Newsletter XXXVIII 2023
17. bis 23. September
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Aktuelles+ | Hintergrundwissen |
Nuclear Power Accidents
Diese PDF-Datei enthält eine Liste bekannt gewordener Zwischenfälle aus den verschiedenen Bereichen der zivilen und militärischen Atomindustrie. Einige dieser Informationen gelangten nur auf Umwegen an die Öffentlichkeit...
Auszug für diesen Monat:
1. September 1982 (INES 5) Tschernobyl, UdSSR
3. September 2017 (6. Atombombentest) Punggye-ri, PRK
5. September 2008 (INES ? Klass.?) Ascó, ESP
9. September 2016 (5. Atombombentest) Punggye-ri, PRK
11. September 1979 (INES 4 NAMS 3,4) Atomfabrik Sellafield, GBR
11. September 1957 (INES 5 NAMS 2,3) Atomfabrik Rocky Flats, USA
13. September 1987 (INES 5) Goiânia, BRA
18. September 1980 (Raketentreibstoff-Explosion) Damascus, USA
22. September 1980 (INES 3 NAMS 1,6) Atomfabrik Sellafield, GBR
23. September 1983 (INES 4) Nuklearzentrum Constituyentes, ARG
24. September 1977 (INES 3) Davis Besse, USA
26. September 2013 (INES 2) Institut für Energie Petten, NLD
26. September 1973 (INES 4 NAMS 2) Atomfabrik Sellafield, GBR
29. September 1957 (INES 6 NAMS 7,3) Atomfabrik Majak, UdSSR
30. September 1999 (INES 4) Atomfabrik Tōkaimura, JPN
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Wir suchen aktuelle Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: nukleare-welt@reaktorpleite.de
23. September
Berlin | Klimawandel | Letzte Generation | Kontraproduktiv
Letzte Generation in Berlin:
Noch irriger als Autoblockaden
Erst das Brandenburger Tor, nun die Blockade des Berlin-Marathons? Mit den Orten ihrer Proteste macht sich die Letzte Generation nur noch mehr Feinde.
Das Beschmieren des Brandenburger Tors am vergangenen Wochenende sei, so hat es die Letzte Generation zu erklären versucht, ein Teil des „Wendepunkts“ gewesen. Um den anzustoßen, seien hunderte Menschen nach Berlin gekommen. Auf diese Weise das Symbol der Freiheit zu attackieren, schien schon kaum vorstellbar – genauso wie Attacken auf einzigartige Kunstwerke.
Am Freitag nun hat die Gruppe angekündigt: „Ja, wir unterbrechen den Berlin-Marathon. Vor der Klimakatastrophe können wir nicht davonrennen.“ Tatsächlich ist der Marathon an diesem Sonntag bestens geeignet, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
[...] Na und?, ließe sich entgegnen. Was ist schon eine Bestzeit? Das ist doch kein Weltuntergang, wenn die mal verfehlt wird? Stimmt, wenn so ein Traum zerplatzt, ist das nichts Existenzielles, sondern etwas hoch Emotionales. Und Emotionalität ist der entscheidende Faktor. Wer das verspielt, verspielt am Ende auch, mehr Leute von mehr Klimaschutz zu überzeugen. Sollte die Letzte Generation wirklich den Berlin-Marathon blockieren, macht sich die Gruppe auf einen Schlag zehntausende neue Feinde.
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Italien fordert von Migranten Kaution
Italien verschärft weiter seine Flüchtlingspolitik. So müssen abgelehnte Migranten künftig eine Kaution von 5.000 Euro zahlen, um Abschiebehaft zu vermeiden. Deutschlands Hilfe für Geflüchtete sorgt zudem für Verärgerung in Rom.
Italien hat beschlossen, dass abgelehnte Asylbewerber künftig eine Art Kaution von 4.938 Euro zahlen sollen. So könnten sie verhindern, während der Prüfung ihres Einspruchs in Abschiebehaft zu kommen. Verschwinde der Asylbewerber dann unberechtigterweise, werde die Kaution einbehalten.
Mit dem Geld sollen die Kosten für Unterkunft und Lebensunterhalt für einen Monat sowie die Kosten für die Rückführung im Falle einer endgültigen Ablehnung des Antrags gedeckt werden. Das sieht ein im Amtsblatt Italiens veröffentlichtes Dekret vor...
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Migration | Asyl | EU-Außengrenze
Streit über Migration
Habeck offen für »moralisch schwierige Entscheidungen« in der Asylpolitik
Die Zahl der Asylbewerber steigt und die Union setzt die Bundesregierung unter Druck. Jetzt bereitet Vizekanzler Robert Habeck seine Grünen auf einen schärferen Kurs in der Migrationspolitik vor. Sein Appell: »die Wirklichkeit annehmen«.
Besonders bei den Grünen tun sich viele mit Verschärfungen des Migrationsrechts schwer. Doch Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck hat nun betont, dass seine Partei zu pragmatischen Lösungen bereit sei, um den Zuzug bereits an den EU-Außengrenzen zu senken.
Bei einer Konferenz mit Bürgermeistern und Landräten sei ihm von Überlastung und Überforderung berichtet worden, sagte der Grünenpolitiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. »Sie sagen, dass sie an vielen Stellen nicht mehr wissen, wie sie die Probleme lösen sollen.« Da herrsche »eine gewisse Dramatik«, sagte er demnach – und zeigte sich offen, dagegen vorzugehen. »Wenn wir nicht wollen, dass der Rechtspopulismus dieses Thema ausbeutet, dann sind alle demokratischen Parteien verpflichtet, bei der Suche nach Lösungen zu helfen.«
[...] »Man sollte aber nicht suggerieren, dass keine Asylbewerber mehr kommen, sobald es stationäre Grenzkontrollen gibt.« Wenn ein Mensch an der Grenze um Asyl bitte, dann müsse der Asylantrag in Deutschland geprüft werden. Entscheidend bleibe also der Schutz der EU-Außengrenzen.
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Dänemark | Asylant | Flüchtling
Europas strengste Asylpolitik
Wie Dänemark seine Flüchtlingszahlen gesenkt hat
Flüchtlinge und Migranten bestimmen in Deutschland mehr und mehr die Debatte. Dabei richtet sich der Blick nach Dänemark. Im Vergleich zu den hiesigen Regeln geht das Land sehr streng mit Einwanderern um. Pläne, Asylverfahren in Ruanda durchzuführen, sind mittlerweile aber vom Tisch.
Während in Deutschland über Möglichkeiten nachgedacht wird, wie man die Zuwanderung begrenzen kann, hat Dänemark längst gehandelt. Ausgerechnet eine sozialdemokratische Regierung verfolgt die wohl strengste Einwanderungspolitik Europas: Als die Sozialdemokratin Mette Frederiksen 2015 Parteichefin wurde, verordnete sie ihrer Partei einen neuen Kurs. Statt Einwanderer und Flüchtlinge willkommen zu heißen, setzte sie auf Abschreckung...
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Flüssig-Erdgas von Rügen bleibt überflüssig
Gegen das umstrittene LNG-Projekt auf Rügen wird seit Tagen protestiert. Nun zeigt ein neues DIW-Gutachten, dass die geplanten schwimmenden Terminals nicht nötig sind, um die Gasversorgung kurz- und langfristig zu sichern.
[...] In der Studie wird hervorgehoben, dass es im vergangenen Winter keine Gasmangellage gegeben habe und sich die Erdgasmärkte in diesem Jahr stabilisiert hätten. Eine Mangellage sei auch für den kommenden Winter nicht absehbar.
Die Gasspeicher in Deutschland und Europa seien jetzt zu Beginn der Heizperiode zu jeweils 95 Prozent gefüllt, betonen die Autor:innen. Zusätzlich gebe es "erhebliche Flexibilitäten" bei der Nutzung der Importkapazitäten für Flüssigerdgas.
"Das fossile LNG-Projekt Mukran ist energiewirtschaftlich nicht notwendig und wird weiterhin nicht dringend zur Vermeidung einer Gasmangellage im Winter 2023/24 benötigt", bilanziert Mitautorin Claudia Kemfert vom DIW. Das Gasprojekt sei auch klimapolitisch kontraproduktiv, weil es zusätzliche Emissionen verursache und die nachhaltige regionale Wirtschaftsentwicklung auf Rügen behindere...
