkömmlichen Akkus. Bei niedrigen Temperaturen beeindruckte der Elektrolyt noch mehr: Er leitete bei minus 70 Grad Celsius noch mit 11,9 Millisiemens pro Zentimeter und lud 10.000-mal schneller als konventionelle Elektrolyte...
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1. März 2006 (INES 2) Akw Kozloduy, BGR
Bei der Leistungsreduzierung im Druckwasserreaktor russischer Bauart (WWER) stellten die Betreiber fest, dass 22 von 61 Steuerstäben nicht mit den Antriebsmechanismen bewegt werden konnten. Der Betreiber hatte den Vorfall ursprünglich als INES-Stufe 0 eingestuft, doch die bulgarischen Sicherheitsbehörden ließen schließlich eine Einstufung in Stufe INES 2 zu. (Kosten ?)
Wikipedia
Kernkraftwerk Kosloduj#Störfälle
Am 1. März 2006 fiel in Block 5 eine von vier Hauptkühlmittelpumpen aus, weshalb die Leistung durch Einfahren einer Gruppe von 6 Steuerstäben um 30 % reduziert werden sollte. Von diesen blieben jedoch 3 in der obersten Position hängen, woraufhin der Reaktor durch Einspritzen von Borsäure in den Kühlkreislauf heruntergefahren wurde. Anschließend wurde eine Schnellabschaltung durch Einfahren der restlichen neun Gruppen mit insgesamt 54 Steuerstäben simuliert, um deren Funktion zu überprüfen. Dabei zeigte sich, dass weitere 19 Steuerstäbe in gleicher Weise versagten (insgesamt also 22 von 60). Ursache der Störung war ein verändertes Design der Steuerstäbe seitens des Herstellers Gidropress. Im Falle eines gleichzeitigen Kühlmittelverlusts (z. B. durch Abreißen der Zuleitung) hätte deren Versagen zur Überhitzung und zum Schmelzen des Reaktorkerns führen können. Der Betreiber hatte den Zwischenfall ursprünglich auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse mit der Stufe 0 klassifiziert, aber die Aufsichtsbehörde ordnete ihn auf Stufe 2 ein. Der Störfall wurde erst zwei Monate später bekannt...
AtomkraftwerkePlag
... Von ursprünglich sechs Reaktoren sind noch die Blöcke 5 und 6 mit einer Leistung von 1.000 und 1.040 MW am Netz, die 1987 und 1991 in Betrieb genommen worden waren. Die Reaktoren 1 und 2 wurden 2002, die Reaktoren 3 und 4 2006 stillgelegt.
[...] Bei einer IAEO-ASSET-Mission 1993 wurden insgesamt 93 Ereignisse untersucht, die zwischen Dezember 1990 und Mai 1993 aufgetreten waren und von denen 73 als sicherheitsrelevant angesehen wurden. 1994 wurden 425 Ereignisse aufgezählt, 177 davon als sicherheitsrelevant (ein Ereignis wurde mit der INES-Stufe 2 klassifiziert)...
29. Februar
Klimaschutz | CO2 | Gestein
Treibhausgase im Acker speichern? Ja, das funktioniert
Ein Langzeit-Experiment zeigt: Wenn man Basaltstaub auf Feldern verstreut, lassen sich erhebliche Mengen CO₂ aus der Atmosphäre entfernen. Auch die Landwirte sollen von der Idee profitieren.
Die Erde hat eine natürliche Müllabfuhr für Kohlendioxid. Um das klimaschädliche Treibhausgas aus der Atmosphäre zu entfernen, spielen Felsen eine wichtige Rolle, etwa die Flanken von Bergen. Denn mit jedem Regenschauer wird ihr Gestein ein wenig ausgewaschen. Die gelösten Bestandteile wie Calcium binden CO₂ aus der Luft und spülen es ins Meer. Zumindest einen Teil davon, denn um den menschengemachten Klimawandel auszugleichen, ist die natürliche Klimamüllabfuhr nicht stark genug.
Aber könnte das Gestein nicht mehr zum Klimaschutz beitragen als bislang?
[...] Weltweit eingesetzt, ließen sich mit der Methode jährlich bis zu zwei Milliarden Tonnen CO₂ binden, hatte eine frühere Studie unter anderem von David Beerling im Wissenschaftsmagazin Nature ergeben. In dieser Schätzung sind die Treibhausgase, die beim Abbau des Basaltgesteins, dessen Zerkleinerung und Transport anfallen, bereits berücksichtigt. Das ist das dreifache der Treibhausgasmenge, die ein Land wie Deutschland ausstößt. Zugleich werden damit die Grenzen der Methode deutlich: Die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Öl und Gas sind fast 20 Mal so groß. An einer Reduzierung der Treibhausgase führt also kein Weg vorbei, trotz verbesserter Müllabfuhr.
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Juristen | Grundgesetz | Verfassungsgericht
Gemeinsamer Aufruf
Juristenverbände für Stärkung des Verfassungsgerichts
Die Unionsfraktion hatte zuletzt mitgeteilt, sie sehe das Bundesverfassungsgericht genug vor Extremisten geschützt. Nun sprechen sich vier Berufsverbände von Juristinnen und Juristen für neue Regeln im Grundgesetz aus.
Die Juristinnen und Juristen sind nicht erfreut. Gleich vier Verbände tun ihrem Unmut in einem gemeinsamen Aufruf kund. Ein ungewöhnlicher Vorgang. Es geht darum, das Bundesverfassungsgericht stärker vor dem Zugriff extremer Parteien abzusichern und dafür bestimmte Regeln ins Grundgesetz aufzunehmen - etwa die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für die Richterwahl.
Die Unionsfraktion im Bundestag hatte vergangene Woche erklärt, mit den Ampelfraktionen keine Verhandlungen führen zu wollen über eine solche Reform. Ihre Zustimmung wäre für eine entsprechende Grundgesetzänderung notwendig...
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Ukraine-Krieg | EU-Parlament | Marschflugkörper
Kritik an Olaf Scholz
EU-Parlament fordert Taurus-Marschflugkörper für die Ukraine
In der Frage nach einer möglichen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine drängt nun auch das EU-Parlament auf die Ausrüstung der Ukraine. Nach der Taurus-Absage von Kanzler Olaf Scholz wird die Kritik aus anderen Staaten immer größer.
Straßburg. Das Europaparlament drängt auf die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Das von Russland angegriffene Land brauche „insbesondere hochentwickelte Luftabwehrsysteme, Marschflugkörper mit großer Reichweite wie die Systeme Taurus“, teilte das Parlament mit. Eine entsprechende – rechtlich unverbindliche – Resolution wurde am Donnerstag mit 451 Ja-Stimmen, 46 Nein-Stimmen und 49 Enthaltungen angenommen.
[...] EU fordert gleichmäßigere Hilfe unter den Mitgliedstaaten
Die Abgeordneten betonten, dass es enorme Unterschiede gebe, wie viel militärische Hilfe einzelne EU-Staaten der Ukraine zukommen ließen. Es müsse mehr Geld in die europäische Rüstungsproduktion investiert werden. Alle Mitgliedstaaten der EU und alle Verbündeten in der Nato sollten die Ukraine militärisch mit mindestens 0,25 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) jährlich unterstützen, hieß es vom Parlament.
[...] Es gibt Spekulationen, dass Franzosen und Briten ihre an die Ukraine gelieferten Marschflugkörper Scalp und Storm Shadow selbst programmieren und dass zumindest Großbritannien dafür Personal in der Ukraine stationiert hat. Offiziell bestätigt wurde das nie.
[...] Auch in Frankreich wurde offiziell nie kommuniziert, ob französische Soldaten in der Ukraine beim Programmieren von Marschflugkörpern helfen. Die Ausbildung ukrainischer Soldaten durch Frankreich erfolge in Frankreich oder in Nachbarländern des von Russland angegriffenen Landes, hieß es bislang. Zurückhaltend fiel nun die Reaktion auf die Aussagen von Scholz aus. „Was die Äußerungen des deutschen Bundeskanzlers betrifft, möchten wir daran erinnern, dass jeder in dem Rahmen handelt, den er für angemessen hält“, hieß es am Donnerstag aus dem Pariser Außenministerium. „Unser Ziel ist das gleiche: Russland zum Scheitern zu bringen.“
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Israel | Gaza | erschossene | Palästinenser
Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen
Israelische Armee schießt auf Menschenmenge – Berichte über Dutzende Tote
Die Uno warnt im Gazakrieg vor dem Hungertod Tausender Zivilisten. Nun ist die Lage eskaliert, als eine Menschenmenge auf Hilfsgüter wartete. Israelische Soldaten eröffneten das Feuer.