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Reform der UNO | Sicherheitsrat
Die UNO muss reformiert werden
UNO-Generalsekretär Guterres, der ukrainische Präsident Selenskyj und Bundeskanzler Scholz forderten in diesen Tagen übereinstimmend grundlegende Reformen der UNO.
Die meisten Politiker der Welt bedauern die Hilflosigkeit und Machtlosigkeit des UNO-Sicherheitsrates, wenn es um Krieg oder Frieden geht. Solange die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats nur einstimmige Beschlüsse fassen können und die USA, China, Russland, Frankreich oder England ein Vetorecht haben, bleibt dieser sogenannte Sicherheitsrat wirkungslos. Die USA legten ihr Veto beim Irakkrieg ein, Russland kümmert sich beim Krieg in der Ukraine nicht um die UNO und China tut dasselbe bei seiner Drohung mit Krieg gegen Taiwan.
Noch fehlt eine weltweite Autorität, um für Ordnung zwischen den zahlreichen Staaten und Regierungen zu sorgen. Die vereinten Nationen haben es bisher nur selten geschafft, die acht Milliarden Menschen als Weltgemeinschaft oder als Weltfamilie zu einen. Eine erfreuliche Ausnahme ist das Pariser Klimaabkommen, dem alle 196 Regierungen zugestimmt haben. Nur die USA unter Trump waren ausgetreten, sie sind aber unter Präsident Biden an seinem ersten Regierungstag wieder eingetreten...
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23. September 1983 (INES 4) Nuklearzentrum Constituyentes, ARG
Am 23. September 1983 kam es im Nuklearzentrum Constituyentes aufgrund eines Bedienungsfehlers bei der Rekonfiguration des Forschungsreaktors RA-2 zu einer Kernschmelze, bei der insgesamt 18 Personen verstrahlt wurden; einer der Reaktortechniker starb zwei Tage später an den erlittenen Strahlenschäden. (Kosten ca. 76 Millionen US$)
Wikipedia
Accidente nuclear del reactor RA-2
Der nukleare Unfall des Reaktors RA-2, der sich am Freitag, dem 23. September 1983, in Argentinien ereignete, geht auf ein schweres menschliches Versagen bei der Bedienung zurück, das eine Leistungsexkursion im Forschungsreaktor RA-2 auslöste. Der Reaktor befand sich im Centro Atómico Constituyentes, einer Abteilung der Comisión Nacional de Energía Atómica (CNEA). Es handelt sich um den bisher schwersten Unfall in der Geschichte der argentinischen Nuklearentwicklung mit tödlichen Folgen für den mit den Tests beauftragten Techniker. Darüber hinaus wurden 17 weitere Personen je nach Entfernung vom Unfallort unterschiedlich stark verstrahlt ...
Übersetzt mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
22. September
Klimawandel | Olaf Scholz | Klimaschutzgesetz
Klimakanzler a. D.
Ausgerechnet nach dem "Ambitions-Gipfel" der UN entkernt die Ampel ihr wichtigstes Gesetz zum CO2-Sparen. Die FDP setzt sich durch, die SPD duckt sich weg – und die Grünen tragen alles mit.
In dieser Woche hat Olaf Scholz den Klimakanzler gegeben. Beim "Climate Ambition Summit", den UN-Generalsekretär António Guterres in New York einberufen hatte, sagte er, das Jahr 2023 könne ein "Wendepunkt für den Klimaschutz" werden.
Scholz forderte die Weltgemeinschaft auf, sich mehr anzustrengen, um einen "entscheidenden Moment" im Kampf gegen den Klimawandel zu erreichen. Denn: "Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist zweifellos die größte globale Herausforderung unserer Zeit."
[...] Scholz' "Klima"-Regierung entkernt nun das Klimaschutzgesetz, das noch von der Vorgänger-Groko unter anderem nach heftigem Druck der Fridays-for-Future-Bewegung beschlossen worden war und ebenfalls als vorbildlich gilt. Dass die Ampel die Gesetzesnovelle ausgerechnet in der Woche des "Ambitions-Gipfels" in den Bundestag einbrachte, kann man nur als zynisch bezeichnen...
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Schutzgebiete in der Tiefsee | Rohstoffe
Auf die Praxis kommt es an
In New York hat Deutschland ein historisches Hochseeabkommen unterzeichnet. Aber es braucht die Kapazitäten, um es auch umzusetzen.
[...] Immerhin sind erstmals Schutzgebiete im bislang rechtsfreien Raum der Tiefsee möglich.
Allerdings, und das wurde am Donnerstag eben auch schmerzhaft deutlich, sind alle Abkommen ihr Papier nicht wert, wenn sie nicht vor Ort umgesetzt werden. Vor Ort heißt etwa bei den Naturschutzbehörden der Bundesländer, der Kommunen und Kreise. Weil diese ihre Hausaufgaben nicht gut machen, ist Deutschland nun vom EuGH wegen des Verstoßes gegen EU-Recht verurteilt worden.
Die Naturschutzgesetzgebung ist nicht das Problem, es ist ihre Umsetzung. Viel zu wenige Mitarbeiter sitzen in den Behörden, um festzulegen, warum dieses Wald- und jenes Wiesengebiet geschützt werden sollte, welche Maßnahmen dazu nötig sind und wie darin genau gewirtschaftet werden darf...
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Brasilien | Indigene | Agrarlobby
Historischer Erfolg für Indigene:
Oberstes Gericht in Brasilien kassiert umstrittenes Landgesetz
Das Oberste Gericht Brasiliens hat mit deutlicher Mehrheit die Rechte der Indigenen auf ihr traditionelles Land gestärkt – eine Niederlage für die Agrarlobby.
Der Oberste Gerichtshof in Brasilien hat ein gegen die Interessen indigener Gemeinschaften gerichtetes Landgesetz kassiert. Das Gericht in der Hauptstadt Brasilia erklärte die Regelung, die das Ausweisen von Schutzgebieten für Indigene begrenzen sollte, am Donnerstag für verfassungswidrig.
Die Agrarindustrie scheiterte damit in einem jahrelangen Rechtsstreit, um das in der Verfassung verbürgte Recht der indigenen Völker auf Landzuteilungen einzuschränken. Lediglich die zwei von dem früheren rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro ernannten Richter stimmten dafür, neun dagegen. Experten sehen die Schutzgebiete als Bollwerk gegen die Abholzung des Amazonas-Regenwalds - und somit als wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel...
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Polen | Russland | Belarus | Migration | Flucht
Die neue Balkanroute führt über Polen
Polen hat sich zum Drehkreuz für irreguläre Migration nach Deutschland entwickelt: Die Balkanroute verläuft über einen neuen Weg - und Russland schickt noch immer Migranten in Richtung EU.
[...] Der Grund für diese Entwicklung: Polen ist zum Drehkreuz für einen großen Teil der Asylmigration nach Deutschland geworden. Zum einen verläuft die Balkanroute mittlerweile durch Polen. Dazu kommt Russland, das zusammen mit Belarus weiterhin Migranten in Richtung Europäische Union schickt. Unklar ist dagegen noch, ob der aktuell diskutierte Visa-Handel in Polen die Zahlen noch weiter in die Höhe treiben könnte.
[...] Sicherheitskreisen zufolge zeigt kaum eines der Länder entlang der neuen Balkanroute Interesse, die Migranten zu registrieren und damit verantwortlich für deren Asylgesuch zu sein. In verschiedenen Städten in Nordserbien sollen sich Schleuserbanden etabliert haben, die Organisierte Kriminalität soll mittlerweile weite Abschnitte der Balkanroute beherrschen. Migration ist nämlich auch ein Geschäft. Schleuser bemühen sich, möglichst gute Angebote zu machen - und Routen ausfindig zu machen...
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22. September 1980 (INES 3 NAMS 1,6) Atomfabrik Sellafield, GBR
Korrosion im Magnox-Lagersilo des Gebäudes B38 führte zur Freisetzung von 2 Tbq Plutonium. (Kosten ca. 55 Millionen US$)
Langsam aber sicher werden alle relevanten Infos zu Störungen in der Atomindustrie aus Wikipedia entfernt!
Wikipedia
Der Komplex wurde durch einen katastrophalen Brand 1957 und durch häufige nukleare Störfälle bekannt und unter anderem deshalb auch in Sellafield umbenannt. Bis Mitte der 1980er Jahre wurde der im täglichen Betrieb anfallende Atommüll in großen Mengen in flüssiger Form über eine Pipeline in die Irische See abgeleitet.
Radiologische Freisetzungen
Zwischen 1950 und 2000 gab es 21 schwerwiegende Zwischenfälle oder Unfälle mit radiologischen Freisetzungen außerhalb des Werksgeländes, die eine Einstufung auf der internationalen Skala für nukleare Ereignisse rechtfertigten, einen auf Stufe 5, fünf auf Stufe 4 und fünfzehn auf Stufe 3. Darüber hinaus gab es in den 1950er und 1960er Jahren über längere Zeiträume hinweg bekannte, absichtliche Freisetzungen von Plutonium und bestrahlten Uranoxidpartikeln in die Atmosphäre ...
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AtomkraftwerkePlag
Sellafield (ehemals_Windscale), Großbritannien
Vergleichbare Atomfabriken gibt es überall auf der Welt:
Uran-Anreicherung und Wiederaufarbeitung - Anlagen und Standorte
Bei der Wiederaufarbeitung lässt sich das Inventar abgebrannter Brennelemente in einem aufwändigen chemischen Verfahren (PUREX) voneinander separieren. Abgetrenntes Uran und Plutonium können danach erneut verwendet werden. Soweit die Theorie ...
21. September
Rüstungsindustrie | Kartell | Bußgeld
Waffenbauer aus Nürnberg
EU bestraft Diehl wegen Handgranaten-Kartells
Jahrelang haben die Rüstungsunternehmen Diehl und RUAG den europäischen Markt für Handgranaten unter sich aufgeteilt. Aufgrund dieser unerlaubten Absprache verhängt die EU ein Millionen-Bußgeld. Doch nur der deutsche Hersteller muss zahlen.
Der in Nürnberg ansässige Rüstungshersteller Diehl muss wegen einer unerlaubten Marktabsprache mit einem Konkurrenten eine Geldbuße in Höhe von 1,2 Millionen Euro zahlen. Das Bußgeld hat die EU-Kommission nach einem Vergleichsverfahren verhängt, wie die EU-Behörde mitteilte. "Wir belegen heute Diehl mit einer Geldbuße, weil das Unternehmen mit seinem Konkurrenten RUAG aus der Schweiz ein Kartell gebildet hat, das den Verkauf von Handgranaten betraf", sagte EU-Wettbewerbskommissar Didier Reynders.
[...] RUAG muss keine Strafe zahlen, weil das Unternehmen die EU-Kommission im Zuge einer Kronzeugenregelung in Kenntnis gesetzt habe. Die Geldbuße für Diehl sei um 50 Prozent ermäßigt worden, weil das Unternehmen mit der Kommission zusammengearbeitet habe. Eine weitere Ermäßigung erfolgte, weil Diehl die Vorwürfe eingeräumt habe...
1,2 Millionen Euro Strafe! Ich frage mich, wie viel die Ermittlungen und das Verfahren den Steuerzahler gekostet haben? Die armen Nürnberger Waffenschmiede müssen also tatsächlich eine ihrer Portokassen plündern, was für eine Schande. Diese ach so seriösen Herren des Todes in ihren grauen Anzügen müssen zudem auch noch die schrecklichen Bauchschmerzen vom ROFLing "Rolling On the Floor Laughing" ertragen und werden sicherlich noch lange Zeit unter ihrem schlechten Gewissen leiden.😡
MiK, der militärisch-industrielle Komplex hat mal wieder gezeigt, wie es läuft, und die EU hat sich als zahnloses Tigerlein mit dekorativem Feigenblatt geoutet.
Ich sollte mir eine KI-Bildermaschine zulegen, allein das Bild des Tiger-Kätzchens mit Feigenblatt wäre es schon wert.
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Friedensbewegung | Rüstung | Stasi
DDR-Friedensbewegung
40 Jahre "Schwerter zu Pflugscharen": Eine Schmiedeaktion mit Folgen
Als der Wittenberger Kunstschmied Stefan Nau am Abend des 24. September 1983 aus einem Schwert eine Pflugschar schmiedete, hallten die Schläge weiter als gedacht. Sogar das Westfernsehen sendete die Bilder. Doch Stasi und SED-Führung waren von der Aktion gleichermaßen überrascht. Obwohl die Friedensbewegung beflügelt wurde, änderte sich am Rüstungswettlauf nichts. Das Jubiläum der Schmiedeaktion wird am Donnerstag in Wittenberg gefeiert.
Der Kirchentag in Wittenberg 1983 war für die Stasi ein Großeinsatz, auch weil westdeutsche Politiker vor Ort waren, unter anderem Richard von Weizsäcker, damals noch regierender Bürgermeister von Westberlin und später Bundespräsident. Folglich waren unter den mehr als 1.000 Menschen im Wittenberger Lutherhof auch einige Stasi-IM. Was sich dort dann abspielte, schien den anwesenden Geheimdienstleuten so wichtig zu sein, dass sie noch am selben Abend einen Bericht verfassten. Um 22:30 Uhr setzen zwei Augenzeugen der Stasi eine Sofortmeldung ab: "Unter viel Beifall mit Hei- und He-Rufen wurde das Schmiedefeuer dazu benutzt, um symbolhaft ein Schwert zum Pflugschar zu schmieden."...
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Atomwaffenverbotsvertrag | ICAN | Aktionswoche
ICAN Deutschland präsentiert: "Jetzt erst recht!"
Politische Aktionswoche
Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen Deutschland (ICAN Deutschland) und deren Kooperationspartner, darunter die ärztliche Friedensorganisation IPPNW, geben bekannt, dass die Aktionswoche "Jetzt Erst Recht!" vom 21. bis 26. September 2023 in ganz Deutschland stattfinden wird. Ziel der Initiative ist es, die Bemühungen zur weltweiten Abschaffung von Atomwaffen zu verstärken und politische Entscheidungsträger*innen dazu zu bewegen, sich aktiv für Deutschlands Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag einzusetzen.
Mehr als 650 deutsche Abgeordnete im Europaparlament, im Bundestag und in den Landtagen haben bereits die ICAN-Abgeordnetenerklärung für das Atomwaffenverbot unterzeichnet...
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Wissing muss Bundesverkehrswegeplan endlich natur- und klimagerecht anpassen
BUND-Auswertung: Mobilitätswende gelingt nur mit Neugestaltung des BVWP 2030
- Bundestag muss Bedarfspläne zum BVWP 2030 anpassen
- Verkehrswegeplanung muss Mobilitätswende klima- und naturverträglich umsetzen
- Minister Wissing sollte ressortübergreifend arbeiten und Klimaschutzblockade aufgeben
Die aktuelle Praxis der Bundesverkehrswegeplanung ist veraltet und so nicht zukunftsfähig. In einer heute veröffentlichten Broschüre erläutert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), welche Fehler bei den aktuellen Plänen zum Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen gemacht werden und zeigt, wie eine nachhaltige Mobilität gelingen könnte. Ein Umsteuern ist nötig, um die Zukunft der Mobilität in Deutschland endlich aktiv zu gestalten. Im Rahmen der aktuell laufende Bedarfsplanüberprüfung zum aktuellen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) müssen Reformen umgesetzt werden...
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Erwärmung und CO2 Anstieg lassen Meerwasser sauer werden
Wie stark ist die Versauerung der Ozeane?
Streifengrafik verdeutlich Abnahme von pH-Wert und Aragonitgehalt in den letzten 40 Jahren
Unsichtbare Gefahr für die Meereswelt: Neue weltweite Vergleichsmessungen zeigen, wie weit die Ozeanversauerung in den letzten 40 Jahren fortgeschritten ist. Demnach hat der pH-Wert der Weltmeere seit 1982 um 0,07 Punkte abgenommen, der Gehalt des für Meerestiere wichtigen Carbonats Aragonit um zehn Prozent. Treiber der Entwicklung sind vor allem die steigenden CO2-Werte der Atmosphäre, aber auch die Erwärmung der Ozeane, wie die Forschenden berichten. In interaktiven Streifengrafiken machen sie diese Trends nun deutlich.