Israelische Soldaten haben im Gazastreifen in eine Menschenmenge geschossen, die auf Hilfslieferungen wartete. Das bestätigte das israelische Militär der Tageszeitung »Haaretz«. Demnach hätten sich die Soldaten bedroht gefühlt, nachdem die Menschen Lastwagen umringt hatten.
[...] Wohl mehr als Hundert Tote
Ein Regierungssprecher nannte den Vorfall eine Tragödie. Demnach seien ersten Indizien zufolge überforderte Lastwagenfahrer aus Gaza in die Menschenmenge gerast, was zu dutzenden Todesopfern geführt habe. Die »Times of Israel« berichtete, rund 30 Lastwagen seien am frühen Morgen an der Küste in der Stadt Gaza angekommen. Tausende Palästinenser rannten demnach auf die Transporter zu. Die Armee veröffentlichte ein Video, das den Ansturm zeigen soll...
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Bayern | Strompreise | Netzausbau
Experten: Atomausstieg hat nichts mit hohen Stromkosten zu tun
Freunde der Kernkraft betonen gerne, wie klimafreundlich, sauber und günstig Atomstrom ist. Die Mehrzahl der Experten sieht das bei ihrem Auftritt im Umweltausschuss des Landtags völlig anders.
Anders als von Teilen der Staatsregierung immer wieder behauptet hat der Atomausstieg im vergangenen Jahr nicht die Stromkosten in Bayern verteuert. "Der Atomausstieg hat überhaupt keine preisliche Auswirkung auf den Strommarkt", teilte Norbert Zösch, Geschäftsführer der Stadtwerke Haßfurt, am Donnerstag im Umweltausschuss des bayerischen Landtags mit. Atomkraftwerke hätten volkswirtschaftlich gesehen sogar die größten Erzeugungskosten, hieß es zudem in der Stellungnahme des Verbraucherservice Bayern. "Lediglich durch die staatliche Subventionierung konnte Atomstrom zu wettbewerbsfähigen Preisen gehandelt werden."
Viele Kritiker des Atomausstiegs, darunter CSU-Chef Markus Söder, Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sowie weite Teile von Union, FDP und AfD erklären immer wieder, dass Deutschland nur mit der Nutzung der Kernenergie dauerhaft niedrige und verlässliche Energiepreise haben kann. Auch die Bundesnetzagentur hatte aber im vergangenen Jahr bereits die Sorge für unnötig erklärt, dass die Strompreise in Deutschland steigen, seit die letzten Atomkraftwerke vom Netz sind. Neben Zösch ("Der Ausbau der Erneuerbaren wirkt eindeutig preisdämpfend") sprach sich auch die Verbraucherzentrale Bayern ausdrücklich für eine erneuerbare Energieversorgung aus - sie befürworte "grundsätzlich einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien und den damit einhergehenden notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur"...
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Thüringen | Rechtsextreme | Verrohung
Rechtsextreme Angriffe auf Politiker häufen sich
Es gibt keine Einzeltäter
Vor allem in Thüringen häuften sich in jüngster Zeit Angriffe auf Politiker:innen. Selbst ohne direkten Zusammenhang zwischen den einzelnen Ereignissen kann von einer Anschlagsserie ausgegangen werden.
In der vergangenen Woche wurden in Thüringen gleich mehrere mutmaßlich rechtsextrem motivierte Anschläge auf Politiker:innen verübt. In Suhl warfen Unbekannte die Scheiben der Wahlkreisbüros der Landtagsabgeordneten Diana Lehmann und des Bundestagsabgeordneten Frank Ullrich (beide SPD) ein. Das Büro der Thüringer Landtagspräsidentin Birgit Pommer (Linkspartei) in Bleicherode im Landkreis Nordhausen wurde mit Hakenkreuzen beschmiert.
In Schnepfenthal im Landkreis Gotha gab es sogar einen Brandanschlag auf das Haus des Kommunalpolitikers Michael Müller (SPD). Auch das Auto der Familie wurde in Brand gesetzt und erlitt einen Totalschaden. Verletzt wurde niemand. Anfang Februar hatte der ehemalige Bundestagskandidat in dem Ort eine Demonstration gegen Rechtsextremismus organisiert.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) berichtete derweil von verbalen Angriffen auf ihn und seine Frau am Rande einer Karnevalsfeier, bei denen auch das Wort »vergewaltigen« gefallen sei. Er sprach in diesem Zusammenhang von »Formen der Verrohung«. Der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD) sprach von einer »Dimension, die wir in der Art und Weise noch nicht hatten«.
[...] Es handelt sich zwar um viele verschiedene Täter:innen, die an vielen verschiedenen Orten zuschlagen. Dennoch ist es richtig und angemessen, von einer Anschlagsserie zu sprechen, da fast alle diese Täter:innen in dem Glauben handeln, den Willen eines ideellen Gesamttäters namens »das Volk« in die Tat umzusetzen. Dass die derzeitigen Anschlagsserie weitergeht, erscheint somit wahrscheinlich, und egal wie viele Menschen auf die Straße gehen, durch Demonstrationen allein werden sich die Täter nicht aufhalten lassen.
28. Februar
Niedersachsen | Erneuerbare | Windräder
Niedersachsen deckt Stromverbrauch über erneuerbare Energien
Niedersachsen hat im vergangenen Jahr erstmals seinen gesamten Stromverbrauch durch erneuerbare Energien gedeckt. Das Umweltministerium will den Ausbau von Windkraftanlagen weiter vorantreiben.
Insgesamt wurden 2023 rund 50,8 Terrawattstunden Strom durch Windkraft, Solaranlagen oder Biogas erzeugt. Verbraucht wurden nach Angaben des Umweltministeriums 50,5 Terrawattstunden. Demnach liegt Niedersachsen über dem bundesweiten Durchschnitt: In ganz Deutschland wurde der Energieverbrauch im vergangenen Jahr nur zur Hälfte durch grünen Strom gedeckt. Zudem habe Niedersachsen aus anderen Quellen einen zusätzlichen Überschuss an Strom produziert, hieß es. Dieser sei zusammen mit dem Überschuss aus den erneuerbaren Energien an andere Bundesländer verkauft worden: Insgesamt betrug dieser Überschuss den Angaben zufolge 20,2 Terrawattstunden.
Umweltministerium will Windkraft ausbauen
In Niedersachsen sollen die Flächen, auf denen Windräder gebaut werden dürfen, weiter ausgebaut werden. "Mit dem Windgesetz werden wir die Wertschöpfung und Beteiligung beim Ausbau der erneuerbaren Energien weiter stärken und die Windvorrangfläche auf 2,2 Prozent verdoppeln", sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Die Landesregierung habe bereits einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg gebracht. "Auch Offshore werden wir dieses und nächstes Jahr Windparks mit der Kapazität von zwei Atomkraftwerken ins niedersächsische Netz einspeisen", so Meyer. Auf diese Weise könne anderen Ländern wie Bayern geholfen werden, klimaneutral zu werden, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums dem NDR Niedersachsen. Der Stromüberschuss aus erneuerbaren Energien könne dann in Zukunft zum Beispiel für die Umwandlung von Wasserstoff genutzt oder die Energie in Reservekraftwerken gespeichert werden...
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Ukraine | CIA | Provokation
CIA in der Ukraine: Die Provokation, die Putins Angriffskrieg auslöste?
Explosive Enthüllung der New York Times. US-Geheimdienst kooperiert mit Kiew seit 2014 an russischer Grenze, trainiert Eliteeinheiten. Ein Brandbeschleuniger.
Die New York Times hat am Wochenende in einem explosiven Dossier enthüllt, dass der US-Geheimdienst CIA schon seit zehn Jahren in der Ukraine präsent ist. Damit erscheint sowohl die Formulierung von "Boots on the ground", wie sie im Zuge von Macrons Äußerungen debattiert wird, als auch das westliche Narrativ vom nicht provozierten Krieg in einem neuen Licht.
Wie das CIA-Programm 2014 startete
Dem Bericht zufolge ging die ukrainische Regierung eine weitreichende Partnerschaft mit der CIA gegen Russland ein. Die Zusammenarbeit umfasste insbesondere die Einrichtung von bis zu zwölf geheimen CIA-"Außenposten-Operationsbasen" entlang der ukrainischen Grenze zu Russland...