Die physikalische Basis dafür ist schon seit langem bekannt: Wenn der Kohlendioxidgehalt der Luft ansteigt, löst sich mehr CO2 im Wasser der Ozeane. Als Folge entsteht Kohlensäure und macht das Meerwasser saurer. Gleichzeitig reagiert ein Teil des CO2 mit den im Wasser gelösten Carbonatverbindungen wie Aragonit und führt dazu, dass deren Gehalt im Wasser abnimmt. Meerestiere wie Korallen, Muscheln und Schnecken benötigen diese Carbonate jedoch, um ihre Schalen und Stützgerüste zu bilden.
In den letzten Jahren haben Studien im Labor und in einigen Meeresgebieten zwar bereits gezeigt, dass die Schalen von Muscheln und Meeresschnecken zunehmend dünner werden und Korallen schlechter wachsen. Unklar war jedoch bisher, wie stark die Ozeanversauerung zugenommen hat und wie schnell sie fortschreitet...
20. September
Polen | Korruption | Bestechung
Polen: Illegaler Handel mit Arbeitsvisa gefährdet Regierung
Im polnischen Außenministerium wurde ein lukrativer Handel mit Arbeitsvisa betrieben, die Regierung versucht nun, den Fall kleinzureden und geht im großen Stil zum Angriff auf die Opposition über.
Die Affäre kann der Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) die Wahl am 15. Oktober kosten. Nach tagelangem Schweigen trat Außenminister Zbigniew Rau am Montag endlich vor die Mikrophone. Er entschied sich für die arrogante Tour. „Eine Kaskade an Fake-News“ seien die Berichte über die Visa-Affäre, sagte er scheinbar selbstsicher am Montag gegenüber den Medien. Es seien nur 200 solcher Fälle gewesen.
Michal Szerba und Dariusz Jonski, zwei Oppositionspolitiker des Parteienbündnisses „Bürger-Koalition“ (KO), welche Einsichten in Unterlagen haben, behaupten, dass Außenminister Zbigniew Rau über die Praktiken informiert gewesen sei. Ein entsprechendes Dokument wurde von ihnen publiziert.
Sie gehen von 350.000 solcher Fälle aus. Bis zu 5000 Dollar pro Kopf gezahlt sollen verlangt worden sein, so Recherchen der Zeitung „Gazeta Wyborcza“, welche die Praktiken aufgedeckt hat...
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Europaparlament | Greenwashing | Verbraucherschutz | Werbung
Kampf gegen leere Werbeversprechen
EU einigt sich auf Verbot von Greenwashing
Die EU will Verbrauchern bessere Informationen über Nachhaltigkeit liefern. Werbebotschaften wie »umweltfreundlich«, »klimaneutral« oder »biologisch abbaubar« sollen verboten werden – sofern es keine Belege dafür gibt.
»Umweltfreundliche« Shampoos oder »klimaneutrale« Milch – derlei Bezeichnungen verfangen bei so manchem Konsumenten. Doch vage Produktangaben sollen in der EU künftig verboten werden, wenn es dafür keinen Nachweis gibt. Darauf haben sich Vertreter von Europaparlament und EU-Staaten geeinigt.
Verbraucherinnen und Verbraucher sollen zudem deutlich mehr Informationen bekommen, wie lange ein Produkt haltbar ist – und ob es repariert werden kann. Damit wird die Liste der EU über verbotene Geschäftspraktiken deutlich erweitert...
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Europäische Kommission | Glyphosat | Pestizide
Umstrittenes Glyphosat soll in der EU weitere 10 Jahre verwendet werden
Die Europäische Kommission wird empfehlen, die Verwendung von Glyphosat in der EU für 10 Jahre wieder zuzulassen, sagten hohe EU-Beamte am Mittwoch.
Glyphosat, eine Chemikalie, die in Herbiziden wie Unkrautvernichtern verwendet wird, ist eine Quelle der Kontroverse, seit die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation 2015 zu dem Schluss kam, dass es wahrscheinlich krebserregend für den Menschen ist.
EU-Beamte bestätigten jedoch am Mittwoch, dass die EU-Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in einer Bewertung im Juli keine kritischen Bereiche gefunden hatte, die Anlass zur Besorgnis geben könnten, und dass sie eine Verlängerung der Zulassung der Substanz in der EU um zehn Jahre empfehlen würde.
Beamte räumten jedoch ein, dass die EFSA-Analyse Datenlücken aufweise und es versäumt habe, Schlussfolgerungen zu bestimmten Aspekten, u. a. zur Ernährung der Verbraucher, zu ziehen.
Die EU-Zulassung für Glyphosat lief im Dezember 2022 aus, wurde jedoch vorübergehend verlängert, bis die Bewertungen der EFSA und der ECA, der EU-Chemikalienagentur, vorliegen.
Der Vorsitzende des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments, Pascal Canfin, reagierte auf die Entscheidung auf der Social-Media-Plattform X, früher Twitter, und prangerte an, dass die Entscheidung gegen wissenschaftliche Empfehlungen verstoße.
[...] Die Nichtregierungsorganisation Pesticides Action Network Europe erklärte, die Entscheidung stehe "in krassem Gegensatz zum Willen der Europäer" und verwies auf eine kürzlich durchgeführte IPSOS-Umfrage in sechs EU-Ländern, wonach nur 14 Prozent der Bürger die Verlängerung der Verwendung von Glyphosat befürworteten.
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Frankreich | Fossile | LNG-Terminal
"Gas tötet": Greenpeace gegen Konzerne, die Ukraine-Schock missbrauchen
Protestaktion gegen neues LNG-Terminal in Le Havre. Gas-Unternehmer nutzen Ukraine-Krieg schamlos aus, sagen Umweltschützer. Wie ein fossiler Notstand fabriziert wird.
Während gegen LNG-Terminals in Deutschland, insbesondere vor der Insel Rügen, weiter protestiert wird, versuchten am Montag Aktivist:innen von Greenpeace Frankreich, ein neues Flüssiggasterminal des Öl- und Gaskonzerns TotalEnergies im Hafen von Le Havre zu blockieren.
Die Aktivist:innen fuhren mit Kajaks zwischen der Hafeneinfahrt um dem Tanker, der das Terminal transportierte, hin und her. Sie schrieben zugleich die Aufschrift "Gas kills" ("Gas tötet") mit weißer Farbe auf die Schiffswand.
Hélène Bourges, Kampagnenleiterin für die Bereiche Öl, Transport und Ozeane bei Greenpeace Frankreich, schreibt in einer Pressemitteilung:
Dieses LNG-Terminal ist ein weiteres eklatantes Beispiel für die "Schock-Doktrin", bei der die Gasbetreiber ihre öffentlichen Botschaften und ihre Lobbyarbeit von der "Energiewende" auf die "Energiesicherheit" verlagert und zynisch die Gelegenheit genutzt haben, nach den durch die russische Invasion in die Ukraine ausgelösten Energieversorgungsproblemen die Regierungen zu massiven, unnötigen Investitionen in den Ausbau von fossilen Gasimporten und Infrastrukturen zu verleiten.
Das schwimmende LNG-Terminal mit einer Länge von 280 Metern erreichte schließlich den Hafen. Es sollte eigentlich bereits am 15. September in Betrieb genommen werden, um die "Energiesicherheit Frankreichs" während des durch den russischen Einmarsch in die Ukraine ausgelösten Krieges zu gewährleisten, so die französische Regierung.
Greenpeace stellt jedoch infrage, dass der Ausbau von LNG notwendig ist, um den Energiebedarf Frankreichs und des übrigen Europas nach der russischen Invasion zu decken. Das gelte auch für den Fall eines kalten Winters, anders, als das französische Energiewende-Ministerium behauptet...
19. September
Verkehrspolitik | Infrastruktur
Greenpeace-Analyse
Deutschland ist in Europa Spitzenreiter beim Stilllegen von Zugstrecken
Die Verkehrswende wird ohne eine starke Bahn wohl kaum gelingen. Doch laut einer Greenpeace-Analyse hat Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich mehr Geld in Straßen gesteckt als in die Schieneninfrastruktur.