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Vereinigte Staaten | Nukearanlage | Waldbrand | Werksanlage Pantex
Demontage von Atombomben
Texanische Nuklearanlage wegen Waldbrand evakuiert
In Texas ist es derzeit heiß und trocken - beste Bedingungen für die wütenden Waldbrände. Die bedrohen nun auch eine Anlage, in der US-Atombomben zerlegt werden. Sie muss evakuiert werden. Die Feuerwehr vor Ort soll allerdings gut auf einen Notfall vorbereitet sein.
Im US-Bundesstaat Texas ist eine Nukearanlage aufgrund sich schnell ausbreitender Waldbrände geräumt worden. "Wir haben unser Personal, das nicht unbedingt benötigt wird, aus reiner Vorsicht vom Gelände evakuiert", sagte Laef Pendergraft, Sprecher des Produktionsbüros der National Nuclear Security Administration, auf einer Pressekonferenz.
[...] Die etwa 50 Kilometer östlich der Stadt Amarillo liegende Werksanlage Pantex ist seit 1975 die wichtigste Montage- und Demontageanlage für US-Atombomben. Die letzte neue Bombe wurde dort 1991 zusammengebaut. Seitdem wurden Tausende Waffen demontiert. Der Betrieb sei bis auf Weiteres unterbrochen, hieß es. Zuvor waren mehrere Brände in der Nähe aufgrund starker Winde außer Kontrolle geraten.
Der republikanische Gouverneur Greg Abbott erklärte 60 Bezirke zum Katastrophengebiet. Das größte Feuer hat nach texanischen Behördenangaben etwa 1040 Quadratkilometer Land verbrannt. Damit hat sich die Fläche seit dem Ausbruch des Feuers am Montag mehr als verdoppelt...
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Medien | Desinformation | Bertelsmann
Mehrheit sieht Desinformation als Gefahr für die Demokratie
81 Prozent der Deutschen sorgen sich laut einer Studie wegen Falschinformationen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Besonders kritisch werden soziale Medien gesehen.
Die Mehrheit der Deutschen sieht die Verbreitung von Desinformationen im Internet als erhebliches gesellschaftliches Risiko. Das ergab eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Demnach sehen 81 Prozent der Bevölkerung Falschinformationen als Gefahr für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Besonders im Zusammenhang mit kontroversen Themen wie Einwanderung, Gesundheit, Krieg und Klimakrise sahen sich die Studienteilnehmenden mit falschen Informationen konfrontiert.
[...] Während Desinformationen etwa nach Ansicht der Befragten mit hohem Medienvertrauen vor allem mit dem Ziel verbreitet werden, das Vertrauen in die Politik und Demokratie zu schwächen (93 Prozent), glauben dies laut Studie Menschen mit niedrigem Medienvertrauen deutlich seltener (68 Prozent). Befragte dieser Gruppe glauben dagegen zu 91 Prozent, dass Falschinformationen verbreitet würden, um von Skandalen und politischer Unfähigkeit abzulenken, was nur 63 Prozent der Menschen mit hohem Medienvertrauen annehmen...
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Aufsichtsrat | Wirtschaftsweise | Interessenskonflikt
Ökonomin Veronika Grimm:
Zwei Ämter für Grimm
Die Ämter der Wirtschaftsweisen Grimm, die künftig auch Aufsichtsrätin sein wird, könnten sich beißen. Juristisch einwandfrei und doch etwas anrüchig.
Veronika Grimms Ernennung in den Aufsichtsrat von Siemens Energy ist falsch. Ökonom*innen sollten nicht gleichzeitig die Bundesregierung beraten und für große Konzerne tätig sein, denn das birgt die Gefahr von Interessenkonflikten. Auch wenn es durch den Gesetzgeber nicht untersagt ist, haben solche Doppelposten immer ein gewisses Geschmäckle.
[...] Wenn der Sachverständigenrat nun ein Mitglied hat, das gleichzeitig im Aufsichtsrat eines Energietechnikkonzerns ist, dann muss sich das Gremium nicht nur vorhalten lassen, nicht sprechfähig zu sein. Es muss sich auch die Frage stellen lassen, ob es nicht sogar käuflich ist und ob seine Einschätzungen tatsächlich Ergebnis objektiver Forschung oder nicht eher durch Konzerninteressen gelenkt sind. Und das ausgerechnet bei der Energiefrage, die die zentrale Frage bei der Transformation – und Grimms Fachgebiet ist...
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28. Februar 1954 (6 Wasserstoffbombentests) Bikini Atoll, USA
Wikipedia
Am 28.02.1954 gab es den ersten von sechs Wasserstoffbomben-Tests innerhalb von 6 Wochen nahe dem Bikini-Atoll, die gesamte Reihe wurde bekannt unter dem Namen 'Operation Castle'. Infolge dessen litten 236 Menschen auf der Insel Rongelap unter einer hohen Strahlenbelastung. 140 km vom Explosionsort entfernt wurden die 23 Besatzungsmitglieder des japanischen Fischkutters 'Glücklicher Drache V' stark verstrahlt.
Atomwaffen A - Z
Es gibt neun Atomwaffenstaaten aber nur fünf sind „anerkannt“. Die USA, Russland, China, Frankreich und das Vereinigte Königreich – die Staaten, die auch einen permanenten Sitz im UN-Sicherheitsrat haben – werden im Atomwaffensperrvertrag als „Atomwaffenstaaten“ genannt, da sie vor 1957 Atomwaffen explodiert haben. Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind jedoch auch im Besitz von Atomwaffen, wobei Israel diese nicht zugibt, und sind daher kein Mitglied des Atomwaffensperrvertrags...
27. Februar
Ausweise werden gesperrt: EU‑Parlament verweigert Amazon-Lobbyisten den Zutritt
Das EU‑Parlament zieht Konsequenzen: Nachdem Amazon-Vertreter trotz mehrmaliger Vorladung nicht im Beschäftigungsausschuss der Europäischen Union erschienen waren, wurde den Lobbyisten der Zutritt zum EU‑Parlament verweigert. Gewerkschafter fordern tiefergehende Konsequenzen.
Brüssel. Vertreter des US‑Handelsriesen Amazon haben keinen Zutritt mehr zum EU‑Parlament. Am Dienstag hat das zuständige Gremium des Parlaments den Generalsekretär aufgefordert, die Hausausweise der Amazon-Lobbyisten zu sperren. Dies bestätigte ein Parlamentssprecher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Zuvor waren Vertreter des Konzerns trotz mehrmaliger Vorladung nicht im Beschäftigungsausschuss erschienen. Dort sollten sie über die Arbeitsbedingungen Auskunft geben und zu Vorwürfen Stellung nehmen.
„Das Europäische Parlament hat eine klare rote Linie gezogen: Das antidemokratische Verhalten von Amazon wird nicht toleriert – weder gegenüber Gewerkschaften noch gegenüber Parlamenten“, sagte Oliver Roethig vom Gewerkschaftsbund UNI Europa. „Für Amazon-Beschäftigte und ihre Gewerkschaften in ganz Europa ist dies ein wichtiger Sieg im Kampf für gute Arbeitsbedingungen bei Amazon.“
[...] Es ist das zweite Mal in der Geschichte des EU‑Parlaments, dass Lobbyisten der Zugang verwehrt wird. Beim ersten Fall betraf dies Vertreter des Chemiekonzerns Monsanto 2017.
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Polen | Pressefreiheit | Isolationshaft
Journalist Pablo González: Zwei Jahre ohne Anklage in polnischer Haft
Auch unter der neuen polnischen Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk hat sich an der Lage von Pablo González bisher nichts geändert. Der Journalist mit einem spanischen und russischen Pass sitzt am kommenden Mittwoch genau zwei Jahre wegen angeblicher Spionage für Russland in Isolationshaft. Die polnische Justiz hat gerade auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Untersuchungshaft um weitere drei Monate verlängert. Weiterhin werden weder Beweise noch eine Anklage gegen den Basken vorgelegt oder wurde ein Prozess angesetzt.
[...] In einem Beitrag in der „Gazeta Wyborcza“ verhöhnte er (Piotr Niemczyk, Ex-Direktor eines polnischen Geheimdienstes) frühzeitig seine ehemaligen Kollegen für ihr Vorgehen. Dass sich ein „russischer Spion“ für Menschenrechte einsetze und Flüchtlinge unterstütze, die vor Putin fliehen, kommt ihm ziemlich spanisch vor. „Kein russischer Spion, getarnt als Journalist, würde sich erlauben, zwei Pässe und Kreditkarten des Landes mit sich zu führen, für das er spioniert“, plaudert der Experte aus dem Nähkästchen. „Kein operatives Verfahren der Welt lässt dies zu.“
Genau auf der Tatsache aber, dass der in Russland geborene Gonzalez auch einen über einen russischen Pass verfügt, in dem er als Pavel Rubtsov (Nachname des Vaters) geführt wird, basiert ein guter Teil der Spionage-Konstruktion. Zunächst wurde von Polen sogar behauptet, es seien gefälschte Pässe. Das hat sich aber auch längst als falsch herausgestellt. Allerdings fällt auch auf, dass es die polnischen Ermittler alles andere als eilig hatten, die Lage zu klären. Erst ein Jahr nach der Verhaftung wurde ein Rechtshilfeersuchen an Spanien gestellt, um die Passfrage zu klären...
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Recycling | Plastik | Mikroplastik
Eiweißbeschichtung macht Kunststoffabfälle abbaubar
Plastikabfälle, die sich nicht durch Mikroben oder chemische Prozesse abbauen lassen, könnten sich durch eine einfache Behandlung mit einem speziellen Substrat aus Eiweiß und Katalysator zerlegen lassen.
Abfälle aus Styropor bieten normalerweise keine Angriffsfläche für Mikroben oder chemische Zerkleinerungswerkzeuge; deshalb sind sie praktisch nicht abbaubar. Überzieht man sie allerdings mit einer speziellen Schicht aus einem Eiweiß und einem Katalysator, dann lassen sich Sollbruchstellen in das hochbeständige Material einbauen. Eine Methode, wie das günstig und effizient funktioniert, hat ein Aachener Forschungsteam jetzt entwickelt.
Das Team um Ulrich Schwaneberg und Jun Okuda von der RWTH Aachen nahm den Abbau von Mikropartikeln aus Polystyrol ins Visier. Den Kunststoff findet man vor allem in Form von Styropor als Verpackungsmaterial oder in Dämmungen. Reines Styropor kann – sofern es nicht mit anderen Plastikabfällen verunreinigt ist – relativ gut recycelt werden. Meist liegen die Abfälle aber gemischt mit anderen Kunststoffsorten vor, und auch in anderen Abfällen finden sich oft Mikropartikel aus dem Material. In dieser Form kann Polystyrol nicht abgebaut oder recycelt werden.
[...] Die Ergebnisse lassen hoffen, dass sich damit Verunreinigungen mit Kunststoffen – gerade auch Mikroplastik – künftig behandeln lassen. Sehr wahrscheinlich lasse sich das Konzept auf andere Massenkunststoffe wie Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) ausweiten, schreiben die Fachleute. Polyethylen und Polypropylen sind die Kunststoffe mit den höchsten Produktionsmengen weltweit.
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Ukraine | Macron | Bodentruppen
Bodentruppen bringen endgültige Zeitenwende
Den 26. Februar 2024 muss man sich vermutlich merken. An diesem Tag hat die Zeitenwende wirklich begonnen – und damit ein Weltkrieg?
Hilfskonferenz für die Ukraine in Paris, 26. Februar 2024: Der französische Präsident Emmanuel Macron stellt in Aussicht, dass französische Soldaten auch in der Ukraine stationiert werden könnten – damit spricht er sich für eine Entsendung von Bodentruppen aus. Er tut das nicht ganz direkt, er habe nie gesagt, dass Frankreich dafür nicht offen sei, erklärte er etwas umständlich. Dann schob er nach, dass jedes Land eigenständig und souverän darüber befinden könnte.
[...] Nun also doch Bodentruppen für die Ukraine? Über Monate hat man es als Verschwörungstheorie, als maßlose Übertreibung abgetan, wenn man seine Befürchtungen dahingehend äußerte. Dass es so kommen könnte, lag jedoch auf der Hand. Der Ukraine geht sichtlich das militärische Personal aus – das klingt hochtrabend, in der entmenschlichenden Sprache der Schützengräben würde man sagen: Sie hat einen Mangel an Menschenmaterial und Kanonenfutter. Daher erfasst und rekrutiert sie auch Ukrainer, die wegen des Krieges ins Ausland geflüchtet sind. Sie versucht es zumindest. Denn wenn das Asylrecht in den westlichen Ländern irgendwo greifen sollte, dann wohl an der Stelle, wo man Menschen in das Mahlwerk des Todes werfen möchte – genannt Kriegsfront.
[...] Es geht doch längst nicht mehr um Schuld. Es geht ums Überleben. Der Kurs des Westens in puncto Ukraine stellt eine Gefährdung der Sicherheit der europäischen Länder dar. Wer von der Entsendung seiner Truppen fabuliert, wie Monsieur le Président, der erklärt sich bereit, sein Land, die Menschen darin, kurz: sein Volk, in einen Krieg zu stürzen, der ohne Not geboren wird – noch könnte man an den Verhandlungstisch, aber man ist im Augenblick sehr damit beschäftigt, den russischen Präsidenten zu entmenschlichen, ihn zu einem Teufel umzuschreiben, dem menschliche Züge wie Diskussionsbereitschaft völlig abgehen...
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Rosatom | Framatome | Brennelementefabrik Lingen | .ausgestrahlt
Ausbau von Brennelementefabrik: Gutachten sieht große Risiken
Das Unternehmen Framatome will die Brennelementefabrik in Lingen erweitern - in Kooperation mit dem russischen Staatskonzern Rosatom. Die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" hat nun über Risiken informiert.
In einem Gutachten, das von der Organisation in Auftrag gegeben wurde, heißt es, dass durch den Einstieg Russlands in die Brennelementefabrik in Lingen (Landkreis Emsland) eindeutig sicherheitspolitische Risiken bestünden. Das Dokument zeige anhand verschiedener Szenarien, dass Rosatom auf diese Weise unweigerlich Gelegenheiten zur Spionage, Sabotage und Desinformation bekomme, teilte "ausgestrahlt" mit.
[...] Kritik an der Zusammenarbeit mit Rosatom kam in der Vergangenheit sowohl von Bund und Ländern als auch von Initiativen und Umweltverbänden. Rosatom ist direkt dem Kreml unterstellt und soll auch bei der militärischen Besetzung des ukrainischen AKW Saporischschja beteiligt gewesen sein. Das französische Unternehmen Framatome will über seine Tochterfirma Advanced Nuclear Fuels (ANF) den Betrieb der Brennelementefabrik in Lingen ausbauen und dort künftig Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke fertigen.
26. Februar
Brasiliens Horrorclown Bolsonaro
Bolsonaro plante Militärputsch, USA warnten vor Folgen
Laut eines 135-Seiten-Dokuments des Obersten Gerichts plante Brasiliens rechter Ex-Präsident Bolsonaro einen coup d'état mithilfe des mächtigen Militärs. Die USA warnten eindringlich davor. Auf einer Demonstration in São Paulo belastet Bolsonaro sich nun womöglich selbst.
Es ging nicht um die Worte, sondern um die Bilder. Hunderttausende Menschen strömten am Sonntag in São Paulo auf die Straßen, um Ex-Präsident Jair Bolsonaro zu unterstützen - das erste Mal seit seiner verlorenen Wahl 2022. Der rechte Ex-Staatschef steckt in enormen juristischen Problemen, weshalb er zur Demonstration auf der Hauptverkehrsachse Avenida Paulista aufgerufen hatte: Alle sollten sich in Grün und Gelb kleiden, den Nationalfarben, die der rechte Präsident sich praktisch zu eigen gemacht hat. "Dieses Foto wird um die Welt gehen", versprach er der Menge bei seiner Rede, bei der er alle Schuld von sich wies.
[...] Bolsonaro versucht nun, mithilfe der Straße seine Muskeln spielen zu lassen; er warf der Regierung seines Nachfolgers Lula da Silva vor, ihn politisch zu verfolgen. Die Bundespolizei und Juristen verblüffte er zugleich, als er bei seiner Rede vor der Menge indirekt zugab, den Staatsstreich mit geplant zu haben. Damit bringt sich der ohnehin schon in die Ecke gedrängte Ex-Staatschef noch mehr in die Bredouille.