Deutschland hat in den vergangenen knapp 30 Jahren etwa doppelt so viel in Straßen investiert wie in seine Schieneninfrastruktur. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie und des T3 Transportation Thinktank im Auftrag von Greenpeace. Zudem habe Deutschland mehr Streckenkilometer für Bahnreisende stillgelegt als andere europäische Länder.
Für die Analyse wurden laut Greenpeace die Investitionen in die Straße und die Schiene in den 27 EU-Staaten sowie in Großbritannien, Norwegen und der Schweiz untersucht. Vergleichbare Daten für diese 30 Länder lagen für die Jahre 1995 bis 2018 vor. In diesem Zeitraum wurde demnach im Schnitt 66 Prozent mehr in Straßen als in die Schiene investiert.
Deutschland gab demnach sogar doppelt so viel Geld (110 Prozent) für Straßenverkehr aus. 278,4 Milliarden Euro flossen in Straßen, nur 132 Milliarden Euro in die Schiene...
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Dänemark | Wärmepumpe | Fernwärme
Eine Wärmepumpe für eine ganze Stadt
Im dänischen Esbjerg entsteht derzeit die weltgrößte Wärmepumpe ihrer Art, erdacht und erbaut von einer Augsburger Firma. Warum wird die Technik in Deutschland bislang nicht eingesetzt?
[...] Der Projektleiter und die ganze Firma MAN sind stolz auf das Produkt. Noch vor Jahren stand der Fortbestand der Augsburger Tochter auf der Kippe. Dann kam ein neuer Chef und eine neue Strategie: weniger Diesel, mehr Technik zur Bewältigung der Energiewende. Und dazu passend auch gleich ein neuer Name: MAN Energy Solutions.
Demnächst liefert die Technik aus Augsburg Fernwärme für bis zu 25.000 Haushalte beziehungsweise 100.000 Menschen. In sieben Jahren soll Esbjerg CO2-neutral sein, sagt Bürgermeister Jesper Frost Rasmussen: "Die Menschen von Esbjerg erwarten von uns, dass wir grüne Lösungen finden. Sie haben erkannt, dass wir unser Leben anders leben müssen als zuvor", so der Politiker von der konservativ-liberalen Venstre-Partei.
Deutschland hinkt hinterher
Das Kohlekraftwerk im Hafen, das bislang die Fernwärme für die siebtgrößte Stadt Dänemarks geliefert hat, wird demnächst abgeschaltet. Fernwärme für die Stadt liefert dann vor allem die Pumpe. Die Großwärmepumpen der Augsburger Firma MAN sind weltweit gefragt, bis hin nach Neuseeland und den USA. Doch in Deutschland kommt bislang kein Projekt zustande. Dabei könnte man sie gerade jetzt brauchen...
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Menschenrechte | Versammlungsfreiheit | Präventivhaft
Deutschland schränkt laut Bericht Versammlungsfreiheit ein
In einer digitalen Weltkarte rechnet Amnesty International die Bundesrepublik erstmals zu den Ländern, die das Recht auf Protest erschweren. Kritisiert wird unter anderem die Präventivhaft für Klimaaktivisten in Bayern.
Amnesty International beobachtet weltweit eine Zunahme staatlicher Unterdrückung von Protest. Behörden wendeten zunehmend unrechtmäßig Gewalt an und erließen repressive Gesetze, um Proteste niederzuschlagen, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Auf ihrer weltweiten Karte "Protest Map" werde erstmals auch Deutschland aufgeführt als ein Land, in dem die Versammlungsfreiheit eingeschränkt werde.
In mindestens 86 der untersuchten 156 Länder hätten staatliche Stellen im vergangenen Jahr unrechtmäßige Gewalt gegen friedlich Demonstrierende eingesetzt, erklärte Amnesty. In 37 Ländern hätten Sicherheitskräfte sogar tödliche Waffen verwendet. Die Recherchen hätten außerdem gezeigt, dass Protestierende in 79 der untersuchten Länder willkürlich inhaftiert worden seien. Teils seien Demonstrierende schweren Repressionen ausgesetzt, würden gefoltert, misshandelt, verschwänden einfach oder würden getötet.
Deutschland unter anderem wegen Präventivhaft gelistet
Deutschland sei erstmals als Land gelistet, in dem das Recht auf Versammlungsfreiheit zunehmend eingeschränkt werde, hieß es. Angeführt werden Beispiele für Präventivhaft, Schmerzgriffe, repressive Gesetzgebung und Versammlungsverbote. Vor allem Klimaaktivistinnen und -aktivisten seien zurzeit zunehmenden Repressionen ausgesetzt...
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Wasserstoff | Ammoniak | Schiffsverkehr
Seeschifffahrt
Mit Wasserstoff statt Schweröl schippern
Mehr als 20 große Konzerne von Amazon über Ikea bis Tchibo schreiben einen CO2-freien Schiffstransport aus. Das soll ein Anreiz für Reeder und Hersteller von Wasserstoff und "grünen" Kraftstoffen sein.
Rund 90 Prozent des Welthandels werden auf dem Seeweg abgewickelt. Die Flotte – ob Frachter, Containerschiffe oder Tanker – wird mit Schweröl angetrieben, einem extrem umwelt- und klimaschädlichen Treibstoff. Täglich verkehren auf den Weltmeeren an die 100.000 Schiffe.
Der Schiffsverkehr insgesamt ist für über 2,5 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, Tendenz steigend. Über 20 bekannte Großkonzerne haben hier nun eine Initiative gestartet, um den Schiffstransport klimafreundlicher machen.
Die Unternehmen, darunter Amazon, Ikea, Levi's, Nike und Tchibo, starteten eine Ausschreibung über den Transport von 600.000 Standardcontainern auf Schiffen, die mit emissionsfreien Treibstoffen betrieben werden. Dies entspricht nach Angaben der Initiatoren über drei Jahre gerechnet einer Einsparung von rund einer Million Tonnen CO2-Emissionen, in etwa die Menge, die von 215.000 Verbrenner-Autos ausgestoßen wird...
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Klimawandel | Artensterben | Massenaussterben
Artenschwund kappt ganze Stammbaum-Äste
Aktuelles Massenaussterben betrifft auch komplette Gattungen, Familien und Ordnungen
Rapider Schwund: Das Artensterben raubt dem Lebensstammbaum nicht nur seine kleinsten Zweige – die Verarmung erstreckt sich auch auf dickere Äste in Form ganzer Gattungen und Familien, wie eine Studie enthüllt. Demnach sind seit dem Jahr 1500 allein bei den Landwirbeltieren 73 Gattungen, zehn Familien und zwei Ordnungen ausgestorben. Ohne menschliche Einflüsse hätte das Aussterben so vieler höherer Stammbaum-Ebenen rund 18.000 Jahre gebraucht. Der Lebensstammbaum hat demnach größere Lücken als bisher angenommen.
Im Laufe seiner Geschichte hat unser Planet immer wieder große Massenaussterben durchlebt, bei denen bis zu 75 Prozent der gesamten Lebenswelt ausstarben. Auslöser waren oft Klimaveränderungen durch extremen Vulkanismus oder zerbrechende Kontinente, aber auch Asteroideneinschläge wie vor 66 Millionen Jahren am Ende der Dinosaurier-Ära. Aktuell befinden wir uns mitten im sechsten Massenaussterben, Ursache ist diesmal jedoch der Mensch. Seit es unsere Spezies gibt, sind bereits hunderte Arten ausgestorben. Eine Million weitere sind aktuell kurz davor...
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Pakistan | Waffen | Ukraine | Kredit
Bomben für Notkredite: Wie die USA Pakistan dazu brachten, der Ukraine Waffen zu liefern
Was haben der Sturz von Imran Kahn und IWF-Kredite mit dem Ukraine-Krieg zu tun? The Intercept enthüllt einen geheimen US-Deal. Es geht um Erpressung und Demokratieverachtung.
Im April 2022 unterstützten die USA das pakistanische Militär bei dem Vorhaben, ein Misstrauensvotum zu organisieren, um Premierminister Imran Khan abzusetzen. Im Vorfeld der Absetzung äußerten Diplomaten des US-Außenministeriums gegenüber ihren pakistanischen Amtskollegen ihre Verärgerung über die, wie sie es nannten, "aggressiv neutrale" Haltung Pakistans zum Ukraine-Krieg unter Khan.