[...] Brasiliens Ex-Staatschef versucht auch, internationale Solidarität bei Geschwistern im Geiste zu mobilisieren. Sein Sohn Eduardo hielt am Wochenende in den USA bei der konservativen CPAC-Konferenz zwischen dem Auftritt Donald Trumps und Argentiniens Staatschef Javier Milei einen hölzernen Vortrag darüber, wie aktuell "die Freiheit" in Brasilien in Gefahr sei. Die Vorwürfe gegen seinen Vater konnte er in seinen zehn Minuten Redezeit nicht entkräften. Aber vielleicht ging es auch einfach nur um die Bilder.
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Habecks Plan für die CO₂-Speicherung:
Legitimation für Nonsens-Emissionen
Die Bundesregierung hat ihren Plan für die CCS-Technik vorgestellt. Auch Emissionen von Gaskraftwerken sollen gespeichert werden dürfen. Das ist Quatsch.
Leider mit Hintertüren: Die Bundesregierung packt endlich die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid an. Das gefährliche Treibhausgas soll also teilweise gesammelt und zum Beispiel unterirdisch gelagert werden, statt in der Atmosphäre die Temperatur hochzutreiben.
Das ist überfällig, schließlich hat sich die Erde durch die erhöhte Konzentration schon extrem aufgeheizt.
[...] Zum Beispiel bei der Herstellung von Zement: Die ist nicht nur klimaschädlich, weil sie viel Energie erfordert. Durch den chemischen Prozess selbst entsteht CO2, selbst wenn das gesamte Zementwerk mit Ökostrom läuft.
Nun kann und sollte man deshalb probieren, schlicht weniger Zement zu nutzen: Wo möglich, auf andere Baustoffe wie Holz setzen, alte Baustoffe recyceln und vor allem lieber Altbauten sanieren, statt ständig neu zu bauen. Eine gewisse Menge an neuem Zement werden wir aber doch noch brauchen. Für solche eingegrenzten Fälle, in denen wir uns wirklich nicht anders zu helfen wissen, brauchen wir dringend Carbon Capture and Storage, also CCS, wie die Abscheidung und Speicherung von CO2 gemeinhin abgekürzt wird.
Nur leider will die Bundesregierung CCS auch in anderen Fällen erlauben: nämlich bei Gaskraftwerken.
[...] Die gute Nachricht: Es besteht eine Chance, dass sich Kraftwerksbetreiber gar nicht so sehr für CCS interessieren. Auch sie kennen schließlich die Kosten. Und staatliche Förderung soll es für solche Fälle nicht geben. Trotzdem ermöglicht es die Regelung der Gasindustrie mindestens, sich mit einer angeblich klimafreundlichen Zukunft zu schmücken – und so die klimaschädliche Gegenwart in die Länge zu ziehen.
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Ukraine-Krieg | Marschflugkörper | Taurus
Scholz erteilt Taurus-Marschflugkörpern für Ukraine klare Absage
Monatelang hat sich der Kanzler aus der Debatte über eine Lieferung der Taurus-Raketen an die Ukraine herausgehalten. Nun bringt er die Koalitionspartner gegen sich auf.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine eine klare Absage erteilt und dies mit dem Risiko einer Verwicklung Deutschlands in den Krieg begründet. „Deutsche Soldaten dürfen an keiner Stelle und an keinem Ort mit den Zielen, die dieses System erreicht, verknüpft sein. Auch nicht in Deutschland“, sagte Scholz am Montag bei der dpa-Chefredaktionskonferenz. Aus seiner Sicht wäre der Einsatz von Taurus aber nur unter Beteiligung des eigenen deutschen Personals möglich. Deshalb stehe dies derzeit nicht auf der Tagesordnung.
„Diese Klarheit ist auch erforderlich“, betonte Scholz rund zwei Jahre nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. „Ich wundere mich, dass es einige gar nicht bewegt, dass sie nicht einmal darüber nachdenken, ob es gewissermaßen zu einer Kriegsbeteiligung kommen kann durch das, was wir tun.“
[...] Taurus ist eine Präzisionswaffe, die Ziele in 500 Kilometern Entfernung treffen kann. In diesem Radius liegt von der russisch-ukrainischen Grenze aus zum Beispiel der Kreml in Moskau. Die ukrainische Regierung hat bereits im Mai vergangenen Jahres um die Lieferung der Marschflugkörper gebeten, um die russischen Nachschublinien weit hinter der Front treffen zu können. Auch die Union fordert die Freigabe, die Koalitionspartner des Kanzlers, Grüne und FDP, sind ebenfalls größtenteils dafür. Ein Bundestagsbeschluss, in dem die Lieferung von Taurus ausdrücklich gefordert wird, scheiterte aber in der vergangenen Woche...
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Plutonium | Zwischenlager | Umfrage
Umfrage zur Zwischenlagerung: Bürger*innen befürworten staatliche Verantwortung
Was wissen und denken die Menschen im Umkreis der Zwischenlager radioaktiver Abfälle über ihre strahlenden Nachbarn? Dazu hat die Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) eine Umfrage durchführen lassen, deren Ergebnisse sie am veröffentlicht hat. Die Umfrage führt laut dem FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik allerdings „in die Irre“.
Um ein Bild über das Wissen und die Einstellung der BürgerInnen an ihren Standorten zu bekommen, hat das unabhängige Institut aproxima Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung Weimar im Auftrag der BGZ insgesamt 3.500 BürgerInnen in einem Radius von 25 Kilometern um die insgesamt 16 BGZ-Zwischenlagerstandorte online und per Telefoninterview befragt, die erhobenen Daten analysiert und ausgewertet.
Danach halten es rund 70 Prozent der insgesamt 3.500 Befragten für richtig, dass der Staat die Verantwortung für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in Deutschland übernommen hat.
[...] Die Fragen führen jedoch laut FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik zu Wischiwaschi-Antworten. Sachgerecht wären andere Fragen:
- Was schätzen Sie, wie viele Kilogramm Plutonium im Atommülldepot in ihrer Nachbarschaft ungefähr lagern?
- Meinen Sie, dass dieses Lager auch in kriegerischen Zeiten vor Terroranschlägen sicher ist?
- Was schätzen Sie, wie viele Jahre es dauert, bis dieser Atommüll so weit abgeklungen ist, dass er nur noch so stark radioaktiv strahlt wie beispielsweise Uran?
- Sind Sie damit einverstanden, dass entgegen früherer Versprechen die Räumung dieses oberirdischen Zwischenlagers erst Ende dieses oder Anfang kommenden Jahrhunderts geschehen soll?
In Deutschland gibt es 16 Zwischenlager für hochradioaktiven Müll. Alle oberirdisch und alle ohne vertrauenswürdigen Nachweis, dass sie einem nicht auszuschließendem Terroranschlag standhalten würden. Das größte Zwischenlager ist gemessen am radioaktiven Inhalt das Atommülldepot in Gundremmingen. Es hat eine Genehmigung für 240 Trillionen Becquerel. Das sind 240.000.000.000.000.000.000 radioaktive Kernzerfälle pro Sekunde.
Plutonium. In Gundremmingen lagern allein einige hundert Kilogramm Plutonium. Plutonium gilt als übelstes chemisches Element. Es kommt in der Natur praktisch nicht vor und wird erst in den Atomkraftwerken erzeugt. Es strahlt extrem und mit wenigen Kilogramm kann man eine Atombombe bauen.
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Überwachung per Satellit, sehr interessant für das Militär
Jetzt kommen die Überwachungssatelliten, die einzelne Personen beobachten können
Schon bald könnte es keinen Ort auf der Erdoberfläche mehr geben, an dem einzelne Menschen unbeobachtet sind. Eine neue Generation von Satelliten soll schon im kommenden Jahr im Orbit kreisen.
Die Welt kommt der Big-Brother-Dystopie einen weiteren Schritt näher. Das Unternehmen Albedo Space will im Jahr 2025 eine neue Generation von Satelliten im erdnahen Orbit installieren, die Objekte von einer Größe von nur 10 Zentimetern abbilden können. Die Satelliten wären damit zu einer höheren Auflösung fähig als jemals zuvor. Und sie könnten einzelne Menschen gezielt erfassen.
[...] Wie TechCrunch berichtet, haben Bill Gates Unternehmen Breakthrough Energy Ventures sowie das auf Verteidigungstechnologie spezialisierte Shield Capital investiert. Zu den Investoren gehören laut dem Bericht auch das zum Militärkonzern gehörende Booz Allen Ventures, das Investmentunternehmen Cubit Capital und der US-amerikanische Hedge-Fonds-Manager Bill Perkins.