Als der Konflikt begann, befand sich Khan, der damals Premierminister war, auf dem Weg nach Moskau zu einem seit Langem geplanten bilateralen Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Besuch empörte Washington.
Die USA warnten vor schwerwiegenden Folgen, falls Khan an der Macht bleibe. Man versprach zugleich, dass im Falle seiner Absetzung "alles verziehen" würde.
Nachdem das Militär Khans Sturz vollzogen hatte, begann es, dessen Partei durch eine Welle an Morden und Massenverhaftungen zu eliminieren...
18. September
PFAS | Krebsrisiko | Frauen
Studie aus den USA
Studie zeigt Zusammenhang zwischen PFAS im Körper und Krebsrisiko bei Frauen
Einmal in der Umwelt, werden »ewige Chemikalien« kaum abgebaut – und können etwa die Gesundheit gefährden. Eine Untersuchung zeigt nun: Frauen haben ein besonderes Risiko.
Sie sind in Shampoos, der Beschichtung von Pfannen oder Regenkleidung und in Verpackungen: PFAS, sogenannte ewige Chemikalien, befinden sich in etlichen Dingen des Alltags. Schon lange stehen sie in Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein, etwa die Funktion der Leber oder Schilddrüse beeinträchtigen oder Krebs auslösen zu können. Eine Studie im Fachblatt »Journal of Exposure Science & Environmental Epidemiology« zeigt nun: Bei Frauen können die Chemikalien zu einem erhöhten Krebsrisiko führen.
Personen, die an Brust-, Eierstock-, Haut- und Gebärmutterkrebs erkrankt sind, hatten den Forschenden zufolge höhere Werte endokrinschädigender Chemikalien im Körper, die unter bestimmten Voraussetzungen das Hormonsystem beeinflussen können. Damit sei zwar nicht bewiesen, dass die Exposition gegenüber Chemikalien wie PFAS und Phenolen zu den Krebsdiagnosen geführt habe, heißt es in einer Mitteilung zu der Studie. Aber es sei ein deutliches Zeichen dafür, dass sie eine Rolle spielen könnte und weiter untersucht werden sollte...
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Eine Mehrheit der Europäer glaubt nicht, in einer Demokratie zu leben
Die Ergebnisse einer neuen Studie sind alarmierend. Autoritäre Einstellung haben sich verfestigt. Über demokratisches Misstrauen und undemokratische Politik.
In Deutschland, aber auch in vielen anderen europäischen Ländern, wird zurzeit heftig über die wachsende politische Entfremdung großer Teile der Bevölkerung von den etablierten Parteien diskutiert. So hat die AfD in den letzten Umfragen stark an Zustimmung gewonnen, in Brandenburg liegt die Partei mit 32 Prozent sogar an der Spitze des Bundeslandes.
In manchen EU-Staaten haben sich zugleich in den letzten beiden Jahrzehnten mehr oder weniger autoritäre politische Systeme entwickelt, vor allem in Polen und Ungarn. In fast allen Ländern des Kontinents sind rechtsextreme Parteien auf dem Vormarsch. Kritisiert werden die Regierungen und Parlamentarier als korrupt, während sie Interessen und Bedürfnisse der einfachen Menschen nicht im Blick haben.
Eine neue Untersuchung zeigt, wie weit die Kluft mittlerweile gewachsen ist zwischen der politischen Elite und ihrer Demokratie-Rhetorik einerseits und der Einschätzung der Bevölkerungen in den EU-Staaten andererseits.
Das alarmierende Ergebnis: Nur ein Drittel der Europäer glaubt, dass ihr Land demokratisch regiert wird, und nur 20 Prozent sind mit der Funktionsweise des politischen Systems zufrieden. Das deutet auf eine schwere Krise der Repräsentation hin...
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Photovoltaik | Stromspeicher | Steuern
Umsatzsteuervorteil für Photovoltaik bleibt dauerhaft
Der reduzierte Steuersatz oder auch Nullsteuersatz beim Kauf von Photovoltaikanlagen und Stromspeichern wird dauerhaft gültig sein, wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) auf Basis einer Auskunft des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) betont.
Der reduzierte Steuersatz oder auch Nullsteuersatz beim Kauf von Photovoltaikanlagen und Stromspeichern wird dauerhaft gültig sein, wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) auf Basis einer Auskunft des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) betont. Die seit Jahresanfang geltende Steuerbefreiung hatte zuletzt mit dazu beigetragen, dass in der ersten Jahreshälfte mehr Solarstromanlagen und Solarstromspeicher im Eigenheimsegment verbaut wurden als im Gesamtjahr 2022. Gleichzeitig entstand jedoch bei vielen Verbraucher:innen Verunsicherung darüber, auf welchen Zeitraum die Steuererleichterung angelegt ist.
Zuvor hatten viele Betreiber:innen von Solarstromanlagen durch mühsame bürokratische Steuerkniffe die Umsatzsteuer teilweise wieder zurückholen können. Das ist seit Anfang 2023 nicht mehr nötig, da der Mehrwertsteuersatz, der bei Kauf und Installation dem Anlagenbetreiber in Rechnung gestellt wird, null Prozent beträgt...
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Libyen | Dammbrüche | Katastrophe
Überschwemmungen in Libyen:
UN warnen vor weiteren möglichen Dammbrüchen
Während in den Trümmern von Derna weiter nach Opfern der Überschwemmungen gesucht wird, sorgen sich die Vereinten Nationen wegen der Lage an zwei weiteren Dämmen. Ein tödlicher Autounfall mit griechischen Nothelfern überschattet den Einsatz.
In Libyen sind eine Woche nach der verheerenden Sturm- und Dammbruchkatastrophe womöglich zwei weitere Dämme in Gefahr. Das UN-Nothilfebüro OCHA äußerte am Sonntagabend Sorge über den Dschasa-Damm zwischen der teils zerstörten Stadt Derna und Bengasi sowie den Kattara-Damm nahe Bengasi. Berichte über die Lage seien widersprüchlich. Nach Angaben der Behörden seien beide Dämme in gutem Zustand und funktionierten. Am Dschasa-Damm würden nach Angaben der Behörden Pumpen installiert, um den Druck von der Staumauer zu nehmen, so OCHA.
Zwei Dammbrüche hatten in der Nacht zu vergangenen Montag in der Hafenstadt Derna schlimmste Zerstörungen angerichtet. Tausende Menschen sind ums Leben gekommen, Tausende werden noch vermisst. Genaue Zahlen haben die Behörden bislang nicht. Die Stadt hatte vor der Katastrophe etwa 100 000 Einwohner...
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Humanitäre Interventionen, Frieden statt Krieg und Aufrüstung
Krieg und Frieden
»BRD liefert mehr Panzer als Rettungswagen«
Bundesweite Aktionswoche gegen Krieg und Aufrüstung. Nazigegner, Umwelt-und Friedensgruppen mobilisieren. Gespräch mit Michael Schulze von Glaßer
Unter dem Motto »Stoppt das Töten in der Ukraine – für Waffenstillstand und Verhandlungen!« organisieren Sie eine an diesem Montag startende bundesweite Aktionswoche mit Protestaktionen. Wen wollen Sie damit adressieren?
Unsere Adressaten sind die russische und die ukrainische Regierung, die Bundesregierung und die EU. Also alle am Krieg beteiligten Regierungen. Aber selbstverständlich auch die eigene Bevölkerung.
[...]
Welchen Weg hin zum Frieden wollen Sie mit Ihrem Protest statt dessen aufzeigen?
Es gibt viele Alternativen. Zum Beispiel eine deutliche Ausweitung der humanitären Hilfe. Es kann nicht sein, dass Deutschland mittlerweile mehr Panzer an die Ukraine geliefert hat als Rettungswagen. Zweitens fordern wir Verhandlungen zwischen allen am Konflikt beteiligten Parteien. Dieser Krieg wird mit einer Verhandlung enden, auch wenn einige das nicht wahrhaben oder sehen wollen. Es gab ja bereits Initiativen – von Brasilien, China und anderen. Darauf müssen sich alle Konfliktparteien einlassen, hierauf drängen wir mit unseren Aktionen...