Mit dem jüngsten Finanzierungsschub von 35 Millionen US-Dollar hat das Unternehmen bislang insgesamt 97 Millionen Dollar eingenommen. Im Beirat des Unternehmens sitzen laut der New York Times ehemalige Direktoren von US-Geheimdiensten wie der CIA und der National Geospatial Agency (NGA). Albedo Space hat schon vor knapp einem Jahr einen Vertrag mit dem US-Militär geschlossen.
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Nukleare Teilhabe | Aufrüstung | Abschreckung | Atomwaffensperrvertrag
ICAN-Vorstand zu deutscher Atombombe:
„Die Debatte ist Zeitverschwendung“
Nukleare Aufrüstung in Europa führe nicht zu mehr Sicherheit, sagt Florian Eblenkamp vom Bündnis gegen Atomwaffen ICAN. Er warnt vor einem neuen Wettrüsten.
Herr Eblenkamp, was wäre Ihnen lieber: Eine deutsche Atombombe oder eine gesamteuropäische?
Florian Eblenkamp: Keine der beiden Optionen ist praktikabel – weder technisch noch völkerrechtlich. Politisch wären sie auch nicht opportun. Diese Diskussion ist Zeitverschwendung.
Welche technischen Gründe sprechen gegen die Vorschläge?
Eine eigene Atombombe zu produzieren, würde Jahrzehnte dauern und unfassbare Ressourcen verschlingen. Man kann nicht einfach Uran kaufen und dann schnell so ein Ding bauen, sondern braucht sehr spezielle Technik, die nicht mal eben im Internet verfügbar ist. Dazu kommt die Frage, welche militärischen Fähigkeiten man zusätzlich bräuchte, um die Atomwaffen tatsächlich einzusetzen.
In der Diskussion ist auch ein Modell, in dem sich Europa an den französischen Atomwaffen beteiligt. Die gibt es schon.
In dem Fall kämen aber politische Hindernisse dazu. Wer hätte Zugriff auf diese Bombe? Wer zahlt wie viel dafür? Wie viele dieser Bomben werden geteilt? Außerdem hat sich Deutschland im Nichtverbreitungsvertrag (NVV) völkerrechtlich dazu verpflichtet, keine Kontrolle über Atomwaffen zu erlangen. Man müsste aus diesem Vertrag, der ohnehin schon an Glaubwürdigkeit verloren hat, aussteigen. Das würde sein Ende einläuten. Andere Staaten würden dem Beispiel folgen und man hätte am Ende sicherlich nicht an Sicherheit gewonnen...
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Sanktionen | Banken | Schifffahrt
Ärger für Banken und Reedereien
US-Regierung jagt Putins Auslandshelfer
Indien kauft russisches Öl, chinesische und türkische Banken freuen sich über Geschäfte mit russischen Unternehmen. Viele der ersten Russland-Sanktionen werden von anderen Ländern nicht als Abschreckung, sondern als Chance verstanden. Jetzt hat die US-Regierung die Nase voll.
Indische Öl-Importe füllen die russische Kriegskasse, denn unter anderem der indischen Regierung ist ein gutes Geschäft wichtiger als der russische Angriff auf die Ukraine. Doch derzeit machen russische Öl-Tanker merkwürdige Dinge: Auf dem Weg nach Indien bleiben sie plötzlich stehen, drehen ab oder schalten ihre Ortungssysteme aus, um von Schifffahrtskarten zu verschwinden. Andere legen auf dem Weg zu russischen Ostsee-Terminals überraschende Kehrtwenden ein und ankern stattdessen im Schwarzen Meer. Beobachter sind sich sicher: Die Anzeichen verdichten sich, dass Russland Schwierigkeiten hat, sein Öl zu verkaufen.
[...] Ende vergangenen Jahres haben die USA begonnen, mögliche Verstöße gegen die Preisobergrenze zu untersuchen und mit einem Ausschluss aus dem amerikanischen Finanzsystem zu bestrafen - Washington hat ein neues Kapitel der Russland-Sanktionen eingeleitet.
Griechenland steigt aus
Die Konsequenzen bekommen derzeit auch griechische Schifffahrtsunternehmen zu spüren. Sie verdienen ebenfalls sehr viel Geld mit Öl-Transporten und haben deshalb bis vergangenen September weiter Geschäfte mit Russland gemacht. Zuletzt lehnten die drei führenden griechischen Reedereien weitere Aufträge für November oder später allerdings ab, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
[...] Aber auch an anderer Stelle ist erkennbar, dass die USA und die EU nicht daran denken, ihr Sanktionsregime zu lockern - im Gegenteil.
Schließung russischer Konten
Direkt nach Kriegsbeginn hatten etwa die Vereinigten Arabischen Emirate bereitwillig russische Privatpersonen oder Unternehmen mit neuen Konten, Büroräumen und Kontakten ausgestattet, die in Europa oder Nordamerika nicht mehr willkommen waren. Jetzt allerdings haben mehrere Banken der Emirate aus Angst vor Verstößen gegen die US-Sanktionen begonnen, Zahlungsflüsse von und nach Russland einzuschränken und Konten von russischen Unternehmen und Privatpersonen wieder zu schließen...
25. Februar
Erneuerbare Energien | Bürokratie | Solarpaket
Kaum Solarmodule auf öffentlichen Gebäuden
Photovoltaik-Anlagen sind auf neuen Wohnhäusern ein gewohntes Bild. Aber ausgerechnet der Staat gibt nicht nur bei den eigenen Neubauten bisher ein schlechtes Beispiel ab.
Vor nicht einmal einem Jahr wurde das neue Gebäude für die Kleintier- und Vogelklinik der Justus-Liebig-Universität Gießen feierlich eröffnet. Auf dem modernen Bau gibt es aber keine Photovoltaik-Anlage, die Strom für den Eigenverbrauch liefern könnte. Bei der Planung vor 15 Jahren sei Solar noch unter die Kategorie "Nice to have" gefallen, erklärt Susanne Kraus, Kanzlerin der Uni Gießen: "Wenn Geld knapp war, wurde hier als erstes gestrichen." In Zukunft werde aber jedes neue Gebäude mit einer PV-Anlage geplant, bestehende Bauten sollen nachgerüstet werden.
[...] Bürokratische Hürden
Ein neues Hemmnis haben die Verantwortlichen gerade an der Universität Kassel kennengelernt. Beim Thema Solar gilt die Hochschule als vorbildlich und hat schon 2008 die ersten Anlagen montieren lassen. Doch die neue PV-Anlage darf nicht in Betrieb gehen. "Wir können nicht einschalten", sagt Uni-Kanzler Oliver Fromm. "Denn wir müssen erst ein Zertifikat für 20.000 Euro erwerben".
[...] Solarpaket lässt auf sich warten
Das neue Solarpaket der Bundesregierung könnte wohl das Problem mit dem Zertifikat lösen. Doch das Gesetz ist entgegen der Planung nicht im vergangenen Jahr beschlossen worden.
Kemfert ist dennoch überzeugt, dass der PV-Ausbau auf staatlichen Dächern zumindest in Zukunft schneller gehen wird. Der Staat habe sich zwar viel zu viele bürokratische Hürden in der Vergangenheit selbst aufgebaut. "Aber die werden jetzt Stück für Stück beseitigt", so Kemfert.
Dann könnte es mehr PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden geben, zugleich kämen die Ausbaupläne von Privatleuten und Unternehmen voran. Der Staat könnte dann bei der Energiewende weithin sichtbar auf vielen Dächern genau die Vorbildfunktion erfüllen, der er bislang nicht gerecht wurde.
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Aktionen am Wochenende
Zehntausende gehen erneut gegen Rechtsextremismus auf die Straße
In zahlreichen Städten wird an diesem Wochenende auf Kundgebungen ein Zeichen gegen Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus gesetzt. Unter den Demonstranten sind auch Prominente.
In Deutschland sind am Wochenende erneut Menschen zu Tausenden auf die Straße gegangen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Eine der größten Veranstaltungen begann am Sonntagmittag in Hamburg. Die Organisatoren, darunter die Klimabewegung Fridays for Future, erwarteten etwa 30.000 Menschen. Zu Beginn nannte die Polizei noch keine Teilnehmerzahl...
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Fossile | Energiepreise | Anbieterwechsel
Energiepreise deutlich über Vorkrisenniveau
Heizen, Tanken und Strom sind in den vergangenen drei Jahren erheblich teurer geworden. Einer neuen Erhebung zufolge liegen die Energiepreise mehr als 40 Prozent höher als im Februar 2021.