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18. September 1980 (Raketentreibstoff-Explosion) Damascus, USA
Wikipedia
Unfälle mit Titan-Interkontinentalraketen
18. September 1980 – Komplex 374-7, Little Rock AFB, Arkansas
Bei Wartungsarbeiten an der Titan-II-Rakete im Silo 374-7 ließ ein Soldat die Nuss eines Schraubenschlüssels fallen. Diese stürzte ins Silo und schlug den mit Aerozin-50 gefüllten Treibstofftank der ersten Raketenstufe leck. Nachfolgend wurde das Silo und später das Startkontrollzentrum des Komplexes evakuiert. In den frühen Morgenstunden des 19. September sollten zwei Zweimannteams den Komplex betreten und eine Bestandsaufnahme vornehmen. Um 3 Uhr morgens entzündete sich der Treibstoff und die Rakete explodierte im Silo. Durch die Explosion wurden 22 Personen verletzt, einer der Soldaten erlag später seinen Verletzungen im Krankenhaus. Die 740 t schwere Siloabdeckung landete etwa 200 m vom Silo entfernt. Der Mk.6-Wiedereintrittskörper wurde zerstört, der darin befindliche W-53-Sprengkopf (9 Megatonnen Sprengkraft) wurde jedoch weitgehend intakt in etwa 100 m Entfernung vom Silo gefunden. Das Silo 374-7 wurde komplett zerstört, das Startkontrollzentrum blieb jedoch vollkommen intakt.
Der Dokumentarfilm Damascus, USA. Der GAU (englisch: Command and Control, deutsche Erstausstrahlung bei arte am 21. Juli 2020) handelt von diesen Ereignissen. SAC beschloss wegen der hohen Kosten, das Silo nicht wieder herzurichten. Der Unfall offenbarte viele Mängel im Management des Titan-II-Programmes durch SAC und trug zum Beschluss zur Ausmusterung der Raketen bei...
YouTube
arte Doku - 01:27:29
Zeithistorischer Thriller über einen Unfall in einem Atomwaffensilo der USA, der um ein Haar mehrere amerikanische Großstädte vernichtet hätte: Anhand der Erinnerungen von Luftwaffen-Soldaten, Rüstungsingenieuren und Ersthelfern wird die Kette der Ereignisse im US-amerikanischen Städtchen Damascus nachgezeichnet, die beinahe zur nuklearen Katastrophe geführt hätten...
17. September
Afrika | Europa | Flüchtlinge
Europäische Flüchtlingspolitik:
Aufbau statt Abschottung
Nicht 8.000 Menschen sind in Not, sondern 8 Millionen suchen nach sicheren Orten. In Europa wie auch in Afrika wird ihre Arbeitskraft gebraucht.
Afrika kollabiert. In Libyen spülen Überschwemmungen eine halbe Stadt ins Meer, Zehntausende ertrinken. In Marokko kracht der Hohe Atlas in einem schweren Erdbeben zusammen und verschüttet Dörfer mit Tausenden Menschen. Weiter südlich sorgen Militärputsche für regionale Spannungen und Instabilität, die Wirtschaft liegt brach. Sudans neuer Krieg hat die aktuell größte Flüchtlingskrise der Welt hervorgerufen, die Opfer finden in keinem Nachbarland dauerhaften Schutz.
Die neue Flüchtlingskrise auf Lampedusa sorgt in Europa für hektische Reaktionen. Doch was sind 8.000 Boat People gegen 8 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene in der gesamten Region von Sudan bis Mali? Man kann nicht in Europa den Notstand ausrufen und den tausendfach größeren Notstand in Afrika ignorieren, an dem weder EU-Kriegsschiffe vor Libyen noch EU-Finanzhilfen für Tunesien irgendetwas ändern werden. Die Menschen, die jetzt aus Afrika fliehen, haben keine andere Wahl...
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Kalifornien | fossile Brennstoffe | Fossil Lobby
Power-Change: Kalifornien fordert Verbreitungsverbot von Kohle, Gas und Öl
Kalifornien fordert einen Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe. Das macht auch wirtschaftlich Sinn. Hier die Gründe dafür.
Kalifornien, eine der größten Volkwirtschaftsregionen der Welt, hat im Parlament der Forderung nach einem Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe zugestimmt. Der Vorschlag stieß auf großen Widerstand von Öl- und Gaslobbyisten sowie von 40 Industriegruppen, die sich zusammenschlossen, um ihn zu blockieren. Dennoch erhielt er mit großer Mehrheit die Zustimmung des kalifornischen Parlaments.
In der Resolution wird US-Präsident Biden aufgefordert, die pazifischen Staaten dabei zu unterstützen, sich um ein Verhandlungsmandat für einen Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe zu bemühen.
Der Bundesstaat Kalifornien festigt damit sein Engagement im Kampf gegen die anhaltende Erdaufheizung und schließt sich nun über hundert anderen Regierungen aus der ganzen Welt an, um den Vorschlag für einen Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe Wirklichkeit werden zu lassen.
Der erfolgreiche Initiator ist die Initiative "Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty", die damit auf dem Weg zum Ausstieg von Erdöl, Erdgas und Kohle einen weiteren großen Erfolg erzielt hat...
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„Die Spitze des Eisbergs“ – Argentinien geht gegen Nazi-Druckerei vor
Der Fund von hunderten Nazi-Devotionalien in einer Druckerei in Argentinien löst eine Schockwelle im Land aus. Behörden rechnen mit weiteren Funden.
Buenos Aires - Als die argentinische Bundespolizei diese Woche eine Razzia in einem Haus am Stadtrand von Buenos Aires durchführte, fand sie Hunderte von Büchern, die mit Hakenkreuzen und Reichsadlern verziert waren. Einige der Werke verherrlichten Adolf Hitler, während andere den Holocaust leugneten und eine revisionistische Geschichte des Zweiten Weltkriegs lieferten...
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Neues Whistleblower-Gesetz
Bundesmeldestelle erhält 100 anonyme Hinweise
Vor zweieinhalb Monaten hat der Bund eine Stelle für Whistleblower geschaffen, die bereits rege genutzt wird: Mehr als 100 Meldungen sind laut Justizministerium eingegangen. Unternehmen haben noch bis zum Ende des Jahres Zeit, Hinweisgebern ein sicheres Portal einzurichten.
Seit dem Inkrafttreten des sogenannten Whistleblower-Gesetzes sind bei der neu geschaffenen externen Meldestelle des Bundes mehr als 100 Hinweise eingegangen. Wie eine Sprecherin des Justizministeriums auf Anfrage mitteilte, hat die beim Bundesamt für Justiz angesiedelte Meldestelle von Anfang Juli bis zum 12. September insgesamt 113 Meldungen erhalten. Die meisten davon gingen den Angaben zufolge über ein Online-Formular ein. Auch die Beratungsleistung der Meldestelle werde rege in Anspruch genommen, sagte die Sprecherin...
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Geschichte versus Geschichten oder die Zukunft unserer Demokratie
Aiwanger und die Folgen:
Eine Zukunft, vor der mir graut
Geschichtsrevisionismus hat das Land fest im Griff. Von Aiwanger und Söder bis zur AfD wird die Nazivergangenheit als gar nicht so schlimm entsorgt.
Der Herbst bricht langsam an, jedenfalls in Bayern, wo ich die letzte Woche war. Grauen Himmel und graue Gesichter gab es hier auf Plakaten für die Landtagswahl Anfang Oktober. Vor dem Hotel, in dem ich untergebracht war, hing an einer Laterne ein AfD-Plakat, nicht weit davon machten die Freien Wähler für sich Werbung und Markus Söder grinste irgendwo auch noch sein Grinch-Lächeln. Normal eben. Mir hat sich trotzdem innerlich etwas zugeschnürt. Gut, ich war krank. Fiebrig, Halsweh. Aber das Engegefühl lag weiter unten, in der Brust.
Zu Bayern hatte ich schon immer ein ambivalentes Verhältnis. Seit der Affäre um Hubert Aiwanger jedoch brauche ich Abstand zu diesem Bundesland, das ist mir nach dem letzten Besuch klar geworden. Mit welchem Selbstbewusstsein Bayerns Vize die Vorwürfe gegen ihn abgebügelt hat, mit welcher Überzeugung er in der Lage war, all das als Kampagne gegen ihn zu verkaufen, wie er diese Erzählung auch jetzt noch weiterträgt und, wie kürzlich, kritische Fragen in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen nachträglich streichen lassen möchte, befremdet mich zutiefst.