Die Preise für Heizen, Strom und Tanken liegen laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox drei Jahre nach Beginn der Energiekrise noch immer 41 Prozent über dem Vorkrisenniveau.
[...] Vor allem das Heizen schlägt ins Kontor
Verivox zufolge ist vor allem das Heizen immer noch deutlich teurer als vor drei Jahren. Das Heizen mit Öl verteuerte sich im betrachteten Zeitraum um 64 Prozent, schreiben die Funke-Zeitungen unter Berufung auf die Auswertung. Im Februar 2021 wurden laut der Auswertung für 20 Hektoliter Heizöl noch 1.270 Euro fällig, nun sind es 2.088 Euro.
Auch bei Gas ist demnach ein deutliches Plus zu verzeichnen. Hier stiegen die Kosten bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden von 1.162 Euro auf 2.033 Euro, was einer Steigerung von 75 Prozent entspricht. Kunden können aber durch einen Wechsel des Anbieters Geld sparen. Verivox zufolge gibt es gerade jetzt im Markt einen regen Wettbewerb...
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UNO | Künstliche Intelligenz | Kriegsführung
KI und Krieg: Entgleitet uns Menschen die Kontrolle?
Viele KI-Tools führen zur Verbesserung der Lebensqualität. Bei militärischen Anwendungen lauern aber große Gefahren – bis hin zum Kontrollverlust. Eine Warnung. (Teil 1)
Immanuel Kant, der in diesem Jahr 300 Jahre alt geworden wäre, formulierte 1795 in seiner Schrift "Zum ewigen Frieden" grundlegende Überlegungen zu einer internationalen Friedenspolitik, die in einem Gegensatz zu der heutigen Realität zunehmend militärisch ausgetragener Konflikte stehen. Kant forderte hingegen die Überwindung des kriegerischen Zustands der Menschheit zugunsten einer bewussten Friedensstiftung:
Der Friedenszustand unter Menschen, die neben einander leben, ist kein Naturstand (status naturalis), der vielmehr ein Zustand des Krieges ist, d.i. wenn gleich nicht immer ein Ausbruch der Feindseligkeiten, doch immerwährende Bedrohung mit denselben. Er muß also gestiftet werden (…).
Immanuel Kant
Kant vertrat die Auffassung, dass republikanisch strukturierte Staaten eher zu Frieden als zu Krieg neigen würden und forderte einen internationalen Friedensbund als Voraussetzung der Beendigung aller Kriege.
[...] Die Struktur der UN, insbesondere das Vetorecht der fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat und die relative Machtlosigkeit der UN-Generalversammlung, führt zu einer institutionellen Hilflosigkeit der UN bei gegenwärtigen Konflikten.
Inzwischen kommt allerdings eine die Gesamtsituation verschärfende Problematik hinzu, auf die weder die UN noch die EU oder die nationale Politik vorbereitet sind: Die Entwicklung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Zusammenhang mit modernisierten Waffensystemen.
[...] Auch wenn in der Politik immer wieder betont wird, dass letztlich die Entscheidung über den tödlichen Einsatz einer Waffe bei einem Menschen bleiben muss ("man in the loop"), wird dieses Prinzip teilweise bereits infrage gestellt...
Wer hatte während eines Krieges jemals die Kontrolle? Verbessert KI die Lebensqualität? Von Menschen gemachte Kriege sind besser? So viele Implikationen, ich kann Teil 2 kaum erwarten.
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Polen | Bundeswehr | Litauen
Zum Schutz des Nato-Gebiets
Wie Polen um Bundeswehr-Soldaten wirbt – und wie der Bundestag reagiert
Polens Außenminister Radoslaw Sikorski bringt die Stationierung weiterer Bundeswehr-Soldaten in seinem Land ins Gespräch. Im Bundestag wird dies als Vertrauensbeweis bewertet – und als Zeichen für den Ernst der Lage. Allerdings könnte es ein Kapazitätsproblem geben.
Berlin. Der polnische Außenminister ließ aufhorchen. „Deutsche Soldaten wären bei uns willkommen“, sagte Radoslaw Sikorski der „Neuen Zürcher Zeitung“ und stellte damit die Idee einer Aufstockung deutscher Truppen in Polen in den Raum.
Ein paar Bundeswehr-Soldaten gibt es dort schon: Ein deutscher General leitet das Joint Force Training Center (JTFC) der Nato in Bromberg (Bydgoszcz), ein weiterer ist Teil der deutsch-dänisch-polnischen Spitze des Multinationalen Korps der Nato in Stettin. Im vergangenen Jahr waren zudem für neun Monate drei Patriot-Flugabwehrsysteme im ostpolnischen Zamość nahe der ukrainischen Grenze stationiert.
[...] Ab Ende 2027 sollen in Litauen knapp 5000 Bundeswehr-Soldaten dauerhaft stationiert werden, um das Land gegen einen russischen Angriff zu schützen...
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Künstliche Intelligenz und die Propaganda der Horrorclowns
Neuer OpenAI-Dienst Sora
Täuschend echte KI-Videos: Was, wenn wir gar nichts mehr glauben können?
Das neue KI-Modell Sora der ChatGPT-Erfinder OpenAI generiert täuschend echte Videos. Viele befürchten bereits eine Flut von Desinformationen und äußerst realistischen Deepfakes. Doch was, wenn gar nicht die Videos selbst das Problem sind?
Hannover. Es fühlt sich an wie ein Déjà-vu. Wie damals, im Frühjahr 2023, als plötzlich alle über ChatGPT sprachen. Nun sorgen die Macher des populären KI-Chatbots erneut für Erstaunen, Begeisterung und Angst gleichermaßen: Mit Sora haben sie ein KI-Modell vorgestellt, das aus Text täuschend echte Videoclips generieren kann. Die Ergebnisse sind derart authentisch, dass in den sozialen Netzwerken kontrovers über den Einsatzzweck und die Gefahren der Technik diskutiert wird.
Manch einer zeigt sich hellauf begeistert. Das Videomodell der amerikanischen Start-up-Hoffnung OpenAI werde alle möglichen Branchen „umkrempeln“, heißt es in Postings etwa auf der Plattform Threads. Videografen und professionelle Kameraleute brauche es künftig vielleicht gar nicht mehr, befürchten derweil andere. Und manch einer sieht bereits den Untergang der Unterhaltungsbranche, sollte Künstliche Intelligenz einmal ganze Kinofilme erschaffen können.
Andere wiederum sorgen sich weniger um den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern vielmehr um die Demokratie. Sollte der Zeitpunkt kommen, an dem jeder solche Modelle mit zwei Mausklicks bedienen kann, könnten gefälschte Videos noch und nöcher die sozialen Medien fluten. Schon in den vergangenen Monaten war immer wieder über Desinformationen durch sogenannte Deep-Fake-Videos diskutiert worden, die nicht zuletzt auch Politikerinnen und Politiker trafen.
Was kommt da auf uns zu? Und wie könnten KI-generierte Fake-Videos langfristig zum Problem werden?
Sora macht noch Fehler
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt – so viel sei vorangestellt – ist diese Frage noch eine theoretische. Zwar gab es schon einige prominente KI-Deepfakes – das neue, hochakkurate Sora-Modell steht bislang aber nur ausgewählten Kreativen zur Verfügung und kann noch nicht öffentlich getestet werden.
[...] Fakes müssen nicht perfekt sein
Das Problem: Perfekte Videos sind im Zweifel aber gar nicht nötig, um Schaden anzurichten. „Sora ist absolut in der Lage, Videos zu erstellen, die normale Leute täuschen könnten“, sagt etwa Rachel Tobac, Mitbegründerin von SocialProof Security, einer Hacking-Organisation mit Schwerpunkt auf Social Engineering, gegenüber dem Magazin „New Scientist“. „Videos müssen nicht perfekt sein, um glaubwürdig zu sein.“ Vielen Menschen sei schließlich immer noch nicht klar, dass Videos genauso leicht manipuliert werden können wie Bilder.
Hinzu kommt ein anderes Problem: Die Entlarvung eines KI-Fakes, etwa ein Faktencheck, müsste die Hereingefallenen überhaupt erst mal erreichen. Desinformationskampagnen der Vergangenheit haben gezeigt, dass Factchecking-Portale und journalistische Medien oftmals gegen Windmühlen kämpfen und sich der Fake trotz aller Aufklärung weiterverbreitet.
Und natürlich stoppt auch die technische Entwicklung nicht. Sora ist heute schon um Längen besser als alle anderen zuvor veröffentlichten KI-Video-Generatoren. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis das Modell auch klatschende Hände beherrscht und Städte so baut, dass sie nicht nur optisch hübsch sind, sondern auch Sinn ergeben. Die Möglichkeiten, Fakes von der Realität zu unterscheiden, dürften in der Zukunft damit immer geringer werden.
[...] Manch einer hat mit dem Thema längst innerlich abgeschlossen: „Es ist besorgniserregend. Ich glaube aber nicht, dass wir noch was dagegen tun können – der Zug ist bereits abgefahren“, schreibt jemand. „Die Scheiße, die Sora erzeugen kann, ist so umwerfend real, dass selbst der erfahrenste Videokünstler das nicht kann. Wir sind am Arsch, Mann“, meint ein anderer. Einer kann der Entwicklung aber auch etwas Positives abgewinnen: „Das einzig positive Ergebnis ist, dass die Täuschung durch Technologie ein derart diskutiertes Thema sein wird, dass sich die Menschen endlich der Gefahren bewusst werden.“
Doch was, wenn gerade letztgenanntes Argument langfristig die eigentliche Gefahr birgt? Dass gar nicht das gefälschte Video an sich den Schaden anrichten wird – sondern die Tatsache, dass man überhaupt nichts mehr glauben kann?
Es geht um Verunsicherung
Akteure, die Desinformationen verbreiten, setzten schon seit vielen Jahren auf genau diese Taktik. Stephan Lewandowsky, Professor für Kognitive Psychologie an der University of Bristol, sagte bereits 2019 der „Zeit“, es gehe bei Misinformationen gar nicht mehr darum, falsche Fakten in die Köpfe der Leute zu pflanzen – sondern sie zu verunsichern.
„Es geht darum, Verwirrung und Chaos zu stiften. Das ist heute anders als früher. Russische Bots beispielsweise twittern in den USA auf beiden Seiten des Impfstreits, manche dafür, manche dagegen. (...) Das einzige Ziel ist es, Spaltungen in der Gesellschaft zu vertiefen.“...
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Hintergrundwissen
Die Karte der nuklearen Welt
Wenn diese Hochrisikoanlagen alle von KI kontrolliert werden, dann...
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Die "Interne Suche"
Künstliche Intelligenz | Propaganda | Horrorclowns
16. Februar 2024 - Alexej Nawalny war mutig genug, Putins absurde Tyrannei zu verspotten
4. Juni 2023 - Politik mit Gift, Hetze und Propaganda
4. Mai 2023 - Hirnscanner: US-Forscher kommen mit KI dem Gedankenlesen näher
1. November 2022 - Fürchtet nicht Fortschritt und Technologie, fürchtet Kapitalismus
19. November 2021 - Glasgow Dreamboys 3 - Neues von den Horrorclowns - Glasgow war Gestern
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Die Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume!
https://www.ecosia.org/search?q=Künstliche Intelligenz
https://www.ecosia.org/search?q=Sora
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OpenAI
Sora is an AI model that can create realistic and imaginative scenes from text instructions...
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verbraucherzentrale
24. November 2023 - Künstliche Intelligenz: Funktionsweise, Anwendungsgebiete und Risiken
Künstliche Intelligenz ist längst keine Science-Fiction mehr. Ganz im Gegenteil: Sie ist aus dem Alltag vieler Verbraucher:innen nicht mehr wegzudenken. Aber wie funktioniert Künstliche Intelligenz eigentlich? Wo findet sie überall Anwendung und was sind die Risiken?
Das Wichtigste in Kürze:
- Künstliche Intelligenz ahmt menschliche kognitive Fähigkeiten wie das Lernen und Wahrnehmen nach.
- Künstliche Intelligenz ist in unserem modernen Alltag allgegenwärtig. Sie erleichtert ihn wesentlich und bietet viele Möglichkeiten.
- Bei dem Einsatz von KI werden viele persönliche Daten erhoben. Schützen Sie Ihre Daten!
In einer fremden Großstadt im Berufsverkehr die Ausfahrt verpasst? Kein Problem, binnen Sekunden berechnet das Navigationsgerät die neue, angepasste Route und eine freundliche Stimmte erklärt Ihnen, wie es weitergeht.
Wie ist das möglich? Dahinter steckt eine komplexe Künstliche Intelligenz (kurz: KI; englische Abkürzung AI für Artificial Intelligence). In Echtzeit erhebt sie Daten und wertet diese aus. Das ist nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie sehr KI unseren Alltag heute vereinfacht.
Was ist Künstliche Intelligenz?
Bei der Künstlichen Intelligenz werden Informationssysteme so entwickelt, dass sie kognitive Fähigkeiten des Menschen, etwa das Lernen, die Wahrnehmung und die Kreativität, möglichst gut nachahmen. Ziel ist es, dass sie bestimmte Aufgaben automatisiert übernehmen.
Die KI wird mit allerhand Daten „gefüttert“. Diese analysiert sie nach bestimmten Kriterien und gibt sie sortiert wieder aus. Das kann entweder nach sehr starren Vorgaben ablaufen, wie zum Beispiel bei "Algorithmen" oder auch durch komplexe Prozesse wie beim „maschinellem Lernen“ und „Deep Learning.“...
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Wikipedia
Künstliche Intelligenz (KI), auch artifizielle Intelligenz (AI), englisch artificial intelligence, ist ein Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem maschinellen Lernen befasst. Der Begriff ist schwierig zu definieren, da es bereits an einer genauen Definition von „Intelligenz“ mangelt. Dennoch wird er in Forschung und Entwicklung verwendet.
Ein Versuch der Definition von „Intelligenz“ ist, dass sie die Eigenschaft sei, die ein Wesen befähigt, angemessen und vorausschauend in seiner Umgebung zu agieren; dazu gehört die Fähigkeit, Umgebungsdaten wahrzunehmen, d. h. Sinneseindrücke zu haben und darauf zu reagieren, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und als Wissen zu speichern, Sprache zu verstehen und zu erzeugen, Probleme zu lösen und Ziele zu erreichen.
Praktische Erfolge der KI werden schnell in die Anwendungsbereiche integriert und zählen dann nicht mehr zur KI. Wegen dieses sogenannten „KI-Effekts“ scheint die KI-Forschung sich nur mit harten Nüssen abzumühen, die sie nicht knacken kann, was auch Teslers „Theorem“ zum Ausdruck bringt: „Intelligenz ist das, was Maschinen noch nicht gemacht haben“...
KI bei Tötungsmaschinen und Kriegswaffen
Am 18. September 2021 wurde bekannt, dass der iranische Kernphysiker, Hochschullehrer und Angehörige der iranischen Revolutionsgarden Mohsen Fachrisadeh durch KI-gesteuerte Tötungs-Roboter mit hoher Schusswaffen-Präzision ermordet wurde. Trotz der bekannten Gefährdung des Wissenschaftlers, seiner Eskortierung und seinem starken Personenschutz waren, einem Artikel der New York Times zufolge, nur 15 hochpräzise Schüsse zu seiner Tötung notwendig. Dies wurde durch eine KI-gestützte Gesichtserkennung möglich, die offenbar genau zwischen dem Wissenschaftler, seiner Frau und seinen Kindern unterscheiden konnte. Die Frau saß, genau wie seine Söhne, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt im Auto und blieb beim Attentat dennoch physisch unverletzt. Die Kontrolle über das Attentat erfolgte dem Artikel zufolge aus 1600 Kilometer Entfernung, an einem nicht näher genannten Ort.
Im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine seit dem Februar 2022 ist die mediale Aufmerksamkeit für den Einsatz von KI für militärische Zwecke gestiegen. In Deutschland beschäftigen sich sowohl die Bundeswehr als auch die private Rüstungswirtschaft intensiv mit der Entwicklung und Implementierung von KI-unterstützten Waffensystemen.
Im Mai 2023 erregte der Vortrag eines Colonels der U.S. Air Force Aufsehen, der bei einer Militär-Konferenz in London geschildert hatte, wie KI ihre Einsatz-Parameter verletzt und den eigenen Kontrollturm angegriffen habe, weil sie den menschlichen Operator als Hindernis bei der Erfüllung ihrer Mission betrachtet hätte. Kurz darauf ließ das U.S.-Militär klarstellen, es habe sich um keine echte Übung, sondern lediglich um ein Gedankenexperiment gehandelt...
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YouTube
Suchbegriffe: Künstliche Intelligenz, OpenAI`s Sora
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