Seit Ministerpräsident Söder „Schwamm drüber“ verkündet hat, präsentiert Aiwanger gefühlt stündlich auf X neue Umfrageergebnisse, die ihn in seiner Arroganz und Uneinsichtigkeit bestätigen. Wenn an diesem Sonntag gewählt würde, kämen die Freien Wähler laut BayernTrend auf 17 Prozent! Sie liegen damit vor den Grünen, ein Höchstwert für die FW. In Deutschland kann man mit Hitlergruß-Vorwürfen und NS-verharmlosenden Flugblättern davonkommen – und die Wähler jubeln einem noch zu.
Aiwanger hat ein erinnerungspolitisches Schlachtfeld hinterlassen. Eines, das der AfD ganz gelegen kommt, deren Politiker ja regelmäßig den geschichtspolitischen Grundkonsens infrage stellen, ganz bewusst.
Oma und Opa
Alexander Gauland, der die NS-Zeit als „nur ein Vogelschiss“ in 1.000 Jahren deutscher Geschichte bezeichnete; ebenfalls Gauland, der 2017 argumentierte, man müsse sich die Nazizeit nicht mehr „vorhalten“ lassen; Björn Höckes „Denkmal der Schande“-Rede im Januar 2017; Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, der in einem TikTok-Video „unsere Vorfahren“ von Verbrechen freisprach und die jungen Zuschauer aufforderte, herauszufinden, „was Oma und Opa, Uroma und Uropa gemacht haben, was sie gekämpft und gelitten haben“. Und AfD-Chefin Alice Weidel, mit deren Aussage jüngst im ARD-Sommerinterview, dass sie – anders als ihr Co-Vorsitzender Tino Chrupalla – im Mai nicht an einem Empfang in der russischen Botschaft in Berlin zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs teilgenommen habe, da sie die „Niederlage des eigenen Landes“ nicht „mit einer ehemaligen Besatzungsmacht“ habe feiern wollen, ein neuer Höhepunkt erreicht ist.
2017 veröffentlichte der neurechte Ideologe und Chefredakteur seiner Zeitschrift Sezession, Götz Kubitschek, den Text „Selbstverharmlosung“. Er spricht darin Empfehlungen für die AfD aus, um die „emotionale Barriere“ der Wählermassen zu beseitigen. Und er plädiert darin auch für die „Schaffung neuer Gewohnheiten“. Politiker der AfD versuchen immer wieder, Grenzen zu verschieben, „in Grenzbereichen des gerade noch Sagbaren und Machbaren provozierend vorzustoßen“, wie es Kubitschek in seinem Text formuliert. Parteivertreter betreiben Schuldumkehr, zeigen offen, dass sie nicht bereit sind, sich mit den Verbrechen des NS-Regimes auseinanderzusetzen, diese überhaupt anzuerkennen und sich von ihnen abzugrenzen.
Bricht also eine neue Zeit an? Eine Zeit der „neuen Gewohnheiten“? Ich will nichts überdramatisieren. Doch Geschichtsrevisionismus sitzt in Gestalt einer parlamentarischen Vertretung in Landtagen und im Bundestag. An neue Gewohnheiten gewöhnt man sich meist schneller als gedacht. Das ist es, was ich fürchte.
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Hintergrundwissen
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Die Karte der nuklearen Welt
Geschichte wird zu "Fake News" und die Wahrheit wird durch unterhaltsame Geschichten ersetzt: Radioaktiver Tee schmeckt besser! Da haben alle ihren Spaß und klopfen sich vor Freude auf die Schenkel.
Die interne Suche nach
Geschichte | Geschichten | Demokratie
brachte u.a. folgende Ergebnisse:
1. Juli 2023 - Die Wutbürger-Republik oder: Alle spielen für die AfD
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4. Juni 2023 - Politik mit Gift, Hetze und Propaganda
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Kommunikation ist eine hohe Kunst
YouTube
Geschichtsrevisionismus
https://www.youtube.com/results?search_query=Geschichtsrevisionismus
MrWissen2go - 10. Juni 2023 - 10:59
Deshalb ist die AfD gerade so erfolgreich
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JDFA - 13. Februar 2021 - 2:19
Rechtsextremer Opfermythos und Geschichtsrevisionismus
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ZDF Magazin Royale - 8. Oktober 2021 - 23:31
Ist die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung verfassungsfeindlich?
Playlist - Radioaktivität weltweit ...
In dieser Playlist finden sich über 150 Videos zum Thema
Die Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume!
Geschichtsrevisionismus
https://www.ecosia.org/search?q=Geschichtsrevisionismus
Bundeszentrale für politische Bildung
Revisionismus (präziser: Geschichtsrevisionismus) ist ein wesentlicher Bestandteil Link hat Vorschau-PopupInterner Link: rechtsextremer Ideologien. Er verfolgt das Ziel, die Geschichtsschreibung zum Beispiel über den Nationalsozialismus aus politischer Motivation umzudeuten und so Verbrechen des NS-Regimes zu relativieren.
Dem Revisionismus geht es – anders als von seinen Vertretern oft behauptet – nicht um eine wissenschaftliche und objektive Auseinandersetzung mit Geschichte. Stattdessen manipulieren Revisionisten häufig Fakten, um den Nationalsozialismus zu verharmlosen. Zu diesem Zweck werden beispielsweise historische Dokumente und Überlieferungen bewusst fehlinterpretiert, der eigenen Ansicht widersprechende Forschungsergebnisse ignoriert oder bestimmte Ereignisse komplett geleugnet...
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Bildungsstätte Anne Frank
Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus
Wie die Rechten die Geschichte umdeuten
Die Neue Rechte kämpft ihren Kampf um kulturelle Hegemonie – und die Deutungshoheit über die jüngere Geschichte ist einer seiner wichtigsten Schauplätze. Zwar ist Geschichtsrevisionismus kein neues Phänomen, doch mit dem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte in den vergangenen Jahren, dem Einzug der AfD in den Bundestag und in sämtliche Landtage sowie der Gründung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung werden geschichtsrevisionistische Positionen auch in der Öffentlichkeit zunehmend prominenter geäußert.
Die Umdeutung der Geschichte soll dabei einen positiven Bezug zur „eigenen Nation“, zur „Volksgemeinschaft“ herstellen – die in der Vorstellung der Neuen Rechten selbstverständlich weiß und christlich ist: Jüdinnen und Juden, Muslime, People of Color und Homosexuelle gehören nicht dazu...
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Wikipedia
Als Geschichtsrevisionismus oder Revisionismus bezeichnet man Versuche, ein wissenschaftlich, politisch und gesellschaftlich anerkanntes Geschichtsbild zu revidieren, indem bestimmte historische Ereignisse wesentlich anders als in der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft dargestellt, erklärt oder gedeutet werden. Der Ausdruck Revisionismus stammt ursprünglich aus der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und der Kritik des Staatssozialismus und ist nicht auf Geschichtsdeutung begrenzt. Im englischen Sprachraum bedeutet historical revisionism meist wertfrei eine neue Interpretation historischer Ereignisse auf der Basis neuer empirischer Daten.
Im Unterschied zur quellenbasierten „Revision“ (Korrektur) einer historischen Ereignisdarstellung nehmen Akteure des rechtsextremen Geschichtsrevisionismus aus ideologischen Motiven eine inhaltliche Umdeutung der Vergangenheit vor. Sie deuten besonders die Zeit des Nationalsozialismus um, indem sie die NS-Verbrechen leugnen, relativieren oder verharmlosen. Dazu bedienen sich rechtsextreme Geschichtsrevisionisten bestimmter Manipulationsmethoden der Geschichtsfälschung und Geschichtsklitterung. Sie bezeichnen diese Versuche als „Revisionismus“, um sie als Forschung auszugeben. Historiker stufen ihre Publikationen jedoch als pseudowissenschaftliche Propaganda ein...
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Newsletter XXXVII 2023 - 10. bis 16. September
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